Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
Vom Netzwerk:
Höhle wirkten gelangweilt, fast, als wären sie auf Ärger aus. Und die vielen Waffen in der Ecke waren ihr auch nicht entgangen.
    Gem lachte hämisch. »Wenn ich wollte, könnte ich dich jederzeit fertigmachen, Kamerad.«
    »Ach ja? Immerhin war ich gut genug für dein Wort.« Keziah sah, wie er Gem etwas reichte und die Stimme senkte. »Hier, die Hälfte, wie abgemacht.«

    Keziah erschrak angesichts der Wahrheit. Jake hatte nur gegen Gem gekämpft, um ihm ein Versprechen abzuringen.
    Gem war unruhig. »Kommen wir zur Sache. Hast du die Vorräte dabei, Kamerad?«
    Jake deutete mit dem Kinn auf die Pferde, und zwei Mitglieder der Bande liefen wie kleine Kinder hinüber, um Rum, Mehl, Tee, Salz, Rind- und Schafsfleisch aus den Satteltaschen zu laden.
    Jake wandte sich an Gem. »Keine Munition. Du kennst mich, Kumpel. Das ist meine Grenze.«
    Gem nickte. Keziahs Blick folgte jeder Linie seines Gesichts.

    Abgesehen vom Knistern des Feuers war es völlig still in der Höhle. Jake beobachtete, wie der Roma und seine Frau sich gegenüberstanden wie zwei Duellanten, die bis zum letzten Blutstropfen kämpfen würden. Es war schmerzhaft mit anzusehen, und Jake fühlte sich angespannt, denn er wusste, dass Keziah noch mehr Seelenqualen bevorstanden.
    Schließlich brach sie das Schweigen als Erste und grüßte Gem auf traditionelle Roma-Art. » Sarishan. Wie geht es dir?« Daraufhin wandte er ihr geringschätzig den Rücken zu.
    Keziahs gefühlvoller Blick sprach Bände, als sie fragte: »Ist es wirklich das, was du willst, Gem?« Er antwortete nicht, woraufhin sie näher auf ihn zuging und in ihrer Verzweiflung mit einem Wortschwall überschüttete.
    »Um deiner selbst willen, gib auf, bevor du jemanden tötest, sonst landest du noch am Galgen. Stell dich den Troopern, jetzt! Du bist noch jung, eines Tages wirst du frei sein. Ich warte auf dich. Ich flehe dich an, Gem, weise mich nicht ab. Spring nicht mit mir über den Besen.«
    Gems Stimme war sanft und gefährlich. »Was würdest du tun, um meine Liebe zurückzugewinnen?«
    »Alles!«
    »Dann geh vor mir auf die Knie.«

    Keziah kniete vor Gem nieder. Jake wurde von Neid gepackt, als er sah, wie die stolze Frau um Gems Liebe bettelte.
    Der genoss den Augenblick. »Braves Hundchen! Und jetzt liefere mir den Beweis. Gib deinen kleinen Bastard weg.«
    Jake empfand blanke Wut, als er Keziahs erstickten Schrei hörte.
    »Du kannst mir das Herz ausreißen, Gem, aber verlange nicht, dass ich mein Kind weggebe!«
    »Dann geh mir aus den Augen, du gaujo -Hure!« Keziahs Verzweiflung tat Jake in der Seele weh, doch es war nicht der richtige Zeitpunkt, Gem herauszufordern. Die Zeit lief ihnen davon. Er hatte Keziah nicht die ganze Wahrheit gesagt. Die Trooper waren dabei, die Gegend zu durchkämmen, um die Buschräuber, die sich in den Höhlen versteckt hatten, auszuräuchern. Er musste die Kontrolle übernehmen.
    »Wie geht es nun weiter, Gem? Du vergisst, dass ich keine Ahnung von euren Scheidungsritualen habe.«
    Jake umklammerte den Besen, als wäre er ein Gewehr. Während er auf eine Reaktion wartete, tanzten ihre Schatten über die Höhlenwände wie eine Prozession aus der Geisterwelt der Wiradjuri. Man hörte nur das Knistern des Feuers. Ein Blick verriet ihm, dass für Keziah der Augenblick der Wahrheit gekommen war.
    Gem sah Jake mit zusammengekniffenen Augen an und zögerte, als wolle er den Augenblick ins Unendliche ausdehnen und den Besen nicht annehmen. Dann beugte er sich vor, und sein spöttisches Flüstern war allein für Jakes Ohren bestimmt.
    »Ich wusste von Anfang an, dass du hinter meiner Hure her bist.« Erst jetzt nahm Gem ihm den Besen aus der Hand und wandte sich ab.
    Dass er nur als Zeuge hier war und zu schweigen hatte, ärgerte Jake, aber er hatte sein Wort gegeben. Beide standen mit dem Rücken zu ihm, der Besen, Symbol ihrer Trennung, lag zwischen ihnen. Gems Arm zuckte, als wolle er die Pistole ziehen. Keziah streckte eine zitternde Hand nach ihm aus.

    Plötzlich zerriss ein hysterischer Schrei die Stille – Gem. Er umfasste mit beiden Händen Keziahs Gesicht und sprach die gequältesten Worte, die Jake jemals gehört hatte. Es war, als würde eine Peitsche einem das Fleisch zerfetzen.
    »Keziah, versteh mich! Es ist zu spät. Ich kann mich nicht stellen. Trotzdem schwöre ich bei Gott, dass ich niemals eine andere Frau lieben werde. Kurraben! Vergib uns beiden!«
    Jake drehte sich der Magen um, als er sah, wie Gem Keziah sanft die Augen schloss und

Weitere Kostenlose Bücher