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Die blonde Witwe

Die blonde Witwe

Titel: Die blonde Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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niemand? Seit einer Stunde schon rufe ich an. Ich wäre jetzt selber zum Nachsehen gekommen.«
    Ich schielte auf meine Armbanduhr. Es war acht Uhr vorbei.
    »Was gibt’s denn?« fragte ich harmlos. »Ich habe die ganze Zeit auf den Wagen nach Reichenhall gewartet.«
    »Auf der Straße vermutlich«, sagte er bissig. »Sonst hätten Sie das Telefon ja hören müssen. Ich habe was für Sie, aber ich kann nicht weg. Können Sie ‘reinkommen, oder soll ich Sie abholen lassen?«
    »Ich komme ‘rein«, sagte ich rasch. Das Fahren in Polizeiwagen wurde mir allmählich lästig. »Ich bin gleich im Präsidium. Ich nehme ein Taxi.«
    Aus war der Traum von schwarzem Kaffee. Ich verließ das gastliche Haus, bekam auch bald ein Taxi und fuhr damit in die Ettstraße.

    »Haben Sie die Pistole?« fragte Margreiter, als ich noch kaum richtig in seinem Büro war.
    »Nein, noch nicht. Ich wollte gestern abend anrufen, aber meine Tante hat sich nicht gemeldet. Vielleicht war sie im Theater.«
    Er warf mir einen kurzen, bösen Blick zu.
    »Ihre Tanten!« knurrte er. Dann zog er Papiere aus einem großen Umschlag. »Da, das habe ich vorhin bekommen. Aus Stuttgart. Die Personalakte von Peter Heidemann. Und zwei Fotos.« Er gab mir die beiden Aufnahmen. »Kennen Sie den?«
    »Ich glaube ja«, sagte ich, nachdem ich mir die Bilder lange angeschaut hatte.
    Margreiter sprang auf.
    »Ja? Wo ist er? Was wissen Sie von ihm? Ist er der Mann aus dem Imbißraum, unser großer Unbekannter?«
    »Nein«, sagte ich. »Das ist er leider nicht. Aber ich — ich möchte sagen, daß ich weiß, wo er ist.«
    Margreiters Gesicht rötete sich.
    »Herr Petersdorff! Ich schätze es absolut nicht, wenn man mir auf diese alberne Tour kommt. Entweder Sie wissen was, dann haben Sie es uns mitzuteilen, und wenn Sie nichts wissen, dann halten Sie den Mund und tun nicht so geheimnisvoll. Also: wer ist dieser Mann?«
    »Herr Peter Heidemann«, sagte ich.
    Sein Gesicht rötete sich noch mehr.
    »Verdammt noch mal, das wissen wir selber. Wo ist er? Und was hat er mit dem Fall Duklas zu tun?«
    »Das werde ich heute feststellen, und es ist selbstverständlich, daß ich Ihnen sofort Bescheid gebe.«
    Er atmete ein paarmal tief ein und aus.
    »Der Teufel soll euch Journalisten holen!« Voll bitterer Ironie fragte er: »Was kann ich nun für den Herrn tun? Wohin gedenken Sie sich jetzt zu wenden?«
    »Nach Reichenhall«, sagte ich.
    »Zu der kleinen Duklas? Bleibt es bei unserer Vereinbarung?«
    »Es bleibt dabei. Haben wir übrigens inzwischen die Liste der Gläubiger des >Seeadlers< bekommen?«
    »Hier«, sagte er und gab mir zwei Bogen, mit Schreibmaschine beschrieben. »Das sagt mir aber gar nichts.«
    Ich nahm die Liste und überflog die Namen der Leute, denen das Hotel oder Paul Duklas Geld schuldig war. Es handelte sich um Beträge zwischen einigen hundert bis einigen tausend Mark. Ein Name fiel mir besonders auf. Das heißt, es war eigentlich nicht der Name, sondern die Adresse dieses Gläubigers, und die Schuldsumme belief sich auf etwas über zwölftausend Mark.
    Ich tat, als sage auch mir diese Liste nichts und gab sie Margreiter zurück.
    »Die Steuerfahnder und jetzt vermutlich auch der Konkursverwalter werden sich dafür interessieren«, sagte ich. »Meine Erwartung, Peter Heidemann dabei zu finden, hat sich nicht bewahrheitet.«
    Margreiter nickte und legte die Liste auf seinen Schreibtisch. Ich aber prägte mir einen Namen ein: Jakob Bernrieder, Pension »Karlstein« bei Bad Reichenhall.

    Autos, die von der Polizei sichergestellt werden, stehen in der Hochstraße. Ich fuhr dorthin und holte mir meinen alten Opel, nachdem mit Margreiter per Telefon alles geklärt worden war. Ich setzte mich hinein und fühlte mich endlich wieder einmal wie zu Hause.
    Anschließend fuhr ich zu Gitta.
    Sie starrte mich an, als sähe sie ein Gespenst. Sie hatte die Tür mit den Ellenbogen aufgemacht, weil ihre Hände voll Teig waren.
    »Jerry!« rief sie entgeistert. »Bist du — ausgebrochen?«
    Ich nickte ernsthaft.
    »Um Himmels willen, Jerry! Das geht doch zu weit! Ich kann dich hier doch nicht...«
    Ich schob sie sanft in ihre Wohnung.
    »Keine Angst«, sagte ich. »Ich möchte nur rasch eine Pistole ausbuddeln.«
    Sie folgte mir entgeistert in ihr Wohnzimmer. Ich zog die Azalee aus dem Torf und brachte die Pistole zum Vorschein.
    »Hier war sie gut aufgehoben«, sagte ich. »Es wäre dir sicherlich schwergefallen, die Kriminaler anzulügen. Das wollte ich dir

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