Die Blüte des Eukalyptus
sein. Je stärker sie sich gegen die Vorstellung wehrte, Daniel zu heiraten, umso mehr versank sie in ihrer Verzweiflung.
Als sie sah, wie Jake Andersen auf die Hütte zuritt, lief sie ihm entgegen.
Heute wirkte er grimmig. Er saß auf Horatio und hielt die Zügel eines anderen Pferdes in der Hand. Wie üblich kam er sofort zur Sache.
»Die Trooper haben Verstärkung bekommen, weil die Buschräuber ihnen immer mehr zu schaffen machen. Gem hat sich in einer Höhle versteckt, bis die Luft wieder rein ist. Ich habe ihn endlich aufgespürt. Wir hatten vor einiger Zeit eine kleine Aussprache. Tut mir leid, dass ich die Sache nicht besser für dich hinbiegen konnte, Kez. Nicht so, wie du es am liebsten gehabt hättest.«
Sie sank auf einen Stuhl. »Du bist ein echter Freund, Jake. Ich weiß nicht, warum du dir die ganze Mühe gemacht hast, trotzdem danke ich dir.«
»Gem sagt, er würde sich den Behörden niemals stellen, aber er hat sich bereitgefunden, wegen dieser anderen Angelegenheit mit dir zu sprechen. Ich soll dich zu seinem Versteck bringen. Sofort.«
Keziah nickte und lief zu der goondie , wo Nerida und der kleine Murphy schliefen. Nachdem sie ihr Gabriel anvertraut hatte, ging
sie zu der Koppel, wo das Wildpferd stand. Gems Geschenk war zu einem Symbol für das Zerrbild ihrer Liebe geworden.
Doch bei Jakes Worten hielt sie inne. »Nein! Nimm das Tier, das ich mitgebracht habe.« Er zeigte mit dem Kopf auf Evans Anwesen. »Ich will diesem verdammten Spitzel keinen Hinweis darauf geben, wo sich Gem befindet.«
Er versuchte, seine Worte beiläufig klingen zu lassen. »Da wo wir hingehen, gibt es keine Besen.«
Keziah blieb stehen wie vom Blitz getroffen. Sie las in seinen Augen, dass er sie nicht verletzen wollte, indem er das Wort aussprach. Scheidung. Sie holte einen Besen, und er befestigte ihn an ihrer Satteltasche.
»Als Mann sähe man wie ein Esel aus, wenn man einen Besen dabeihätte. Ich bringe dich am Montagmorgen rechtzeitig zur Schule wieder zurück.«
»Wo reiten wir hin?«, fragte sie.
»Das musst du nicht wissen, Kez. Was du nicht weißt, können die Trooper nicht aus dir herausquetschen.«
»So blöd bin ich nicht!«, gab sie stolz zurück. »Ich habe mein ganzes Leben mit der Polizei zu tun gehabt.«
Hintereinander ritten sie durch ein spärlich bewaldetes Gelände. Bei Anbruch der Dunkelheit erreichten sie die Berge. Keziah hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden, versuchte jedoch, ruhig zu bleiben, indem sie sich auf bestimmte Orientierungspunkte konzentrierte. Die Schatten der riesigen Bäume, die der Mond warf, türmten sich zum Himmel auf wie die Wände eines großen Gefängnisses. Es war eine herrliche Nacht, die für immer verdorben war; eine Nacht, die das Schicksal zum schweigsamen Zeugen eines uralten Roma-Rituals bestimmt hatte, mit dem ihr Leben für immer von Gem abgeschnitten würde.
Mi-duvel! Lass ein Wunder geschehen. Mach, dass ich Gems Herz erweichen kann .
Jake sprang aus dem Sattel. Er imitierte das Krächzen eines Raben, auf das kurz darauf eine zweite Stimme antwortete.
»Am besten klammerst du dich wie eine Klette an mich«, warnte er. »Keine Ahnung, wie viele Ausreißer sich dort noch versteckt halten oder wie betrunken sie sind. Manche werden seit Monaten keine Frau mehr zu Gesicht bekommen haben.«
Sie umgingen massive Felsen, die vor Äonen zu einem Wirrwarr eingestürzt waren und jetzt die perfekte Tarnung für den Eingang der Hölle bildeten, der erst zu sehen war, als sie direkt davor standen. Waren es die Wombeyan-Höhlen, von denen sie schon gehört hatte?
Am Eingang kauerte ein Junge. Das Mondlicht streifte die Umrisse seines Gewehrs. Keziahs feine Nase nahm das durchdringende Aroma von Rum wahr.
»Gem erwartet uns«, sagte Jake dem Jungen, der sich zur Höhle umwandte und durch die Zähne pfiff.
Und da sah Keziah ihn. Vor der im Licht des Feuers orangerot gefärbten Höhlenwand zeichnete sich der Schatten des Mannes ab, den Keziah liebte. In der Dunkelheit konnte sie sein Gesicht nicht erkennen, doch der Zynismus seiner heiseren Stimme war wie ein Schlag ins Gesicht.
»Willkommen, Jake. Das gilt nicht für die Hure, die du im Schlepptau hast.«
»Sie ist keine Hure«, entgegnete Jake. »Sie ist deine Frau. Ist Gypsy ein Ehrenmann? Oder bricht er sein Versprechen? Wenn ja, kriegst du es mit mir zu tun!«
Jakes Stimme enthielt eine offene Herausforderung, die Keziah mutig und dämlich zugleich fand. Die drei bewaffneten Buschräuber in der
Weitere Kostenlose Bücher