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Die blonde Witwe

Die blonde Witwe

Titel: Die blonde Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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stimmen. Dann hatte er Andrea ausgeschaltet und in der Zwischenzeit...
    Ich sprang auf und riß die Schubladen meiner alten Nußbaumkommode auf.
    Wenn auch Frau Wagner kein Mädchen zum Liebhaben war, so war sie doch eine ordentliche Frau. Meine Hemden pflegten ausgerichtet wie Soldaten in der Schublade zu liegen.
    Jetzt taten sie das nicht. Jemand hatte in meiner Wäsche gewühlt, hatte etwas gesucht.
    Nicht schwer zu erraten, was er gesucht hatte.
    Ich zog den »Brehm« heraus und blätterte ihn durch, meine siebenundzwanzig halbierten Hunderter waren verschwunden.
    Nun gut, damit hatte sich Mister I auch noch die zweitausendsiebenhundert Mark gespart und mir darüber hinaus den Beweis erbracht, daß ich ein Rindvieh war.
    Ich verspürte das Verlangen, zur Polizei zu gehen.
    Vorerst aber wollte ich nichts überstürzen, weshalb ich erst einmal frühstückte. Hesekiel überraschte mich dabei mit einem Kunststück: er stellte sich jedesmal, wenn ich einen Bissen zum Mund führte, neben mir auf die Hinterbeine und drehte sich ruckartig im Kreis. Er sah dabei so drollig aus, daß ich erst hinterher merkte, wer nun gefrühstückt hatte. Hesekiel nämlich.
    Dafür trank ich meinen dünnen Kaffee und zermarterte mir das Hirn nach einer Story für die Polizei; ich hätte zu gern die Versicherung dabei aus dem Spiel gelassen.
    Schließlich genehmigte ich mir einen kleinen Schluck Kognak, was mein Denkvermögen und meine Phantasie beflügelte. Von der Versicherung, fand ich, brauchte ich überhaupt nichts zu sagen. Der Hotelier Duklas hatte mich ganz einfach gebeten, die Pistole wegzunehmen, damit seine Frau nicht erfuhr, daß er sich selber umgebracht hatte. Er wollte ihr damit nur den Gedanken ersparen, sie habe ihn womöglich dazu veranlaßt; er wollte ihr jedes Schuldgefühl an seinem traurigen Ende nehmen. War das glaubhaft?
    Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Einen Versicherungsschwindel konnte man mir kaum nachweisen.
    Also auf zur Polizei.
    Auf dem Korridor traf ich noch einmal mit Frau Wagner zusammen. Sie liebte es, immer wenn ich kam oder ging, ganz zufällig durch den Korridor zu schleichen.
    »Ein wirklich sehr freundlicher Herr«, sagte sie nochmals betont. »Ihr Chef?«
    »Noch nicht. Aber vielleicht wird er es noch.«
    »Und so gebildet«, fuhr sie fort. Ihre kleinen, farblosen Augen glänzten. »So einen Herrn müßte man als Untermieter haben. Der würde wohl auch seine Miete immer pünktlich bezahlen.«
    »Sie bekommen Ihr Geld schon noch«, tröstete ich sie. Es klang nicht sehr überzeugend.
    »Ja«, sagte sie hämisch. »Aber wann. Nur schrecklich, das mit seinen Händen, nicht?«
    »Was denn?«
    Erstaunt schaute sie mich an.
    »Die Ezzeme«, sagte sie. »Daß er immer Handschuhe tragen muß.«
    »Ekzeme heißt es«, sagte ich. Und dann ließ ich sie stehen, stieg mit Hesekiel die Treppe hinunter und machte mich auf in Richtung Polizeipräsidium in der Ettstraße.
    Am nächsten Zeitungskiosk kaufte ich mir die Abendzeitung, überflog die Schlagzeilen im Gehen, und dann machte ich so plötzlich kehrt, daß ich Hesekiel mit der Leine beinahe erwürgt hätte.
    Ich rannte nach Hause, warf mich auf meine Couch und begann den neuesten Artikel über den Mordfall Duklas zu lesen.
    Die Schlagzeile mit dem dicken, roten Strich darunter, lautete:

    POLIZEI SUCHT ZERRISSENE HUNDERTMARKSCHEINE

    Meine Hände zitterten, als ich weiterlas:
    Noch immer fahndet die Polizei nach dem Mörder des Hoteliers Paul Duklas aus Pöcking am Starnberger See. Der Verdacht richtet sich in erster Linie gegen eine Person, die vermutlich im Besitz eines oder mehrerer zerrissener Hundertmarkscheine ist oder schon in Umlauf brachte.
    Wer kann sachdienliche Angaben machen? Wo wurden zerrissene und wahrscheinlich zusammengeklebte Hundertmarkscheine beobachtet? Wo wurden sie in Zahlung gegeben?
    Mitteilungen, die auf Wunsch auch vertraulich behandelt werden, nimmt jedes Polizeirevier entgegen.
    Rätselhaft, woher die Polizei etwas von den Hundertmarkscheinen wußte. Ich hatte dem Toten doch siebenundzwanzig Stück halbierte Hunderter aus der Tasche genommen. Hing das mit dem Überfall auf mich zusammen? Hatte man der Polizei absichtlich Material gegen mich in die Hände gespielt?
    Jedenfalls saß ich jetzt herrlich in der Tinte. Aus der Menge meiner Probleme war allerdings nur noch eins übrig geblieben: Wie zieht der Journalist Jerry Petersdorff seinen Kopf aus dieser klug und teuflisch ausgelegten Schlinge?
    Und warum war eigentlich die

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