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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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Gabriel.
    Dann ergriff sie die Gelegenheit beim Schopf. »Könnte ich ihn nicht offiziell adoptieren?«
    »Nichts ist sicherer als ein amtliches Stück Papier. Überlassen Sie das mir. Ich werde mich um den Papierkram kümmern, und Sie brauchen später nur zu unterschreiben«, bot er an. Dann schenkte er Wein in zwei fingerhutgroße Gläser. »Sie als Lehrerin sind sehr wichtig für unsere Gemeinde. Auf Hebräisch sagen wir L’chaim , auf das Leben!«
    Keziah schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln und wiederholte den Trinkspruch. Jetzt, da sie so erleichtert war, schmeckte der Wein umso süßer. Frohen Mutes und überzeugt, dass sie Joseph Bloom trauen konnte, verabschiedete sie sich. Sie stammten beide von Völkern ab, denen die gaujo viel Leid angetan hatten.

    Als sie am Abend neben dem Kamin hockte, um Gabriel zu baden, erschrak Keziah über eine Erscheinung in den tanzenden blauen Flammen des Feuers – Gem, der von den Troopern verfolgt wurde! Hatte sie einen Blick in die Zukunft geworfen oder war er jetzt gerade in Gefahr?
    Plötzlich merkte sie, dass Gabriel weinte, um ihre Aufmerksamkeit zurückzuerobern.
    Sie zwang sich, diesen schrecklichen Moment aus einer anderen Zeit aus ihrem Bewusstsein zu vertreiben, und drückte ihn fest an sich.
    »Vergib mir, Gabriel. Ich habe lange gebraucht, um dich zu lieben, aber du bringst mir bei, eine gute Mutter zu sein. Ich werde alles wiedergutmachen, das verspreche ich.«
    In dieser Nacht wälzte sie sich schlaflos im Bett. Sie wusste, dass Gem die Liebe ihres Lebens war. Warum tauchte dann ständig Jake Andersen in ihren Gedanken auf?

ZWEITER TEIL
DER RÄCHER
    Juni 1838 – November 1841

    Gott zahlt nicht am Ende jeder Woche.
Aber er zahlt.
    Anna von Österreich an Kardinal Mazarin

ZWEIUNDZWANZIG
    G abriel lag in seinem Kinderbettchen und sang sich wie üblich selig in den Schlaf. Keziah setzte sich mit den neuesten Zeitungen an den Kamin.
    Erstaunt las sie im Sydney Herald von einer Expedition, die nach einem sagenumwobenen See im Landesinneren suchen sollte. Eine Zeile fiel ihr besonders ins Auge. »Der Leiter der Expedition ist ein Engländer, der erst vor Kurzem in die Kolonie kam, Mr. Caleb Morgan, Sohn von John Morgan aus Lancashire, ein Gentleman, der beste Beziehungen zu Gouverneur Gipps haben soll.«
    Mi-duvel! Caleb ist immer noch hier! Da niemand in der Nähe war, an dem sie ihre Wut ablassen konnte, griff sie in ihrer Frustration nach dem erstbesten Gegenstand, lief aus dem Haus und schleuderte den Stiefel gegen einen Baum. Zu spät bemerkte sie, dass dort eine unschuldige Kakadu-Familie wohnte, die jetzt empört und unter lautem Kreischen ihr Zuhause verließ.
    »Tut mir leid, Kakis«, entschuldigte sie sich zerknirscht. Zum Glück waren die Kinder nicht da, um Miss Plews’ Wutanfall mitzubekommen. Würde sie ihr feuriges Roma-Temperament jemals bändigen können?
    Schließlich kehrte sie ins Haus zurück, um zu sehen, ob sie in den anderen Zeitungen Näheres über seine Pläne fand.
    Was hatte Caleb bewogen, sich einem derart verrückten Unterfangen anzuschließen? In der Kolonie stritt man sich, ob dieser legendäre See überhaupt existierte. Manche waren bereit, Geld auf den unerschrockenen Entdecker Edward Eyre zu setzen, dem sie zutrauten, den See zu finden. Andere unterstützten Charles Sturt.

    Viel geeignetere Männer als Caleb Morgan hätten es verdient, mit dieser Aufgabe betraut zu werden. Zweifellos steckte das Geld der Morgans dahinter, Caleb wollte Geschichte schreiben und zu Ruhm und Ehren gelangen. Der Gedanke, dass er eine Expedition leiten sollte, war völlig absurd. Der Dummkopf kann ja nicht mal eine Straße überqueren, ohne dass ein Eingeborener ihm den Weg zeigt! Doch dann erinnerte sie sich an das, was sie ihm in der Bibliothek der Morgans prophezeit hatte. Sie hatte tatsächlich mit eigenen der Morgans prophezeit hatte. Sie hatte tatsächlich mit eigenen Augen gesehen, wie er mit schwarzen Eingeborenen eine Wüste durchquerte – und als Held zurückkehrte!
    Plötzlich überwältigte sie die Panik, und Tränen der Frustration stiegen ihr in die Augen. Dem Erscheinungsdatum der Zeitungen zufolge konnte die Expedition längst aufgebrochen sein. Sie würde ein halbes Jahr dauern. Das hieß, dass Caleb in sechs Monaten als gefeierter Held von seiner dummen Entdeckungsreise zurückkehren würde. Wie konnte sie dann darauf hoffen, die Vormundschaft für Gabriel zu bekommen?
    Ich habe schon schlimmere Situationen als diese

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