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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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und damit auch ich und mein Sohn. Du hast mit deinen Lügen alles verdreht.« Er funkelte sie drohend an. »Und jetzt werde ich wieder in dieser Kolonie leben, und du wirst mich nicht davon abhalten. Schließlich«, Pieters Gesicht drückte plötzlich Zufriedenheit aus, »schließlich trägst du immer noch ein kleines, schmutziges Geheimnis mit dir herum, liebe Juliette. Ich schätze, dein geliebter Mann ahnt gar nicht, was damals vorgefallen ist. Aber manche Dinge verjähren nicht. Also … wenn dir dein Sohn, dein Mann, deine Sklavin und ihre Tochter und all dies«, er machte eine weitschweifende Geste, »lieb und teuer sind … solltest du dich mit mir arrangieren.«
    In Julie brodelte es, am liebsten hätte sie diesen unverschämten Menschen vor die Tür gesetzt, aber er hatte ihr soeben die Klingean den Hals gelegt. Es war genau das eingetreten, wovor sie sich jahrelang gefürchtet hatte. Bevor sie etwas erwidern konnte, hörte sie Schritte und Stimmen im Flur. Dann sah sie Jean und Wim in der Tür stehen. Sie fing den fragenden Blick ihres Mannes auf, bevor er das Wort an Pieter richtete. »Pieter?«
    »Oh, guten Abend. Ich wollte mit Juliette nur den künftigen Umgang mit meinem Sohn besprechen. Juliette ist so freundlich, mir die Freiheit zu gewähren, mein Kind endlich besser kennenzulernen.«
    »Dein Kind ist inzwischen achtzehn Jahre alt. Er wird letztendlich selbst entscheiden, wie viel Umgang er mit dir haben möchte.« Jeans Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er wusste, dass Pieters Besuch nicht freundschaftlicher Natur war.
    »Gewiss. Und ich bin sicher, dass Martin weiß, zu wem er gehört.« Pieter stand auf. »Ich verabschiede mich.«
    Nachdem Pieter das Haus verlassen hatte, ließ Julie sich resigniert in einen Sessel sinken.
    »Alles in Ordnung? Hat er …?« Jeans Stimme klang besorgt.
    »Nein, alles in Ordnung.« Julie mühte sich um einen möglichst gelassenen Tonfall. Sie konnte Jean gegenüber nicht zugeben, dass Pieter sie schwer getroffen hatte. Jean kannte nicht die ganze Wahrheit und das lastete schwer auf Julies Herzen. Sie wusste nicht, wie er reagieren würde, wenn er erfuhr, was sie damals getan hatte, aber eines war sicher: Sie würde es ihm erzählen müssen. Bevor Pieter es tat. Irgendwann.
    »Bald sind wir wieder auf der Plantage und dann ist Pieter weit weg. Ich werde nicht zulassen, dass er einen schlechten Einfluss auf Martin ausübt.«
    Wim, der in der Tür stehen geblieben war und vermutlich jedes Wort gehört hatte, hüstelte verlegen. Ihm schien die Situation unangenehm zu sein, und so warf Julie ihm einen fragenden Blick zu.
    »Ich sage es nur ungern«, begann er stockend, »aber wie wir heute erfahren haben, wird sich Pieter Brick bald in der Nähe von Rozenburg befinden.«
    Julie war verwirrt. »Warum? Was hat Pieter vor?«
    Jean war sichtlich verlegen. Er seufzte. »Was Pieter vorhat, weiß ich nicht. Aber Thijs hat vor, ihn als Verwalter auf Watervreede anzustellen.«
    »Nein!« Julie sprang auf. Das konnte doch nicht wahr sein!
    »Ich werde mal nach Gesine sehen«, hörte sie Wim von der Tür aus sagen. Er war vermutlich froh, sich zurückziehen zu können. Als er den Raum verlassen hatte, sah Julie Jean flehend an. »Das dürfen wir nicht zulassen! Du musst Thijs Marwijk vor Pieter warnen.«
    Jean trat einen Schritt auf sie zu und nahm sie in die Arme. »Ich habe ihm schon gesagt, dass er ein Auge auf ihn haben soll. Was soll ich ihm denn noch sagen? Dass sein zukünftiger Verwalter früher sehr jähzornig war?«
    »Früher?« Julie prustete vorwurfsvoll.
    »Ja, früher. Seit Pieter wieder in Surinam ist, hat er sich nichts zuschulden kommen lassen. Er ist für seine damaligen Taten zur Rechenschaft gezogen worden und …«
    Julie löste sich aus seiner Umarmung. Sie konnte nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte. »Du nimmst ihn in Schutz? Jean? Was ist bloß los mit dir?«
    »Nein, ich nehme ihn nicht in Schutz, ich hoffe aber, dass er sich geändert hat. Nicht zuletzt um unseretwillen.« Jean hob resigniert die Hände. »Solange er sich benimmt, können wir nichts machen, wir haben nichts gegen ihn in der Hand. Und Thijs können wir auch nicht vorschreiben, wen er einstellt und wen nicht. Außerdem ist die Zuckermühle auch für uns eine große Chance. Siehst du das denn nicht?«
    »Nein, ich mache mir momentan nur Sorge um unsere Familie.« Julie hörte selbst, dass ihre Stimme zynisch klang.
    »Juliette!«
    Julie wusste, dass Jean wirklich wütend

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