Die Blueten der Freiheit
lautlos, »… Spitze schmuggelt.«
De Grote wandte sich mir zu. »Ihr habt das Wort in den Mund genommen?«
Ich nickte.
»Hat ihn jemand gehört?«
Der Verkäufer zuckte hilflos mit den Schultern. »Otto Stroobants.«
»Schnell – schick jemanden hinter ihm her. Stell sicher, dass er sofort nach Hause geht, ohne mich auf dem Weg dorthin in Schwierigkeiten zu bringen«, befahl er mit einem Zischen.
Der Verkäufer wandte sich ab und wollte bereits gehen, doch De Grote hielt ihn zurück. »Kauft er oft bei uns ein?«
Der Angestellte drehte sich um. »Wer?«
»Stroobants.«
Der Angestellte neigte den Kopf zur Seite. »Alle ein bis zwei Monate einige Flaschen.«
De Grote faltete seine Hände über seiner Spitze und seufzte. Dann schüttelte er den Kopf. »Nun, wenn es Schwierigkeiten geben sollte, aufgrund derer ich etwas unternehmen müsste, dann würde es zumindest dem Geschäft keinen allzu großen Schaden zufügen.« Er bedeutete dem Angestellten zu gehen, zog mich am Arm ins Innere des Raumes und schloss die Tür. »Wegen der Spitze.« Er ließ sich hinter seinem Tisch nieder.
»Ich habe erst heute Morgen mit der Äbtissin des Klosters von Lendelmolen gesprochen.«
»Und?«
»Sie meinte, es würde mindestens zwei Wochen dauern, bis meine Spitze fertig ist.«
»Gut. Wunderbar. Wenn sie fertig ist, dann bringt sie zu mir. Ich werde einen meiner Hunde damit für Euch über die Grenze schicken.«
»Hunde?«
»Ich habe ebenfalls Angst vor den Viechern, aber ich habe noch nie eine Lieferung verloren. Ich brauche jedoch jetzt sofort Euer Geld, um alles vorzubereiten.«
Ich zog meinen Geldbeutel aus dem Mantel und legte ihn in seine Hand.
Er wog ihn ab und warf mir einen fragenden Blick zu. Nachdem er das Band mit einem Finger gelöst hatte, leerte er die Münzen auf den Tisch. »Das ist nicht genug.«
»Ihr bekommt einen Teil jetzt, um sicherzustellen, dass Ihr alles erledigt, und den anderen Teil später, wenn alles vorüber ist.« Ich hatte das verbliebene Gold auf zwei Beutel aufgeteilt.
»So wickle ich meine Geschäfte aber nicht ab. Wenn Ihr wollt, dass ich Euch behilflich bin, dann müsst Ihr mir das Geld jetzt geben – und zwar den gesamten Betrag.«
Es hätte mich wohl nicht überraschen dürfen, dass der Graf einen Mann als Geschäftspartner vorgeschlagen hatte, der ihm so ähnlich war. Nachdem ich aus eigener, bitterer Erfahrung wusste, wozu solche Menschen fähig sind, beschloss ich, meinem Instinkt zu vertrauen. Ich stopfte die Münzen wieder zurück in meinen Beutel und widerstand dem Drang, den kalten Schweiß, der sich auf meiner Oberlippe gebildet hatte, mit der Hand fortzuwischen. Ich wickelte das Band um den Beutel und verknotete es einmal und dann noch ein weiteres Mal, bloß um sicherzugehen. »Bedauerlicherweise ist das nun aber nicht die Art, wie ich meine Geschäfte abwickle.« Ich nickte ihm zu, bevor ich auf dem Absatz kehrtmachte und mich mit der Sorglosigkeit des Landstreichers, der ich einst gewesen war und der sich nicht darum kümmerte, was die Menschen von ihm dachten oder was geschehen würde, auf die Tür zubewegte.
Ich erwartete, dass er mich jeden Augenblick zurückrufen würde, doch als ich bei der Tür ankam, hatte der Mann noch kein Wort gesagt. Also blieb ich stehen.
Nichts geschah.
Ich legte eine Hand auf den Türknopf.
Noch immer nichts.
Ich drehte ihn.
Nichts, nichts, nichts. Verdammt, verdammt und nochmal verdammt! Ich war mir sicher gewesen, dass er einwilligen würde. Was sollte ich jetzt tun? De Grote war der Einzige, den ich in dieser Stadt kannte, und es war klar, dass ich es nicht schaffen würde, die Spitze selbst über die Grenze zu schmuggeln. Was würde passieren, wenn er meinen Auftrag nicht annahm? Ich öffnete die Tür und trat hindurch.
Nichts.
Nun war alles verloren.
»Wartet«, seufzte er resigniert.
Ich wäre vor Erleichterung beinahe gestolpert. Dennoch drehte ich mich nicht um. Es wäre verheerend gewesen, wenn ich nun zu begeistert reagiert hätte. Das war etwas, woran ich mich nun wieder aus meiner Kindheit erinnerte: Die Menschen reagierten nicht auf offen zur Schau gestellten Hunger oder offensichtliche Not, sondern auf Stärke. »Was ist?« Ich warf ihm über meine Schulter hinweg einen Blick zu.
»Kommt zurück, kommt zurück. Ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden.«
»Ich gebe Euch jetzt sofort ein Viertel des Geldes und den Rest, wenn die Spitze fertig ist.«
»Und was ist, wenn Ihr niemals den gesamten
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