Die Blüte des Eukalyptus
Ich habe Trooper Kenwood alles erzählt, was ich weiß. Gibt es denn ein Problem?«
»Nein. Ich habe mich nur gefragt, was Sie von diesem Zufall halten.«
Keziah war erleichtert, als ihr Gastgeber den Raum verließ, um Mrs. Rachael zu bitten, ihnen den Tee zu servieren.
Sie versuchte, sich vorzustellen, welchen Zug Mr. Bloom als Nächstes machen würde. Zuerst Jake, jetzt Kenwood. War das Zufall? Nein! Joseph Bloom hatte sie mit Keziah Smith in Verbindung gebracht! Anwälte waren schlau und von Natur aus erfindungsreich. Wie sollte sie ihn täuschen? Würde er sie verraten? Oder für sein Schweigen erwarten, dass sie mit ihm ins Bett ging?
Fest davon überzeugt, dass das Leben, das sie in Ironbark für Gabriel aufgebaut hatte, in Gefahr war, presste sie sich die Fingerspitzen an die Schläfen. Warum ist es mein Schicksal, ständig auf der Flucht zu sein ?
Joseph Bloom kehrte mit Mrs. Rachael zurück, die ein Tablett mit einem silbernen Teeservice und frischgebackenem Kuchen trug. Er warf Keziah einen forschenden Blick zu, aber seine Bitte, sie möge den Tee einschenken, erwies sich als unschuldig.
Keziah schenkte ihnen in bester Saranna-Plews-Manier ein. Und dann wurde sie erneut überrumpelt.
»Ich gehe davon aus, dass Sie sich als Schullehrerin für Geschichte interessieren, Miss Plews?«
Sie war kurz davor, in Panik zu verfallen. Ihre historischen Kenntnisse waren nur rudimentär. Was, wenn er sie nach Knut dem Großen oder diesem schrecklichen Henry fragte, der seine Frauen eine nach der anderen hatte köpfen lassen?
»Was genau bedeutet Geschichte?«, fragte Joseph Bloom sich selbst. »Chroniken, die Historiker erstellen, um ihren Herren und Herrschern zu schmeicheln? Oder ist es die Erfahrung, die ganz gewöhnliche Menschen machen, wenn ihre Welt aus den Fugen gerät?«
Keziah nahm dankbar ein Stück Mandelkuchen an, um nicht antworten zu müssen.
»Die Frauen sind die eigentlichen, unsichtbaren Charaktere hinter der europäischen Geschichte«, sinnierte er. »Aber wenn es sich nicht um Königinnen, Gattinnen von berühmten Männern und, verzeihen Sie, Kurtisanen handelt, wird die Rolle, die sie spielen, nur selten gewürdigt.«
Keziah versuchte, ein intelligentes Gesicht aufzusetzen, aber ihre Gedanken waren ein einziges Chaos. Kurtisanen! Wohin sollte das führen? In sein Schlafzimmer? Wenn Gem mich in einer kompromittierenden Situation erwischt, wird er zuerst schießen und dann Fragen stellen!
Joseph Bloom fuhr ungerührt fort: »Trotzdem sind Frauen von
Natur aus ungemein einflussreich, wenn es darum geht, die Gesellschaft aufzubauen und zu verändern. Wir Juden sind sehr stolz auf unseren Spruch: ›Eine Frau ist mehr wert als Edelsteine.‹«
Er bot ihr ein weiteres Stück Kuchen an. »Frauen sind das, so scheint es mir, was zwischen den von Männern geschriebenen Zeilen der Geschichte steht.«
Das ging über ihren Horizont. Erwartete er eine Antwort darauf? War es eine Falle? Er schlug ein Buch mit dem Titel Geschichte der Roma-Völker in Europa auf. Keziah verschluckte sich an ihrem Tee.
»Die Roma sind ein Nomadenvolk, das von einer verkommenen Welt Zigeuner genannt wird. Wir Juden sind als das Volk des Buches bekannt. Roma werden manchmal die Brüder des Windes genannt. Unsere beiden Völker haben ähnliche Erfahrungen mit Verfolgung gemacht. Beide waren gezwungen, in Europa von einem Land zum anderen zu fliehen.«
Er schien nicht auf ihre Reaktion zu achten. »Mehrmals fand mein Volk bei aufgeklärten oder geldgierigen Herrschern Zuflucht, um ihnen später als Sündenbock zu dienen. Im Mittelalter hatten wir in Spanien die Wahl: Flucht, Zwangskonvertierung oder Tod.«
Trotz ihrer Befürchtungen war Keziah fasziniert von den Parallelen, die er zog.
»Die Roma besitzen eine bemerkenswerte Lebenskraft. Trotz jahrelanger Verfolgung haben sie ihre Sitten und Bräuche beibehalten. Kein Gastland hat ihre Seele jemals zerstören können.«
Er legte das Buch auf den Tisch. »Sie sollten es lesen. Ich halte Juden und Roma für wahre Helden in der Kunst des Überlebens. Warum? Ich vermute, dass es an drei Dingen liegt, die wir gemeinsam haben. Wir halten an unserer Verbindung mit Gott fest, zwingen aber unseren Gott niemandem auf. Wir respektieren die Tiere und die Natur. Wir lieben und beschützen unsere Kinder .«
Keziah sah ihm in die Augen und verstand endlich die Botschaft hinter seinen Worten.
Als er sie nach ihrem Ziehkind fragte, erzählte sie in den höchsten Tönen von
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