Die Blueten der Freiheit
mindestens noch zwei Wochen dauern.«
Mindestens zwei Wochen. Ich würde also eher mit drei Wochen rechnen müssen. Dazu noch eine Woche für die Rückreise, und es würde einen Monat dauern, bis ich Lisette vor dem Grafen retten konnte. »Dann werdet Ihr mich verständigen, wenn die Spitze fertig ist?«
»Wenn Ihr uns Eure Adresse und vielleicht auch Euren Namen verratet?«
Ich gab ihr beides. Sie nahm einen Teil der Münzen an sich. »Die Hälfte jetzt. Die andere Hälfte später.« Dann wandte sie sich wieder ihren Aufzeichnungen zu.
Der Laden des Spirituosenhändlers befand sich in der Leiestraat, genau wie es der Graf angekündigt hatte. Ich betrat den Laden und sprach den Verkäufer an, der hinter der Theke stand. »Ich bin hier, um mit Arne De Grote über eine Spitzenlieferung zu verhandeln. Über die Grenze.«
Der einzige Kunde im Laden erstarrte und drehte sich zu mir um.
Der Verkäufer wurde zuerst rot, dann verlor sein Gesicht jegliche Farbe. »Ihr sucht wohl einen anderen De Grote.«
»De Grote, den Spirituosenhändler? In der Leiestraat, in der Nähe des Marktplatzes?«
Der Verkäufer fuchtelte mit den Händen, als wollte er nichts mit mir zu tun haben. »Diese Ausländer! Sie kommen hierher in die Stadt und verstehen nicht einmal unsere Sprache. Sie wissen gar nicht, was sie sagen!« Der Verkäufer spie die Worte aus und brachte die Theke, die vorher recht aufgeräumt gewesen war, in Unordnung.
»De Grote schmuggelt Spitze?«, erkundigte sich der Kunde.
»Spitze schmuggeln? Warum sollte er? Hat er nicht bereits einen gutgehenden Laden? Er verkauft nur die allerbesten Spirituosen!«
Der Mann runzelte die Stirn, zuckte mit den Schultern und verließ schließlich den Laden, ohne etwas zu kaufen.
Der Verkäufer winkte mich zu sich. »Psst, Ihr wollt doch nicht, dass er Euch hört?«
»Wer?«
»De Grote!«, schrie der Verkäufer, und sein Gesicht wurde abermals knallrot.
Ich zwinkerte. Verstehe doch einer diese Leute. Ich richtete mich zu meiner vollen Größe auf, drückte die Schultern nach hinten und starrte ihn an. »Ja. Ich denke, ich will tatsächlich, dass er mich hört. Ich bin immerhin hier, um mit ihm zu sprechen.«
»Dann haltet Euren Mund.«
»Es ist doch nicht verboten, hier in Flandern über flämische Spitze zu sprechen.«
»Aber es ist nicht gut, davon zu sprechen, wenn in der ganzen Stadt Söldner unterwegs sind, die auf der Suche nach Schmugglern sind!«, zischte er.
Ich spürte, wie nun mein eigenes Gesicht jegliche Farbe verlor. Ich konnte es mir nicht leisten, verhaftet zu werden. Ich durfte nicht vergessen, dass König Ludwig einen derartigen Handel für illegal erklärt hatte, egal, wie die Dinge auf der anderen Seite der Grenze standen. Der König duldete keinen Widerspruch. Und er war vor allem gerecht. Wenn ich gefasst wurde, dann würden ihn die Umstände, wie es zu alldem gekommen war, und auch Lisettes missliche Lage nicht interessieren. »Also, wo ist er?«
»Im Hinterzimmer.«
»Darf ich?«
Der Verkäufer deutete mit dem Kinn nach hinten und sah mich böse an.
Ich drängte mich an Fässern und Flaschen in den verschiedensten Formen und Größen vorbei und klopfte schließlich an die einzige Tür, die ich entdecken konnte.
»Was ist?« Die Stimme klang nicht gerade freundlich. »Klaas? Bist du das?«
»Nein, hier ist nicht Klaas.«
Ich hörte ein flüchtiges Kratzen von Holz auf Holz und schwere Schritte, bevor schließlich die Tür aufgerissen wurde. »Wenn Ihr nicht Klaas seid, wer seid Ihr dann?« Vor mir stand ein Mann und starrte mich mit rotbraunen Augen an. Unter seinem exakt geschnittenen Bart bauschte sich Spitze, und unter den Ärmeln seines Wamses aus feinem Brokat blitzten Spitzenstulpen hervor.
»De Grote?«
» Nee. Ihr seid nicht De Grote, denn das bin ich. Ihr seid es, der hier ist.«
Ich fühlte mich vollkommen töricht. Dann nickte ich. »Ich bin Alexandre Lefort.«
»Und wer seid Ihr, Alexandre Lefort? Und was wollt Ihr?« Er flüsterte beinahe.
»Mir wurde gesagt, ich solle mit Euch über … einen Auftrag … verhandeln.«
Sein Gesicht wurde weicher. Er lächelte und streckte einladend den Arm aus. »Dann kommt doch herein.«
»Er hat vorne im Laden nach Euch gefragt, De Grote«, sagte eine Stimme hinter mir. Die Stimme des Verkäufers. »Und er hat gefragt, ob Ihr … Ihr wisst schon.«
De Grotes Blick wanderte von seinem Angestellten zu mir. »Was hat er gefragt?«
»Ob Ihr …«, der Verkäufer sprach beinahe
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