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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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Winnie kampflustig zurück.
    Schließlich artete der Konfessionsstreit zu einem richtigen Faustkampf aus, der schließlich die Lehrerin auf den Plan rief. Saranna kam auf den Kricketplatz gelaufen, und als Daniel das schwarze Haar sah, das sich aus dem Knoten löste, und die Brosche am Kragen ihrer Bluse, erstarrte er. Dieser verdammte Klunker, für den sie fast ihr Leben gegeben hätte .
    Doch als sie näher kam, fiel Daniel auf, dass irgendetwas seltsam war. Ihr Gang war anmutig, viel selbstbewusster, als er in Erinnerung hatte. Und ihr Körper hatte so üppige Kurven bekommen. Konnte sie sich in zwei Jahren so sehr verändert haben? Oder steckte etwas anderes dahinter, ein finsteres Geheimnis?
    Er drückte sich den Hut ins Gesicht und beobachtete, wie sie die Kinder beruhigte.
    »Kann ich euch einen Vorschlag machen, damit alle Kinder mitspielen können, egal, aus welchem Land sie kommen? Wie wäre es, wenn die Jungen von Ironbark gegen die Mädchen von Ironbark spielen?«, rief sie.
    Die Lehrerin sprach mit einem entzückenden Chester-Akzent, aber es war nicht Sarannas Stimme!
    Die Jungen johlten verächtlich, die Mädchen triumphierten, bis eine hastige Zählung ergab, dass zwei Mädchen zu wenig da waren, um eine Mannschaft bilden zu können.
    »Da brauchen wir einen kleinen Zauber«, rief die Hochstaplerin, die sich für Saranna ausgab, und verschwand im Schulgebäude.
    Als die Kinder beim erneuten Anblick ihrer Lehrerin in Gelächter ausbrachen, war Daniel immer noch starr vor Schreck. Sie hatte das Haar wie ein kleines Schulmädchen zu Zöpfen geflochten,
den langen Rock zwischen den Beinen gerafft und in den Gürtel gesteckt, damit sie laufen konnte, darüber jedoch einen Kittel angezogen, um den Anstand zu wahren. Sie war in Begleitung eines grinsenden Eingeborenenmädchens, das ähnlich angezogen war, ein blondes Kleinkind auf der Hüfte sitzen hatte und einen dunkelhäutigen Jungen an der Hand führte. Die Lehrerin wandte sich an die kleinen Mädchen.
    »Was für ein Glück, dass Nerida zurückgekehrt ist, was? Jetzt habt ihr die beiden Spielerinnen, die ihr noch braucht, um eine Mannschaft zu bilden.« Ihre Geste bezog alle Schüler ein. »Heute werden wir hier in Ironbark Geschichte schreiben!«
    Die Kinder jubelten. Sie warfen eine Münze, die kleine Irin gewann, und los ging’s.
    Während des Spiels beobachtete Daniel, wie die Frau, die sich für Saranna ausgab, in seine Richtung sah, doch offensichtlich hielt sie ihn nicht für eine Bedrohung und konzentrierte sich voll und ganz auf das Spiel.
    Sein Bleistift flog über das Blatt, und seine Gedanken waren in Aufruhr. Jetzt erkenne ich sie wieder. Sie ist die andere Frau, die bei dem Überfall dabei war. Ein Glück, dass ich maskiert war. Aber warum gibt sie sich als meine Verlobte aus?
    Daniel beobachtete sie mit einer Mischung aus Frustration und widerwilliger Bewunderung, während ihre Beine, unbehindert von Unterröcken, über das Feld liefen. Diese junge Frau war keine graue Maus. Sie war ein freier Geist. Würde er sie zwingen können, ihm zu verraten, wo Saranna war?
    Am Ende feierten die Kinder mit dem Nachmittagstee das Spiel, anschließend bestiegen sie ihre Ponys und ritten singend davon. Sarannas Doppelgängerin war nirgendwo zu sehen.
    Daniel rollte seine Zeichnungen zusammen und machte sich auf den Weg zur Hütte der Lehrerin. Er hatte lange genug gewartet. Außerdem wollte er nicht, dass irgendwer beobachtete, wie er sie unter Druck setzte. Er nahm auf der Veranda Platz und wartete darauf, dass sie auftauchte.

    Keziah verlangsamte ihre Schritte, als sie den Mann auf ihrer Veranda sah. Der Fremde, der ihnen beim Kricketspielen zugesehen hatte, saß auf dem Stuhl. Er tut beinahe so, als gehörte das Haus ihm. Was für eine Dreistigkeit!
    Und als sie Nerida entdeckte, war sie noch verwirrter. Ihre Freundin wartete immer mit Gabriel in der Hütte und bereitete den Tee vor, damit sie ein Schwätzchen halten konnten, wenn sie aus der Schule kam. Jetzt aber stand sie unter Gabriels Fenster, als müsste sie Wache halten. Als sie Keziah sah, zog sie sich mit dem kleinen Murphy in ihre goondie zurück.
    »Wer sind Sie? Was haben Sie hier zu suchen?«, fragte Keziah, während sie die Stufen zur Veranda hinaufstürmte.
    »Daniel Browne. Ich bin gekommen, um Ihnen Ihr Porträt zu bringen, Miss Plews. Frappierend ähnlich, nicht wahr?«
    Noch ehe sie das Bild gesehen hatte, zitterte Keziah. Jedes Detail stimmte. Nur eines nicht. Mi-duvel! Das ist

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