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Die blonde Witwe

Die blonde Witwe

Titel: Die blonde Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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glaubst. Außerdem hast du wohl vergessen, daß du mich selber dazu ermuntert hast, mitzuspielen. Was kann ich dafür, daß nun alles anders gekommen ist?«
    Sie räumte die Zeichnungen von der Couch, hockte sich provozierend darauf und sagte: »Ich verstehe das Ganze nicht. Er hat sich erschossen, gut, so war’s ja vereinbart. Und du hast die Pistole weggenommen, das war auch vereinbart. Wieso sind sie dann hinter dir her? Und wie ist das mit den halbierten Hundertern, von denen dieser Offermann erzählt hat?«
    Es gibt soviel Unheil in der Welt, das von Menschen mit einem schlechten Gedächtnis ausgeht.
    Ich erklärte Gitta die wahren Zusammenhänge und schloß: »Du warst es, die mir zugeraten hat, als ich unsicher geworden war. Und du hast versprochen, mir Päckchen ins Gefängnis zu bringen. Alles vergessen?«
    »So ziemlich«, sagte sie. »Außerdem bist du ja noch nicht im Gefängnis. Meiner Ansicht nach gehörtest du hinein, denn kein vernünftiger Mörder schleppt einen Hund mit sich herum.«
    »Ich bin auch kein Mörder, Gitta.«
    Ihre grauen Augen blickten mich fast traurig an.
    »Eben«, sagte sie. »Nicht einmal das. Schenk dir noch mal ein.«
    Ohne es zu merken, hatte ich das Glas ausgetrunken. Ich holte mir noch eins, obwohl ich beim Gehen das erste bereits spürte.
    Hesekiel beschnupperte intensiv die Blumenbank.
    »Mir auch ein Glas«, sagte Gitta. »Der Schreck am frühen Morgen. Und mit der Arbeit ist es jetzt sowieso Essig. Kurz und gut, du willst bei mir bleiben, oder?«
    Ich stand auf, setzte mich neben sie und legte meinen Arm um ihre Schultern.
    »Ursprünglich wollte ich das tatsächlich. Aber der Offermann hat mir das vermasselt. Es wird nicht allzulange dauern, bis die Kripo kommt und dich ausquetscht. Dafür wird er schon sorgen. Es geht ihm jetzt darum, von der Wirtschaft und seinen Mohrrüben zu Mord und Gerichtssaal überzuwechseln. Ich habe noch eine Adresse, die niemand kennt.«
    Sie schob meinen Arm von ihren Schultern.
    »Ist sie hübscher als ich?«
    »Keine Spur. Sie hat Sommersprossen bis in die Ohren, sie schielt ein wenig nach außen, und drittens ist sie meine Tante.«
    Ich sah, daß sie mir kein Wort glaubte.
    »Gut«, sagte sie. »Was also willst du von mir? Warum bist du überhaupt zu mir gekommen?«
    »Ich brauche nichts weiter als eine kleine Plastiktüte.«
    »Was?«
    »Einen kleinen Beutel aus Plastikfolie. Wasserdicht. Ich muß doch unterwegs Futter für Hesekiel sammeln können.«
    Er hob den Kopf von Gittas Blumenbank und sah mich fragend an. Ich nickte ihm nur schweigend zu, während Gitta kopfschüttelnd in ihre kleine Musterküche verschwand.
    Sie brachte mir den Beutel, groß genug, um zwei Pfund Orangen darin zu verwahren, und ich sagte:
    »Jetzt habe ich noch eine Bitte: könntest du mir noch zwei oder drei belegte Brote machen? Ich möchte heute nicht gleich in aller Öffentlichkeit speisen.«
    »Du hältst dich heute in ausgesprochen bescheidenen Grenzen. Sonst noch einen Wunsch, außer dem, mich zu heiraten?«
    Sie lächelte huldvoll.
    Ich schüttelte ernsthaft den Kopf.
    »Diesen Wunsch habe ich nicht mehr, Gitta.«
    Sie drehte sich in der Tür um.
    »Oh, Jerry! Ist es diesmal etwa die kleine, hilflose Duklas?«
    »Unsinn«, sagte ich. Ich sagte es zu schnell und zu ärgerlich. »Die ist viel zu jung für mich. Nein, ganz einfach weil... Mach mir die Brote, ich muß weg.«
    Als sie verschwunden war, holte ich die Pistole aus meiner inneren Jackentasche und verpackte sie in dem Plastikbeutel, was Hesekiels regste Anteilnahme hervorrief. Schließlich hob ich den großen Topf mit der wunderschön blühenden Azalee aus Gittas Blumenbank und vergrub die Pistole darunter im losen Torf.
    Nachdem ich sämtliche Spuren beseitigt und Hesekiel an die Leine genommen hatte, wartete ich beruhigt auf die belegten Brote.
    Eine Viertelstunde später verabschiedete ich mich von Gitta.
    »Du ahnst gar nicht, wie sehr du mir geholfen hast. Vielen Dank. Übrigens — kennst du zufällig einen Versicherungsdirektor?«
    »Zufällig ja. Aber nicht deinen von der AVAG. Er ist Chef der ILV. Ich mache hin und wieder Prospekte für seine Gesellschaft.«
    »Interessant. Und menschlich — wie ist so ein Mann als Mensch?«
    Sie lehnte ihr hübsches Köpfchen an den Türrahmen und bekam träumerische Augen.
    »Ich habe ihn auf einer Party kennengelernt. Er brachte mich mit seinem tollen Auto heim, wollte noch eine Tasse Kaffee bei mir trinken, gab mir sein Ehrenwort, daß er anständig

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