Die Blüte des Eukalyptus
Joseph
Bloom gerade von meiner Anwesenheit unterrichtet. Er weiß, dass ich vertrauenswürdig bin.«
Keziah konnte ihre Neugier nicht unterdrücken. »Wie konnten Sie wissen, dass ich Saranna bin?«
Jake sah sie verlegen an. »Ich wusste es nicht. Ich habe es nur gehofft .«
Jake saß in seinem Sessel und beobachtete fast den ganzen Nachmittag, wie Keziah immer neue Kuchen und Kekse herbeizauberte. Der Nachmittagstee zog sich in die Länge. Die Erinnerung, die er an die Witwe Smith hatte, widersprach ihrem jetzigen Aussehen. Das wilde Haar ist genauso ungezähmt wie vorher. Sie ist immer noch ein großes Mädchen. Aber ihre Taille ist nun viel schmaler. Dieser verdammte Caleb Morgan behauptet, sie hätte seinen Sohn entführt. Jesses! Das heißt, dass das Täubchen gefüllt gewesen sein muss, als ich es kennen lernte!
Während der Reise damals waren ihm ihre vielen Fragen auf die Nerven gegangen. Jetzt saßen sie am Küchentisch und plauderten stundenlang wie alte Freunde. Als Keziah ihn drängte, zum Abendessen zu bleiben, zögerte Jake keinen Augenblick, die Einladung anzunehmen.
Irgendwann hörten sie das Kind weinen, woraufhin Keziah es aus seinem Bettchen nahm und mit in die Küche brachte. »Das ist Gabriel, ein kleiner Findling, den irgendwer in einer Kiste vor der Schule ausgesetzt hat«, erklärte sie hastig.
Jake nickte. Na schön, wenn sie das so will, werde ich das Spiel mitspielen .
Es machte ihm Spaß, den kleinen Gabriel zum Rhythmus desselben alten Kinderliedes, das er seinen jüngeren Brüdern vorgesungen hatte, auf den übereinandergeschlagenen Beinen hüpfen zu lassen. »Hoppe, hoppe, Reiter, wenn er fällt, dann schreit er, fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben, fällt er in den Sumpf – macht der Reiter plumps.«
Am Ende des Verses ließ Jake den Kleinen nach hinten fallen,
wobei der vor Freude kreischte. Jake wiederholte das Spiel, und Gabriel hopste ein bisschen auf und ab, damit er weitermachte.
»Sie werden eher müde werden als er«, lachte Keziah.
»Ein süßer kleiner Kerl, und er hat haargenau dieselben Augen wie Sie.«
Sie zögerte und wählte ihre Worte vorsichtig, um nicht zu lügen. »Er ist … ich will ihn rechtmäßig adoptieren. Es ist besser so für ihn.«
»Ja, gute Idee«, stimmte Jake zu.
Sie sah ihm in die Augen. »Sie sind ein außergewöhnlicher Mann, Jake Andersen. Sie wissen, wer ich bin, trotzdem haben Sie nicht gefragt, warum ich Sarannas Namen angenommen habe. Ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig.«
»Sie sind mir gar nichts schuldig. Im Gegenteil, ich habe Ihnen mein Leben zu verdanken«, entgegnete Jake.
»Es war Ihnen bestimmt, zu überleben.«
Er spürte, wie Keziah ihn beobachtete, während Gabriel ihm liebevoll kleine Stückchen Kuchen in den Mund stopfte, als fütterte er einen Vogel.
»Sie sollen trotzdem erfahren, warum ich hier bin, Jake. Ich glaubte, dass mein neues Leben als Saranna Plews gut für ihn wäre. Und jetzt sitze ich richtig in der Klemme und weiß nicht, wie um alles in der Welt ich meinen Kopf aus der Schlinge ziehen soll!«
Unbehaglich sah Jake, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen.
»Hey, beruhigen Sie sich, sonst wird Ihre Milch noch sauer oder so ähnlich.«
Als sie nach Luft schnappte, hätte sich Jake am liebsten in den Hintern getreten. Ich und mein Großmaul. Ich wollte sie nicht in Verlegenheit bringen, indem ich ihr die Wahrheit ins Gesicht sage.
Keziah erzählte ihm, wie sie sich erfolgreich für Saranna ausgegeben und deren Stelle als Lehrerin angenommen hatte. Und
dass sie Saranna versprochen hatte, ihrem Verlobten eine Botschaft zu überbringen.
»Dabei weiß ich nicht einmal, wie ihr Verlobter heißt. Er wird sich fragen, was mit ihr passiert ist.«
Jake versuchte, sie zu beruhigen. »Es gibt für alles eine Lösung. Ich will verdammt sein, wenn ich eine wüsste, aber gestatten Sie, dass ich mich darum kümmere.« Dann fügte er beiläufig hinzu: »Übrigens bin ich in Sydney Town diesem aufgeblasenen Engländer begegnet, der meint, die ganze Welt gehörte ihm. Caleb Morgan.«
Jake sah, wie in ihren Augen dieselbe Angst aufflackerte wie damals, als der Spitzel mit dem Cockney-Akzent ihn nach Keziah Stanley gefragt hatte.
»Ich habe ihn nur aus der Ferne gesehen. Er kam mitsamt seiner Expedition aus dem Government House auf die Macquarie Street, um zu dieser dummen Mission aufzubrechen. Er hat sich in den Kopf gesetzt, einen See zu finden, den es gar nicht gibt. Wenn Sie Glück haben,
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