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Die blonde Witwe

Die blonde Witwe

Titel: Die blonde Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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nun die Pistole?«
    »Ich wollte sie nötigenfalls als Beweismittel haben, aber inzwischen ist sie natürlich längst keins mehr. Weiß Gott, wie viele Pfoten ihre Abdrücke darauf hinterlassen haben. Meine auch, natürlich. Ich habe sie versteckt, aber ich werde sie Ihnen schicken.«
    »Gut. Und wie war das mit dem Überfall auf Sie?«
    »Nachts, gleich nach dem Mord? Ein weißes Isabella-Coupé stand am Straßenrand.« Ich erzählte ihm alles, und schließlich schloß ich: »Diese Frau heißt Erna Heidemann. Ich erfuhr den ersten Teil am Bahnhof, den zweiten verriet mir Holzinger selber, denn auf seinem Arm ist ihr Vorname eintätowiert, und schließlich hatte ich das Glück, mich mit ihr selber zu unterhalten. Sie wohnt...«
    »...in Bogenhausen. Ich weiß. Wir fanden sie, als wir Holzinger durchleuchteten. Sie ist dreiundvierzig, war früher einmal Schönheitstänzerin, hat kurz vor der Währungsreform geklaut, bekam aber Bewährung, und bald danach hat sie den Holzinger geheiratet. Diese Ehe hielt bis 1956, dann hat sie sich selbständig gemacht, nicht direkt auf der Straße, sondern eine Etage höher. Hübsch ist sie ja und Manieren wird sie auch haben, und vor allem hat ihr Holzinger die besten Kunden ausgesucht. Vermutlich auch einen gewissen Paul Duklas. Aber das ist nur eine Annahme von mir.«
    »Alle Achtung«, sagte ich. »Da sind Sie ja schon ganz schön weit. Und warum heißt sie heute Heidemann? Mädchenname?«
    »Nein«, sagte er. Auf seiner sonst so glatten und unbekümmerten Stirn standen Sorgenfalten. »Nein, Sie hat vor zwei Jahren wieder geheiratet. Einen Peter Heidemann. Vor einem Jahr ist er ausgerückt, angeblich nach Stuttgart verzogen. Die Kollegen dort suchen ihn.«
    Ich überlegte. Plötzlich kam mir wieder einmal eine Erleuchtung.
    »Es könnte doch sein«, erklärte ich Margreiter, »daß dieser Heidemann gar nicht in Stuttgart ist. Er könnte doch der Mann vom Imbißraum sein. Gibt es ein Foto von ihm?«
    »Sicher«, sagte Margreiter. »Ich bekomme es morgen. Er hat einen Paß und einen Führerschein.«
    »Ich muß es sehen. Vielleicht ist damit alles geklärt. Nehmen wir an, er sei über Erna mit Duklas bekannt geworden, habe einiges über Duklas herausbekommen, habe ihm vielleicht Versprechungen gemacht und ihn dann schließlich erschossen, wobei er liebenswürdiger Weise auf mich als Mörder zurückgegriffen hat. Und überhaupt: vielleicht war er der Liebhaber von Frau Duklas, wollte das Geld mit ihr teilen, und dann hat ihm Holzinger einen Strich durch die Rechnung gemacht.«
    Margreiter lächelte aufreizend wohlwollend.
    »Ihre blühende Phantasie und mein bürokratischer Scharfsinn — Petersdorff, wir wären ein unschlagbares Gespann. Leider habe ich Dienstvorschriften und muß ihnen zufolge meine Arbeit allein tun. Was wiederum nicht besagt, daß ich mir dabei nicht ausnahmsweise auch einmal von der Presse helfen lassen darf.« Er kramte wieder in seinen Papieren und zog ein Foto heraus, das er mir über den Schreibtisch zuschob. »Wie gefällt es Ihnen?«
    Es war ein Foto von mir, nicht sehr vorteilhaft, aber recht deutlich.
    »Was soll’s damit?«
    »Es wird morgen veröffentlicht, mit dem Artikel über Ihre dramatische Festnahme in Bad Reichenhall. Ich möchte, daß Sie damit einverstanden sind, damit ich hinterher keine Schadenersatzklage von Ihnen bekomme.«
    »Einverstanden«, sagte ich. Das konnte später einen Sonderartikel geben und Sonderhonorar. Und eine weitere Reklame für den Journalisten Jerry Petersdorff, wenn nämlich die Aufklärung kommen würde. Ich sah schon die Schlagzeile und mein Bild in der Zeitung. »Einverstanden. Und wie geht’s jetzt weiter?«
    Er stand auf und ging dozierend im Zimmer auf und ab.
    »Ich stelle mir das so vor: Holzinger und alle, die damit zu tun haben, werden sich die Hände reiben, weil ihr Plan nun doch geglückt ist: die blöde Kripo hat den Mörder.
    Also können sie ungestört weiterspielen, ohne zu ahnen, daß wir sie keine Sekunde aus den Augen lassen. Dann werden sie...«
    »Verzeihung«, unterbrach ich ihn. »Sie sprechen immer von der Mehrzahl. Wen außer Holzinger und der Heidemann haben Sie denn?«
    »Den Unbekannten, den Sie gesehen haben. Er weiß, daß ihn außer Ihnen niemand in diesem Zusammenhang kennt, und da Sie verhaftet sind, wird er zum Vorschein kommen.«
    »Was also habe ich dabei zu tun?«
    Er blieb vor mir stehen und schüttelte den Kopf.
    »Sie waren doch bisher so fix im Denken. Wer ist denn noch

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