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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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wenn sie meine Frau würde.« Er wandte den Kopf ab, als wollte er seine Fassung wiedergewinnen, dann wurde seine Stimme erneut hart. »Saranna war mir völlig ergeben, sie hätte alles getan, worum ich sie gebeten hätte, und Sie werden dasselbe tun.
Morgen schon werden Sie den Antrag stellen, mich heiraten zu dürfen.«
    Keziah lachte ihm ins Gesicht. »Nur über meine Leiche!«
    Er beugte sich über den Tisch und packte sie am Arm. »Täuschen Sie sich nicht. Sie haben keine Wahl. Unsere Hochzeit wird dafür sorgen, dass ich Gideon Park verlassen kann. Ich werde dann offiziell Ihnen zugewiesen, der angeblich ehrbaren englischen Schullehrerin, die aus freien Stücken hierherkam.«
    Sie starrte ihn mit klopfendem Herzen an. »Und wenn ich mich weigere?«
    »Dann wird Ihre schöne kleine Welt wie ein Kartenhaus einstürzen. Sie verlieren Ihren Sohn, Ihr Auskommen, Ihren guten Namen. Die Ehe, meine körperliche und seelische Rettung, das ist es, was Saranna mir versprochen hatte. Sie haben ihr Leben gestohlen. Also ist es nur gerecht, dass Sie auch mich übernehmen.«
    Keziah lachte verächtlich. »Saranna war eine Dame. Sie war viel zu gut für jemand wie Sie.«
    »In diesem Nest hier mögen Sie den Leuten vormachen, dass Sie eine Dame sind. Die Kolonisten wissen es nicht besser. Aber ein Engländer sieht auf den ersten Blick, dass Sie nichts weiter als eine herumstreunende Zigeunerin sind!«
    Die Worte erreichten ihr Ziel. Jetzt konnte Keziah ihre Wut nicht mehr im Zaum halten. Sie stürzte sich auf ihn, um ihm das Gesicht zu zerkratzen, doch er packte sie an den Armen und blickte sie siegesbewusst an.
    »Betrug liegt euch im Blut. Generationen von verlogenen Zigeunern! «
    Sie versuchte vergeblich, sich loszureißen, bis sie schließlich einsah, dass sie verloren hatte. »Nennen Sie mir Ihre Bedingungen. «
    Daniel Browne ließ sie los, offenbar erleichtert über seinen Sieg. »Das ist schon viel besser. Durch eine Heirat komme ich frei und kann mir eine Stelle suchen. Als meine Frau genießen Sie meinen Schutz, und ich kann zu dem kümmerlichen Unterhalt
der Familie beisteuern. Ihr Sohn hätte obendrein einen Stiefvater. « Er warf einen Blick auf ihren schlanken Körper. »Hobsons kleines Cockney-Mädchen hat mir erzählt, dass Sie einen Findling adoptiert haben. Die Leute glauben aber auch alles, was?«
    Keziah spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich.
    »Stört es Sie, wenn ich rauche?«, fragte Daniel und zündete sich seine Tonpfeife an, ohne ihre Antwort abzuwarten.
    Keziah unternahm einen letzten verzweifelten Versuch. »Ich kann Sie nicht heiraten. Ich bin mit Gem Smith verheiratet.«
    Daniel sah sie erschrocken an. »Mit Gypsy, dem Buschräuber Gem Smith? Dann war es also eine Roma-Ehe?«
    »Selbstverständlich!«, entgegnete Keziah und merkte im gleichen Augenblick, welchen Fehler sie gemacht hatte.
    »Also gilt sie nicht vor Gericht. Und wenn Sie mit einem Buschräuber verheiratet sind, werden Sie ohnehin bald Witwe sein.«
    Keziah zuckte innerlich zusammen, bemühte sich aber trotzdem, ihn zu täuschen. »Er würde Sie vorher töten!«
    »Das bezweifle ich. Gem weiß, dass ein Strafgefangener alles tun würde, um von Gideon Park wegzukommen!«
    »Sie sind wahnsinnig, wenn Sie glauben, ich würde mein Bett mit Ihnen teilen.«
    »Wer sagt denn, dass ich das überhaupt will?«, entgegnete er. »Wir werden uns vor dem Auge des Gesetzes meinen Namen und Ihr Haus teilen. Das ist der Preis für unser beider Freiheit.«
    Dann schloss Daniel den Handel ab. »Saranna Plews war ledig, also wird es da keine Probleme geben. Wie ich gehört habe, genehmigt Gouverneur Gipps derlei Anträge sehr zügig. Sobald er es getan hat, wird das Aufgebot an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen öffentlich verlesen. Danach heiraten wir, oder ich enttarne Sie als Hochstaplerin und Buschräuberbraut.«
    Keziah kochte vor Wut, aber ein Gedanke übertraf alle anderen. Er kennt Gem aus Gideon Park!
    Daniel griff lässig nach seinem Zeichenblock und den Stiften.
    »Bevor ich gehe, werden Sie noch etwas für mich tun. Lösen Sie Ihr Haar. Ich will Sie so zeichnen, wie Sie sind.«
    Keziah zögerte, dann ließ sie das Haar über die Schultern fallen.
    »So ist es brav. Sehen Sie? Wir werden bestens miteinander auskommen.«
    Und als er sie zum ersten Mal anlächelte, hasste sie ihn noch mehr.

FÜNFUNDZWANZIG
    N och Stunden nachdem Daniel Browne Richtung Gideon Park aufgebrochen war, lief Keziah durchs Haus und sprach einen

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