Die Blüte des Eukalyptus
der dich beschützt und dich ernährt. Und du kannst deine Freiheit, deine Schule und deinen guten Namen behalten. Was könnte sich eine diebische Zigeunerin mehr wünschen?«
»Wenn du mich noch einmal als Diebin bezeichnest, sage ich die Hochzeit ab. Und es ist mir vollkommen egal, was dann passiert! «
In diesem Moment kam Gabriel herein und ging sofort auf
Daniel zu, als hätte er das neue Familienmitglied bereits instinktiv anerkannt.
Keziah beobachtete, wie sich Daniel Gabriel gegenüber verhielt und seine Hand führte, als er einen weiteren Tag vor der Hochzeit abhakte. Geduldig erklärte er dem Jungen, der noch nie Schnee gesehen hatte, das Bild des Schneemanns auf dem Kalender.
Sie fragte sich ängstlich, ob Daniel ein guter Stiefvater wäre. Und dann fielen ihr wieder Jakes Worte ein: »Kinder bitten nicht darum, geboren zu werden. Sie sind nur Spielbälle in den Händen der Erwachsenen.«
Um seinetwillen versuchte sie, die Tatsache, dass Daniel nach der Hochzeit zu ihnen ziehen würde, leichten Herzens zu nehmen. Und Gabriel bot an, sein Spielzeug und sein Bett mit ihm zu teilen.
Woraufhin Daniel ruhig antwortete: »Was für ein netter Junge! Aber in diesem Haus hat deine Mama das Sagen, nicht wahr, Mama?«
Keziah biss bei seiner spitzen Bemerkung die Zähne zusammen. Daniel hatte versprochen, dass ihre Ehe nur platonisch wäre, doch sie wusste es besser. Sobald sie unter gaujo- Recht verheiratet waren, wäre sie ein Teil von Daniels »Eigentum«. Daher antwortete sie lieber nicht.
»Dank Julian Jonstone und deinem Freund Joseph Bloom werde ich bald meinen Entlassungsschein bekommen. Dann kann ich frei entscheiden, wo ich arbeite und wer mich bezahlt. Bis dahin habe ich keinen Penny. Du musst für die Freude, dir einen Mann zu kaufen, bezahlen.«
Keziah zuckte zusammen. Sie wusste, dass Daniel in Gideon Park die Kontrolle über sein Leben völlig verloren hatte. Zweifellos war auch die Erfahrung, anderen Schmerz zuzufügen, neu für ihn. Es machte ihm sichtlich Spaß, die Muskeln spielen zu lassen und den künftigen Hausherrn zu markieren. Doch als er ihr kurz darauf eine Papierrolle überreichte, wirkte er überraschenderweise nervös – es war ihr Hochzeitsgeschenk.
Trotz ihres Wunsches, Distanz zu ihm zu halten, war Keziah gerührt von der Feinfühligkeit, mit der sein Porträt die innige Beziehung zwischen Mutter und Kind eingefangen hatte. Sie dankte ihm kühl, doch als sie seine übel geschwollene rechte Hand sah, konnte sie nicht an sich halten. Die Fingerrücken waren von auffallenden roten Schwielen gezeichnet.
»Das war doch kein Unfall!«
»Ein Hieb mit der Pferdepeitsche. Mein Aufseher hat mich erwischt, als ich während der Arbeitszeit an dem Bild malte.« Daniel zuckte die Achseln. »Anderen ist es noch viel schlimmer ergangen. Ich hatte Glück, dass er mich nie auspeitschen ließ.«
Keziah nahm Mörser und Stößel aus dem Regal und machte sich daran, eine Heilsalbe aus frischen Kräutern zu mischen. Gleichzeitig lieferte sie ihm eine Erklärung, damit er nicht auf die Idee kam, sie würde allmählich weich.
»Meine Großmutter hat mir eingehämmert, dass ich meine Heilkünste niemandem verweigern darf, nicht einmal meinen Feinden.«
Seine unergründlichen Augen musterten sie aufmerksam. »Bin ich denn dein Feind?«
»Du bist mein Patient«, antwortete sie steif. Geschickt strich sie die Salbe auf die Wunde und gab ihm einen kleinen Tiegel davon mit.
»Du hast heilende Hände«, sagte Daniel.
»Bilde dir bloß nichts ein. Dasselbe würde ich auch für einen Hund tun.«
Es wurde Zeit für Daniel zu gehen, doch er zögerte.
»Nimm dich vor dem Mann in Acht, der dich geschlagen hat«, warnte ihn Keziah. »Deine Kunst ist ein Geschenk. Und manche Menschen versuchen zu zerstören, was sie nicht verstehen.« Schließlich setzte sie widerwillig hinzu: »Das Porträt ist dir sehr gut gelungen.«
Daniel wandte den Kopf ab, vielleicht um seine Freude über ihr Lob zu verbergen. »Bis nächste Woche.«
Keziah schloss die Tür. Ich will kein Mitleid für ihn empfinden. Wäre doch nur Jake hier!
Jetzt, da der Hochzeitstermin unausweichlich schien, bat sie Nerida, ihre Brautjungfer zu sein.
»Stell es dir so ähnlich vor wie ein Korrobori-Fest der gubba , mit Tanz und Gesang. Ich glaube auch nicht an das Brimborium in der Kirche, aber Daniel wird dadurch seine Freiheit bekommen. «
Neridas Entschluss stand fest. »Du gibst Daniel Freiheit. Und ich helfe dir bei der Sache mit
Weitere Kostenlose Bücher