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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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sie auf den Mund küsste. Es war ein Kuss, der so lange dauerte wie ihr ganzes gemeinsames Leben. Ein Kuss voller Trauer. Und als Keziah sich weigerte, über den Besen zu springen, nahm Gem sie in die Arme und sprang rückwärts über den Besenstiel.
    Im gleichen Augenblick vernahm Jake das Herannahen galoppierender Pferde und Schüsse. Blitzschnell drehte er sich zu Gem um.
    »Die Trooper! Wir halten sie auf, damit ihr Zeit genug habt zu entkommen.«
    Die Wombeyan-Höhlen lagen hinter ihnen, als Jake Keziah am Arm packte und zu den Pferden lief. Trotz ihres leeren Blicks spürte Jake, wie tief verzweifelt sie war. Er half ihr in den Sattel. Für tröstende Worte war jetzt keine Zeit. Seine Stimme klang barsch.
    »Nimm dich zusammen, Kez. Tu es für Gem! Halt dich fest, so gut du kannst. Das wird der Ritt deines Lebens.«
    Jake ritt querfeldein in die entgegengesetzte Richtung, um die Trooper von der Höhle wegzulocken. Ein Blick nach hinten auf Keziah sagte ihm, dass sie seine Gedanken gelesen und sich mit jedem Muskel auf die kastanienbraune Stute eingestellt hatte.
    Er bahnte sich einen Weg durch den dichten Busch. Erst als sie die Straße erreichten, merkte er, dass sein Gesicht völlig zerschrammt war. Ein abgebrochener Zweig hatte sich wie eine Pfeilspitze in Keziahs Haar verheddert. Automatisch zog er ihn heraus.
    Mit einem Satz sprang er aus dem Sattel, nahm einen kräftigen
Schluck aus seinem Flachmann und schüttete den Rest über sein Hemd, während er beobachtete, wie Keziah sich an seiner Satteltasche zu schaffen machte. Dann saß er wieder auf und ritt im Schritt weiter.
    Als er sah, wie die Trooper auf sie zugaloppierten, begann er laut zu singen. » I would swim over the deepest ocean for my love to find. «
    Carrifergus war ein Lied, das die Iren wie die Engländer gleichermaßen für sich beanspruchten. Und als die Trooper direkt hinter ihnen waren, grölte Jake die letzte Strophe:
    » … but I’ll sing no more till I get a drink.
For I’m drunk today, and I’m seldom sober
A handsome rover from town to town
Ah, but I’m sick now, my days are numbered.«
    »Halt!«, befahl Trooper Kenwood. »Oder deine Tage sind in der Tat gezählt!«
    Jake tat überrascht und antwortete mit einem Lallen. Er hatte eine Menge Erfahrung in puncto Trinken, sodass er eine überzeugende Vorstellung abgab.
    »Guten Abend, Sergeant. Bei allen Heiligen, was für ein Glück, dass Sie es sind! Viel zu viele Schurken treiben sich hier herum!«
    Kenwood konnte seine Wut darüber, dass Gypsy ihm schon wieder entwischt war, nicht verhehlen.
    »Was haben Sie hier verloren? Zeigen Sie mir Ihren Strafgefangenenausweis! «, befahl er.
    Jake spielte den beleidigten Betrunkenen. »Ich brauche keinen Freibrief. Ich bin ein freier Mann, Officer. Jakob Andersen. Wir feiern die bevorstehende Hochzeit dieser jungen Dame. Sie sind alle eingeladen.«
    »Sparen Sie sich Ihr Geschwätz! Ich habe Sie auf frischer Tat ertappt, als Sie Gypsys Bande Nachschub brachten.«
    Jakes Lächeln erstarrte. Scheiße! Ihre leeren Satteltaschen einen Steinwurf vom Versteck der Buschräuber entfernt!

    Triumphierend öffnete Kenwood Jakes Satteltasche. Doch sein Gesicht färbte sich puterrot, als er eine lange, mit Rüschen besetzte Damenunterhose herauszog.
    Keziah fragte mit dem autoritären Tonfall einer englischen Lehrerin einem nicht allzu gescheiten Schüler gegenüber: »Muss das sein, Sergeant? Sie werden sich doch sicherlich an mich erinnern? Ich war Ihnen in Ironbark bei Ihren Ermittlungen wegen der ausgerissenen Halunken behilflich.«
    Jake wusste, dass Kenwood von ihr nicht mehr bekommen hatte als eine Kräutertinktur gegen seine Mückenstiche. Sergeant Kenwood errötete noch mehr.
    »Verzeihen Sie, Miss Plews. Ich habe Sie nicht erkannt. Bitte setzen Sie Ihren Weg fort.« Dann fügte er demonstrativ hinzu: »Wie Sie ganz recht sagten, Mr. Andersen, hier wimmelt es nur so von Buschräubern.«
    Als das Klappern ihrer Pferdehufe verklungen war, machte Jake aus seiner Neugier keinen Hehl.
    »Das nenne ich Geistesgegenwart. Ich hatte keine Ahnung, dass du Unterwäsche eingepackt hast.«
    »Habe ich auch nicht«, erwiderte sie hochmütig und strich diskret den Rock über ihren Beinen glatt, damit Jake sah, dass sie unbekleidet waren.
    Um ihr eine peinliche Situation zu ersparen, stimmte Jake sein Lieblingslied an, The Wild Colonial Boy . Doch mittendrin bemerkte er seinen Fehler. Es war nicht der richtige Augenblick, um Keziah an den Tod eines

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