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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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kehrt der elende Dummkopf nicht zurück. « Er errötete vor Verlegenheit. »Verzeihen Sie die Ausdrucksweise! «
    Keziah strahlte ihn an. »Wäre es nicht wunderbar, wenn er sich einen Orden verdienen würde – und anschließend nach England zurückkehrte?«
    »Wo er offensichtlich hingehört!«, nickte Jake. Zufrieden mit dem Ergebnis seines Besuchs stand er auf, um zu gehen. »Ich lasse Sie jetzt allein, damit Sie Ihren Schönheitsschlaf nicht verpassen. Haben Sie vielen Dank für das köstliche Essen. Mit meinen eigenen Kochkünsten ist es nicht zum Besten bestellt.«
    »Sie sind hier jederzeit willkommen, Jake.«
    Es klang so, als meinte sie es ehrlich. Auf der Veranda blieb er stehen. »Haben Sie schon mal ein Schnabeltier gesehen?«
    »Was ist das?«
    »Hey, da haben Sie noch eine echte Entdeckung vor sich. Wie wäre es, wenn ich Sie und den Kleinen morgen zu einem Ausflug
einlade? Es sind sehr scheue Tiere, aber ich kenne eine Stelle am Fluss, wo sie ihre Jungen aufziehen. Die kleinen Kerle sind umwerfend. Ich hole Sie nach dem Frühstück ab. Sagen wir um halb acht?«

    So begannen ihre gelegentlichen Sonntagsausflüge. Keziah hatte das Gefühl, dass die Sonne schien, egal, wo sie sich mit Jake aufhielt. Er war ein Draufgänger, aber jeder wusste, dass er anständige Frauen respektierte. Jake unterrichtete Hobson und Bloom regelmäßig über ihre kleinen Ausflüge, um mögliche Gerüchte im Keim zu ersticken, und er sorgte dafür, dass jeder in der Gemeinde erfuhr, wie dankbar er der Schullehrerin war, weil sie ihm bei dem Unfall am Blackman’s Leap das Leben gerettet hatte.
    Keziah spürte, dass Jake genauso empfand wie sie. Beide fühlten sich in der Gegenwart des anderen wohl, da beide mit einem anderen Menschen verbunden waren, Keziah in Liebe, Jake in Hass. Vor ihm musste sie ihre Gefühle für Gem nicht verbergen. Immer wieder bat sie Jake, ihr zu erzählen, wie er Gem mit seiner Straßenkolonne kennen gelernt hatte, denn jedes Detail, das sie über Gem erfuhr, war ein kleiner Trost.
    Jake hingegen sprach nur selten von Jenny. Obwohl er es hartnäckig bestritt, spürte Keziah, dass seine Ausreißerin ihn nach wie vor beschäftigte. Jeder Roma wusste, dass Liebe und Hass zwei Seiten derselben Medaille sind. Und je weniger Jake über seine Jenny erzählte, desto neugieriger wurde sie.
    Auf einem ihrer Sonntagsausflüge westlich von Ironbark, meilenweit entfernt von allen Siedlungen, bog Jake in einen holprigen, aber gut erhaltenen Weg ein, der plötzlich mitten im Busch endete. Diese unfertige Straße, so erklärte er ihr, sollte einst entlegene Dörfer mit Sydney Town verbinden.
    »Der Landvermesser beging Selbstmord – vor Schande. Er hatte die Straße in die falsche Richtung gebaut. Sie führt ins Nichts.«
    Eine halb fertige Piste führte auf der östlichen Seite um einen
riesigen Felsen herum. Nach Westen hin rahmte der Busch ein weites Stück offener Landschaft ein. Jake zeigte auf eine Herde von Wildpferden im vollen Galopp. »Das ist wahre Freiheit! Brumbys müssen im Freien geboren werden. Sie stammen von den entlaufenen Pferden eines der ersten Kolonisten ab – einem gewissen Major Brumby.«
    Keziah war von dem Anblick der weißen Leitstute beeindruckt. »Wie schön sie ist!«
    »Ja, und sehen Sie nur, wie schnell sie ist! Kein Wunder, dass die Buschräuber die besten von ihnen zureiten und in Gehegen im Busch verstecken. Manche ihrer Unterschlüpfe sind ein offenes Geheimnis. Aber es ist eine wilde Gegend, und die Buschräuber bleiben nie lange an einem Ort. Sie ziehen von einem Überfall zum anderen durchs ganze Land. Die Trooper haben das Nachsehen.«
    Keziah blickte sehnsüchtig auf die dunstigen violetten Berge. »Dann könnte Gem überall dort draußen sein?«
    »Ja, aber Ihr Mann ist schlau. Er lässt sich weder fangen, noch leidet er Hunger.«
    Sie durchschaute seine kleine Lüge, drängte aber trotzdem weiter: »Wie kann man als entflohener Sträfling überleben, ohne Leute zu überfallen?«
    Jake zögerte. »Manche gehen in den Busch und versuchen, von dem zu leben, was der Boden hergibt. In den Neunzigern verbreiteten irische Strafgefangene das Gerücht, es gäbe auf der anderen Seite der Blue Mountains eine Straße nach China! Die Regierung hat es mehrmals abgestritten, aber das hinderte die Iren nicht daran, in Scharen zu türmen. Manche tun es immer noch. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.«
    »Ich weiß«, sagte Keziah traurig.
    Daraufhin wechselte Jake schnell das

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