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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
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Betrag bezahlt?«
    Ich lächelte. »Ich bin ein Ehrenmann. Ich erledige meine Geschäfte auf ehrenwerte Art.« Ich holte einige Münzen aus dem Beutel und warf sie auf den Tisch.
    De Grote sah mich lange an. »Warum verratet Ihr mir nicht, wo Ihr übernachtet? Falls ich Euch eine Nachricht zukommen lassen muss.« Er sah mich bloß eine Spur zu freundlich an.
    »Ich weiß nicht genau, wo ich wohnen werde. Noch nicht.«
    »Und wo wohnt Ihr zurzeit?«
    Zurzeit? In meiner Kindheit hatte ich mich am besten dadurch schützen können, dass niemand genau wusste, wo ich mich gerade aufhielt … bis zu dem Abend, als mich der Dorfpriester fand. Um nicht zu erschaudern, zuckte ich mit den Schultern und bemühte mich, den Gesichtsausdruck eines Ehrenmannes anzunehmen, der sich nicht weiter mit einem Untergebenen unterhalten möchte. »Nirgendwo. In der Unterkunft, die ich ausgewählt habe, gibt es zu viele Flöhe. Ich habe vor, mir noch heute etwas anderes zu suchen.«
    »Zu viele Flöhe? Ich bin mir nicht sicher, ob Ihr eine Unterkunft finden werdet, wo es weniger davon gibt. Aber auf dem Ramen, ganz am Ende, gibt es einen Gasthof, der von einem guten Mann geführt wird. Dort solltet ihr unterkommen.«
    »Auf dem Ramen. «
    »Ja. Am Beginn der Stovestraat.«
    Ich nickte und nahm mir vor, in Zukunft einen Bogen um den Ramen zu machen. De Grote erinnerte mich zu sehr an den Priester, den ich als Junge gekannt hatte. Ich wollte nirgendwo sein, wo mich dieser Mann finden konnte.

    Während ich in dem Laden gewesen war, war der Regen feiner und der Nebel dichter geworden. Ich zog meinen Hut tiefer über die Ohren und schlug den Kragen meines Mantels bis zum Kinn hoch. Die Menschen, die mir entgegenkamen, hatten dasselbe getan. Zumindest die meisten von ihnen. Wir wanderten die Straßen entlang wie Geister, die das Wetter nur umso gespenstischer wirken ließ.
    Als ich an einer Seitengasse vorbeiging, hörte ich plötzlich ein Zischen und drehte mich um.
    Die Gasse lag im Dämmerlicht, und ich konnte nichts erkennen. Ich kniff gerade die Augen zusammen, als mich jemand von hinten anstieß, so dass ich in die Dunkelheit stolperte. Meine alten Instinkte erwachten sofort wieder zum Leben, und ich zog meinen Dolch aus dem Gürtel. Ich versuchte, mich aus meinem Mantel zu befreien, der mich einengte, doch einer der Angreifer hatte es geschafft, auf die andere Seite zu gelangen, und trat mir das Messer aus der Hand.
    Es fiel in eine Pfütze, während ich von vorne und hinten angegriffen wurde.
    Obwohl ich jeden Schlag vorausahnte und versuchte, mich dagegen zu wehren, war ich stets zu spät dran. Ich bewegte mich zu langsam. Schließlich stand ich bloß noch wie ein törichtes Vieh mit hin- und herschwankendem Kopf da und starrte meine Angreifer an, während mir das Blut über die Augen lief.
    Ein Schlag in die Magengrube brachte mich schließlich zu Fall. Ich sank auf die Knie und rang nach Luft, als mich eine Hand am Kragen zu fassen bekam und hochzog. Eine weitere Hand fuhr unter mein Wams und zog den Geldbeutel aus seinem Versteck hervor. »De Grote meinte, er nimmt den Rest des Geldes lieber gleich an sich.«
    De Grote? »Aber …«
    »Sei ein guter Junge und lauf nicht gleich zur Polizei.«
    Einer der beiden beugte sich nach vorne und fischte den Dolch aus der Pfütze. Er steckte ihn sich an seinen Gürtel und grinste mich an. »Der hier wird De Grote gefallen. Er mag ausgefallene Dinge.«
    Ich lag in der Seitengasse, blutig geschlagen und mit einem Ohr in einer Pfütze, während ich den Menschen zusah, die draußen auf der Straße im Regen vorbeihasteten, so dass das Wasser aufspritzte. Nebel senkte sich über meine Augen und ließ die Welt langsam grau werden.
    Erst als ein vorbeikommender Hund mich zunächst beschnüffelte und schließlich sanft biss, wurde ich aus meiner Benommenheit gerissen. Ich wehrte ihn ab und schrie auf, als mir vor Schmerz schwarz vor den Augen wurde. Der Hund bellte mich an und trottete schließlich wieder hinaus auf die Straße.
    Ich stützte mich auf einen Ellbogen auf, und meine Schulter schien unter der Last beinahe nachzugeben. Ich schluckte einen Schrei hinunter und rollte mich vorsichtig auf die Knie. Dann versuchte ich, langsam aufzustehen, wobei ich immer wieder innehielt, um nicht ohnmächtig zu werden.
    Schwankend griff ich nach meinem Hut, der jedoch aussah, als hätte ihn ein Pferd zunächst in den Schlamm gestampft, bevor es zur Draufgabe auch noch seine Äpfel darauf hatte fallen lassen.

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