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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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nicht mein Gesicht. Es ist das von Saranna!
    Das Gesicht des Fremden war unergründlich, seine Stimme kalt. »Es wäre besser, wenn Sie mich reinbitten – wer immer Sie sind.«
    Keziahs Gedanken rasten. Nur wenige gaujo -Männer konnten sie einschüchtern, aber der hier war anders. Wenn er wirklich nur Sarannas Verlobter war, warum in aller Welt saß ihr dann diese Furcht im Bauch?
    Sie nickte kühl und trat vor ihm ins Haus. Ohne dazu aufgefordert worden zu sein, setzte er sich auf den hölzernen Stuhl am Tisch. Sie spürte, wie er sie beobachtete, während sie den Tee einschenkte, den Nerida zubereitet hatte. Dann nahm sie am anderen Ende des Tisches Platz und brachte mühsam ein geheimnisvolles Lächeln zu Stande.
    »Was kann ich für Sie tun, Mr. Browne? Nehmen Sie Milch? Zucker?«
    Daniel ließ jetzt auch den letzten Anschein von Höflichkeit fallen. »Sie können sich das Schauspielern sparen. Sagen Sie mir,
was mit Saranna Plews geschehen ist, oder Sie bekommen die Folgen zu spüren.«
    Keziah ignorierte die Drohung und behielt ihre freundliche Haltung bei, um Zeit zu schinden und auf sein Entgegenkommen zu hoffen. Er ist Sarannas Verlobter, kein Wunder, dass er beunruhigt ist, wenn ich Sarannas Namen benutze.
    »Es tut mir aufrichtig leid, dass Sie es von mir erfahren müssen. Saranna und ich waren Passagiere in der Kutsche von Sydney Town. Wir hatten uns ein wenig angefreundet. Dann kam es zu einem schrecklichen Unfall – unsere Kutsche stürzte am Blackman’s Leap den Abhang hinunter. Saranna wurde schwer verletzt. Sterbend erzählte sie mir von ihrem Verlobten, nannte allerdings nicht seinen Namen. Nachdem der Arzt sie für tot erklärt hatte, legte ich Münzen auf ihre Augen. Verzeihen Sie mir, es muss sehr schmerzhaft für Sie sein, nicht zu wissen, was ihr zugestoßen ist.«
    »Lügen sind immer schmerzhaft«, schnauzte er sie an.
    Sie versuchte, die Ruhe zu wahren. »Es ist die Wahrheit. Ich nehme an, Sie sind ihr Verlobter?«
    Daniel nickte wortlos, während er mit den Fingern auf den Tisch trommelte. Keziah war von seinem gleichgültigen Ausdruck überrascht. Keine Spur von Trauer zeigte sich darin. Aber vielleicht stand er nur unter Schock. Panik erfasste sie, als sie daran dachte, dass er vielleicht Sarannas Grab sehen wollte. Ich kann ihm unmöglich sagen, dass Saranna unter dem Namen Keziah Smith begraben worden ist!
    Als sie sah, wie Daniel sie mit den Augen förmlich auszog, lief es ihr kalt über den Rücken. Aber es war anders als bei anderen gaujo . In seinem Blick lag eher kühle Beobachtung als Lust. Sie spürte, wie er seine Optionen abwog, bevor er sprach.
    »Ich bin in der Erwartung gekommen, meine Verlobte hier zu finden. Wer Sie in Wirklichkeit sind, spielt keine Rolle, ich weiß jedenfalls, wer Sie nicht sind. Ich kann Ihren Schwindel jederzeit auffliegen lassen.«

    Keziah versuchte, genauso kühl zu antworten. »Soll das eine Erpressung sein?«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ihnen bleibt keine Wahl. Es steht in meiner Macht, Ihnen zu erlauben, den Rest Ihres Lebens als Saranna zu verbringen, allerdings nur, wenn Sie genau das tun, was ich Ihnen sage.«
    Keziah kam ein verzweifelter Gedanke. Ich könnte sagen, er hätte mich überfallen und ich hätte ihn in Notwehr getötet. Sie warf einen Blick auf das Fleischmesser an der Wand.
    Er folgte ihrem Blick. »Das würde ich lieber nicht riskieren – immerhin schläft Ihr Sohn im Zimmer nebenan.«
    Keziah spürte, wie ihr das Blut in den Adern gefror. Er muss gesehen haben, wie Nerida Gabriel ins Bett gebracht hat – und sie dann weggeschickt haben.
    Sie machte einen letzten Versuch, seine Sympathie zu gewinnen. »Saranna starb, bevor sie mir Ihren Namen sagen konnte, aber sie hat mir eine Botschaft für Sie gegeben. Ich habe versprochen, sie zu übermitteln.«
    Daniel starrte sie schweigend an. Keziah spürte, dass dieser Mann Saranna niemals so geliebt hatte wie sie ihn. Doch was, wenn sie Unrecht hatte?
    Sie beugte sich vor und sagte leise: »Sarannas letzte Worte lauteten: ›Sagen Sie meinem Liebsten, dass meine letzten Gedanken ihm galten.‹ Doch das Anschließende ergab keinen Sinn für mich. ›Sagen Sie ihm, dass er für seine Geliebte weiterleben soll.‹«
    Einen Augenblick geriet Daniels autoritäres Gehabe ins Wanken. Keziah sah einen Funken echter Trauer in seinen Augen aufblitzen.
    »Ich hatte ihr erzählt, dass meine wahre Geliebte die Kunst ist. Und sie hatte versprochen, meine Geliebte zu respektieren, auch

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