Die Blüte des Eukalyptus
»Ich weiß. Und ich werde mein Leben nie wieder auf eine anständige Frau bauen, was auch geschehen mag.«
Er streckte ihr die Hand entgegen, und sie schüttelte sie. »Freunde!«
»Freunde!«
Als sie Brans Schmiede erreichten, hatte Keziah das Gefühl, es wäre besser, wenn sie nicht hineinging. Sie erklärte Jake, mit dem schlafenden Gabriel draußen bleiben zu wollen, während das Rad repariert wurde. Irgendetwas stimmte hier nicht. Die Luft fühlte sich plötzlich so dick an, dass sie stechende Kopfschmerzen bekam. Durch das offene Tor der Schmiede konnte sie sehen, dass der riesige Schmied ganz harmlos wirkte. Es war die Schmiede selbst, von der etwas Bedrohliches ausging.
Plötzlich tauchte ein einzelner Reiter in der eleganten Kleidung eines Gentlemans auf und sah sich hastig um, ehe er abstieg und sein Pferd in die Schmiede führte.
Keziah beobachtete, wie der Schmied seine Arbeit unterbrach und sich augenblicklich daranmachte, dem Pferd des jungen Mannes die Hufeisen zu wechseln. Jakes kumpelhaftem
Verhalten nach zu urteilen mussten sich alle drei Männer gut kennen.
Ehe der junge Reiter wieder davonritt, schwenkte er seinen Hut und grinste Keziah von der Seite an. »Passen Sie gut auf meinen Kumpel auf, Ma’am.«
Jake pfiff vor sich hin, wich aber ihrem Blick aus, als er zurückkam.
Keziah dachte nicht daran, ihn aus seiner Verantwortung zu entlassen. »Das war doch der höfliche Buschräuber, den die Leute Schwadroneur nennen, nicht wahr?«
Jake fühlte sich unbehaglich, und sie kannte den Grund.
»Lass die Spielchen, Jake. Der Kerl war einer von denen, die uns überfallen haben. Er war derjenige, der sich schützend vor Saranna gestellt hat!«
»Ja, aber wenn die Trooper danach fragen, hast du ihn nie gesehen«, erwiderte er hastig.
»Was denkst du von mir!«
Sobald das Rad gewechselt war, brachen sie auf. Als sie die Schmiede hinter sich gelassen hatten, verschwanden Keziahs Kopfschmerzen, und sie fühlte sich wieder so unbeschwert wie zuvor.
»Was für ein Tag! Ich habe zum ersten Mal ein höchst außergewöhnliches Tier gesehen, den Koalabären, bin einem berühmten Buschräuber begegnet, der mich nicht überfallen hat, und wäre um ein Haar von einem Felsbrocken erschlagen worden.«
»Ja«, nickte Jake stolz. »Es gibt kein Land auf der Welt, das es mit Australien aufnehmen kann.«
Zuhause lud sie Jake zum Tee ein, doch er ließ sich eine Ausrede einfallen und erklärte, er müsse nach Bolthole Valley. Keziah beobachtete von der Veranda aus, wie Ross und Reiter auf der Straße um die Ecke bogen. Sie hatte ein komisches Gefühl. Immer wenn sie in Bolthole Valley Feagans Krämerladen aufsuchte, sah sie, wie die Männer im Four Sisters ein und aus gingen. Ich kann
mir nicht vorstellen, dass Jake dort nur in der Küche sitzt und Däumchen dreht .
Sie sagte sich, dass Jakes Angelegenheiten sie nichts angingen, doch sie war neugierig und holte sich Karten, um der Sache auf den Grund zu gehen. Sie waren zwar kein Ersatz für ihre zurückgelassenen Tarotkarten, überfluteten ihren Kopf jedoch mit Bildern, die sie die Zukunft zumindest erahnen ließen.
Sie war überzeugt, dass Jake nach wie vor Jenny liebte, die von der Herzkönigin repräsentiert wurde, eine Karte, die eng verbunden ist mit Liebe und Geld. Keziah sah, dass Jenny bald wieder in Jakes Leben auftauchen würde. Ein Schwall von Gefühlen verwirrte sie.
Hastig sammelte sie die Karten wieder ein und legte sie in die Schublade. Doch Jake aus ihren Gedanken zu verbannen, war nicht so leicht.
Nachts stand sie am Fenster und sah einen Fremden, der in einiger Entfernung auf einem rotbraunen Pferd vorbeiritt. Obwohl sie sein Gesicht im Dunkeln nicht erkennen konnte, spürte sie, wie er die Hütte beobachtete. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, es war eine Warnung. Wer auch immer es war, er verhieß nichts Gutes.
DREIUNDZWANZIG
A m nächsten Morgen wachte Keziah mit einer düsteren Vorahnung auf, die sie nicht mehr losließ. Die Luft roch so sehr nach Gefahr, dass sie kaum noch atmen konnte.
Nerida stand in der Tür, Murphy klammerte sich an ihren Rock. Der Ausdruck in ihren Augen bestätigte Keziahs Befürchtungen.
»Lass uns einen Spaziergang machen, bevor die Schule anfängt, Nerida. Ist etwas passiert?«
Nerida schüttelte den Kopf, wich aber ihrem Blick aus, als sie sich auf den Weg machten.
Als sie die Tore der Ironbark Farm hinter sich geschlossen hatten, fiel Keziah die Totenstille im Dorf auf. Aus keiner
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