Die Blüte des Eukalyptus
Tür zu, so gut es ging, um sie beide von der Außenwelt abzuschotten und ihn ganz für sich zu haben.
Gem saß auf dem Holzstuhl und wartete. Alles an ihm war imposant. Die bunten Kleider, das Silber und Gold an Gürtel, Weste und Ohr. Der Schmuck an den Fingern – der goldene Ring, den sie ihm an ihrem Hochzeitstag geschenkt hatte. Die strahlend weißen Zähne hoben sich von seiner olivbraunen Haut ab. Die wilde Haarmähne. Das Seidenhemd, das er halb offen trug,
damit ein Stück von dem zum Vorschein kam, was wie eine Tätowierung aussah.
Einen Augenblick war alles still und reglos. Dann brach Gem das Schweigen.
»Ich habe nie daran gezweifelt, dass du kommen würdest, egal, wie langsam die Zeit verging.«
Zeit. Davon hatte Keziah nicht viel, wenn sie ihrer beider Leben wieder ins Lot bringen wollte. Wortlos stürzte sie sich ihm in die Arme, fest entschlossen, ihn nie wieder loszulassen.
Er strich ihr über die Wange. »Warum weinst du, kleine Hexe? Haben wir uns nicht beide danach gesehnt?«
Mit einer Hand packte er ihr Haar wie die Mähne eines geliebten Pferdes und drehte ihr Gesicht zu sich um. Keziah hatte die Macht seiner Küsse fast vergessen, die Art, wie er glühende Liebesworte ins Ohr flüsterte. Auf Englisch klang es seltsam, auf Roma jedoch war es sanft und leidenschaftlich.
»Ich schmecke deine Lippen, ich schmecke deine Augen, mein Liebling.«
Er warf sie aufs Bett, zog die Weste aus und lockerte den Gürtel.
»Bei Del , ich warte schon so lange auf dich. Heute Nacht sollst du vor Lust in meinen Armen sterben.«
»Ja!«, sagte sie und dachte an die Prophezeiung, die sie ihrer Schwiegermutter Patronella ins Gesicht geschleudert hatte. Ich werde Gem finden und in seinen Armen liegen.
Als er das Hemd auszog und Keziah die kaum verheilten Wunden auf seinem Rücken sah, stockte ihr der Atem. Doch die Tätowierung aus dem Gefängnis brach ihr das Herz – das K umgeben von einer Herzform direkt unter seinem eigenen Herzen. Gem würde dieses Zeichen seiner Liebe mit ins Grab nehmen. Hätte sie sie doch nur verdient.
Gem drückte sie aufs Bett, um sie wieder in Besitz zu nehmen. Seine leidenschaftliche Zunge erstickte ihre Fragen, seine Hände griffen nach ihren Brüsten.
Plötzlich schlug er die Augen auf und starrte sie an.
»Was war das?«, fragte er.
Keziah erstarrte vor Schreck, als er seine Pistole nahm, die Tür zum Schlafzimmer eintrat und auf das Bettchen zielte, in dem der kleine Gabriel im Nachthemd an den Gittern rüttelte.
Gem fuchtelte nervös mit der Pistole herum. »Was geht hier vor? Das ist doch nicht das Kind dieser Schwarzen? Es ist deins !«
Keziah lief zu Gabriel, um sich schützend vor ihn zu stellen.
»Hör zu, Gem! Ich habe ihn rechtmäßig adoptiert. Bei der Hand meines Vaters schwöre ich, dass ich in meinem ganzen Leben nur einen Mann geliebt habe. Dich!«
Gems Gesicht war blass vor Entsetzen. »Hältst du mich für blind? Er hat deine Augen !«
Keziah folgte ihm, als er in das andere Zimmer zurückging und seine Pistole auf das Bett warf. Sie sank vor ihm auf die Knie, klammerte sich an seine Hand, an seine Hose, an irgendetwas, das ihm gehörte, in dem verzweifelten Versuch, seinen erneuten Verlust hinauszuzögern.
»Liebster, du musst mir glauben. Dieses Kind war nicht mein Wunsch. Ich hasse den Mann, der es gezeugt hat. Ich habe immer nur dich gewollt. Ich bin über das Meer gesegelt, um bei dir zu sein, Gem!«
»O ja, mit deinem Bastard im Gepäck!«
Keziah rang die Hände. »Gabriel ist nicht daran schuld! Er hat nicht darum gebeten, geboren zu werden. Und ich wollte ihn nicht, aber jetzt ist er nun einmal da. Ein ungewolltes Geschenk. Ich kann nicht so tun, als wäre er mir gleichgültig.«
Gems Hand zitterte vor Wut. Keziah dachte, dass er sie nie geschlagen hatte, egal, wie eifersüchtig er gewesen war, doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal war sie schuldig.
»Wie viele Männer gab es sonst noch?«, fragte er.
Ihre Stimme überschlug sich. »Keinen! Es war eine einzige Nacht! Gem, ich bitte dich, das Unverzeihliche zu verzeihen! Ich habe dich mein Leben lang geliebt. Bitte, bring dein Herz dazu, mich zu verstehen und mir meine Schuld zu vergeben.«
»Schuld, was? Gerade eben hast du noch deine Unschuld beteuert! Das Kind war nicht dein Wunsch, was? Wie viele Lügen muss ich mir noch anhören? Antworte! Wie viele andere gaujo haben für meine Frau bezahlt ?«
»Glaub mir doch, Gem! Ich habe nie jemand anderen geliebt als dich!«
Er
Weitere Kostenlose Bücher