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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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warf den Kopf zurück und lachte. Es klang so schmerzhaft und brutal, dass es Keziah vorkam, als hätte er sie geschlagen. Trotzdem klammerte sie sich an ihn und versuchte, ihn am Weggehen zu hindern.
    »Was, zum Teufel, erwartest du von mir, Keziah?«
    Ihre Stimme war heiser vor Leidenschaft. »Wenn du dein Herz dazu brächtest, mich wieder zu lieben, würde ich mein ganzes Leben deinem Wohl und deinem Glück widmen, Gem. Ich bitte dich, gib mir die Chance, dir meine Liebe zu beweisen!«
    Er spuckte verächtlich aus dem Fenster. »Und wenn ich mich weigere?«
    » Mi-duvel! Gib mir etwas Zeit, ich flehe dich an. Erinnerst du dich an den Tag im Gerichtssaal? Du sagtest, kein Gericht auf der Welt hätte die Macht, mich von dir zu trennen. Du hattest Recht! Ich bin bis ans Ende der Welt gekommen, um bei dir zu sein. Ich bin deine Frau – und das werde ich immer bleiben.«
    »Was habe ich davon? Soll ich mich etwa bei einer mahrime anstecken?«
    Keziah schloss die Augen und betete zu ihren Ahnen, damit sie ihr die Kraft schenkten, seinen Zorn zu besänftigen.
    »Gem, ich würde mein Leben dafür geben, dich zu retten.«
    »Zu spät. Du bist bereits tot, oder hast du es vergessen? Keziah liegt auf dem Friedhof von Bolthole unter der Erde, da wo sie hingehört.«
    Keziah war getroffen. »Ich wünschte, ich wäre tatsächlich diejenige gewesen, die sterben musste. Doch das baxt wollte, dass ich lebe. Wenn du dein Herz dazu bringen kannst, mir zu vergeben, werde ich auf dich warten – ganz gleich, wie viele Jahre es dauert.
Aber ich muss dieses Kind und das Leben, das ich für es aufgebaut habe, schützen. Mehr als alles andere auf der Welt achte ich das Ehegelöbnis unserer Ahnen, egal, was das Gesetz der Weißen sagt. Ich könnte niemals einen anderen Mann heiraten. Es sei denn, du lässt dich nach Roma-Recht, nach unseren eigenen Gesetzen von mir scheiden.«
    »Scheiden? Was ist das nun wieder für ein Unsinn?«, rief Gem und schob sie zur Seite. »Jetzt endlich kommt also die Wahrheit ans Tageslicht. Du hast bereits einen gaujo , den du heiraten willst?«
    »Nein, Gem! Ich will nur dich. Bitte versuch, mir zu vergeben, doch wenn du es nicht kannst, dann entbinde mich von dem Versprechen, das ich dir als kleines Mädchen gab«, entgegnete sie verzweifelt. »Liebe mich. Hasse mich. Nur lass mich heute Nacht nicht allein, Gem.«
    Plötzlich legte sich Gems Zorn. »Du bist ein schlaues Früchtchen. Ich habe die Trooper am Hals, riskiere Kopf und Kragen, um eine einzige Nacht mit dir zu verbringen, obwohl mir dieser Spitzel von Evans im Nacken sitzt, und was bekomme ich? Lug und Trug – und die Brut eines gaujo !«
    Er zeigte auf das Kinderbett, in dem Gabriel fröhlich singend in die Hände klatschte und um Gems Aufmerksamkeit buhlte.
    Gem schlug mit der Faust gegen die demolierte Haustür. Dann sah er Keziah mit jenem vertrauten Lächeln an, das unweigerlich ihr Herz schneller schlagen ließ.
    »Als wir uns kennen lernten, warst du fünf. Dein Vater Gabriel kam in unser Lager, um mit seiner geliebten, blauäugigen Halbblut-Prinzessin anzugeben. Dein Lächeln war wie die Sonne, unschuldig und verführerisch zugleich.« Gem blickte auf seine Hand, als sähe er sie zum ersten Mal. »Du hast deine Hand in meine gelegt, und seit diesem Augenblick hältst du mein Herz in deiner Hand.«
    Die Wucht dieser gemeinsamen Erinnerung ließ Keziah aufschreien. »Ich habe dich von diesem ersten Augenblick an geliebt, das weißt du, Gem!«

    »Meine Mutter warf nur einen Blick auf dich und lief zu meinem Vater. Sie warnte ihn, sie sagte, ich solle lieber eine echte Roma heiraten. ›Huren gebären nur Huren!‹«
    Keziah wäre am liebsten gestorben. Jetzt war die Schande ihrer Mutter auch ihre Schande.
    »Hier ist mein Geschenk für dich, Keziah«, sagte Gem mit ruhiger Stimme und schmetterte ihr dann Patronellas schlimmsten Fluch entgegen – so mächtig, dass Keziah zwei Leben gebraucht hätte, um seiner Rache zu entkommen.
    Als er davonritt, rief Keziah mit gebrochener Stimme seinen Namen und wusste doch, dass sie ihn nicht mehr halten konnte und ihr Leben ohne ihn keinen Sinn mehr hätte.
    Ihr Schluchzen war so herzzerreißend, dass der kleine Gabriel erschrak und ebenfalls zu weinen begann. Mit erhitztem, vom Weinen geschwollenen Gesicht trug sie den Kleinen auf die Veranda, damit er sich in der kühlen Nachtluft beruhigte.
    »Schon gut, schon gut, mein kleiner Rom. Wer würde glauben, dass du der Mann bist, der meine Ehe auf dem

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