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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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hatte er davon geträumt, einen Fuchs mit blassen, kalten Augen zu jagen – eine Füchsin, die um sich biss, als er sie schließlich ins Feuer warf. Die Flammen verwandelten das Tier in eine schlanke Gestalt, deren weizengoldenes Haar sich über einem nackten, geschlechtslosen und feuerfesten Körper kräuselte. In seinem Traum hatte es auch Tauben gegeben und einen großen, schlichten Mann, der ein blondes Kind in den Armen hielt. Kind und Mann waren mit Strömen von Blut bedeckt.
    Lionel warf einen Blick auf Elinor, die in ihrer Rabenkluft nahe am Scheiterhaufen stand und zitterte. Er vergrub die kalten Hände in seinem Pelzmantel. Langsam ging die Sonne hinter einer Wolkenhülle auf.
    Eine Trommel erklang von der Außenmauer und Margaret betrat den Hof. Sie war angekettet und von Wachen umgeben, zerlumpt und dreckig, doch sie schritt schweigend, ja sogar stolz auf den Scheiterhaufen zu, als ob sie hergekommen wäre, um die Krone zu empfangen. Es war kein Hass mehr in ihr und keine falsche Hoffnung oder Furcht. Sie war schon tot, seit ihr Horn zerbrochen war. Ihr Trotz während des Prozesses war nichts anderes als das hilflose Knurren eines gestellten Fuchses gewesen. Jetzt konnte sie nur noch den Hunden die Kehle darbieten und sich unterwerfen.
    Mit diesen Gedanken erklomm Margaret furchtlos das Blutgerüst und lehnte sich gegen den Pfahl, als ob er sie tröste. Sie streckte würdevoll die Arme nach hinten, damit der Scharfrichter sie fesseln konnte. Als der Mann den Kopf neigte und sie um Vergebung bat, erkannte sie, dass sein Haar unter der verbergenden schwarzen Kapuze so gelb wie Mais war. Erst jetzt wimmerte Margaret vor Angst auf und zerrte an ihren Fesseln.
    Nach einem letzten Zug an den Ketten glitt der Henker von dem Scheiterhaufen hinunter und nahm eine flackernde Fackel von seinem Gehilfen entgegen. Zuerst steckte er sie an mehreren Stellen tief in das Gestrüpp, dann entzündete er ein Dornengezweig am Rand und bedeutete seinem Lehrling, die widerstrebenden Flammen mit einem kleinen Handblasebalg anzufachen. Feuchter, grauer Rauch erhob sich um Margaret und biss ihr in die Augen, doch es kamen keine Tränen. Margaret blinzelte. Sie sah, wie ihre Tochter mit leeren, grauen Augen zu ihr hochstarrte. Im Gedränge der Menge fiel die Kapuze ihres schwarzen Mantels zur Seite; eine weiche Kappe aus weizengoldenem Haar kam zum Vorschein.
    Margaret lachte; es war ein schriller, bellender Schrei. »Seht sie euch an!«, rief sie. »Die gerühmte Blume der Dienerschaft! Verflucht sei der Tag ihrer Geburt.«
    Rauch kroch ihr in den Hals; sie musste husten. Durch den erstickenden Rauch schielte ein vertrautes, lüsternes Gesicht sie an. »Margaret, meine Liebste«, flüsterte Magister Lentus ihr ins Ohr. »Ich habe ein paar uralte Freunde mitgebracht, die die ganze Sache beschleunigen möchten. Seit du deinen und meinen Enkel getötet hast, habe ich mich darauf gefreut, dir bei deinem Todeskampf beizustehen. Doch selbst diese Freude ist mir verwehrt, denn ich bin nur eine verdammte Seele. Dein Schoßtierchen, dein Erzdämon, dein Höllenfürst wartet schon ganz ungeduldig auf deine Seele.«
    Ihr Enkel. Ihr Blut. In ihrer Furcht und Dummheit hatte Margaret ihren Untergang selbst besiegelt. Zum ersten Mal seit dreißig Jahren weinte sie, doch die Tränen trockneten auf den Wimpern ein, bevor sie niederfallen konnten. Sie spürte einen heißen Lufthauch und hörte, wie sich die Flammen unter ihr knisternd durch die aufgehäuften Zweige fraßen. Ein Funke versengte ihr die Wange und sie schlug die Augen auf. Weder Rauch noch Flammen breiteten sich vor ihrem entsetzten Blick aus, sondern nur das gewaltige, wolkige Gesicht des Erzdämons, den ihre eigene Überheblichkeit damals über das Land gejagt hatte, damit er Unheil und Verderben brachte. Sein Lächeln verriet ihr, wie er seinen verletzten Stolz zu rächen gedachte.
    Der Dämon hauchte sie an. Sein eisiger, schmerzhafter Atem verbrannte sie stärker als das Feuer. Hinter ihm wogten dicke, befleckte Schatten – sichtbar gewordene Finsternis. Margaret schrie ein einziges Mal mit erstickter Stimme auf. Dann nahm der Erzdämon sie in seine kalt brennenden Arme und trug sie geradewegs in die Hölle.
    Von dem Sieg des Erzdämons bemerkte der Hofstaat nur einen trockenen Wind, der sich im Schlosshof plötzlich wie aus dem Nichts erhoben hatte und den glimmenden Scheiterhaufen zu rotgoldenem Flammenprasseln anfachte. Der Scharfrichter wich fluchend von dem Geloder zurück

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