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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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verschwitzten Locken an ihrer Stirn, und ihr Kleid war zerknittert. Dennoch versuchte sie, wie immer, Haltung zu bewahren.
    Misi Juliette kletterte behände aus dem Zeltboot und strich kurz über ihr Kleid. »Ja, das ist Rozenburg. Herzlich willkommen!«
    Misi Gesine drehte sich um, beschirmte mit der Hand ihre Augen und schaute den Fluss hinab. »Und wann kommt mein Gepäck?«
    Misi Juliette zuckte die Schultern. »Das kann noch dauern, vielleicht kommt es auch erst morgen.« Sie machte sich auf den Weg Richtung Ufer. »Kommst du, im Haus wartet sicherlich eine Erfrischung auf uns.«
    »Morgen?« Karini hörte das Entsetzen in Misi Gesines Stimme, die keine Anstalten machte, den Anleger zu verlassen, sondernimmer noch in die Richtung starrte, aus der sie gekommen waren. »Aber was soll ich denn dann anziehen?«
    »Wenn dein Gepäck heute nicht mehr kommt, werde ich dir ein Kleid leihen.« Misi Juliette klang jetzt ungeduldig. Misi Gesine warf ihr einen skeptischen Blick zu, sie schien sich über dieses Angebot nicht zu freuen.
    »Wie können diese Ruderer denn nur so unpünktlich sein?«
    »Gesine«, Misi Juliette stand bereits am Ufer und stemmte nun die Arme in die Hüften, »das ist ein Fluss und keine Straße. Wenn die Flut schwach wird und das Boot sehr schwer ist«, ihr Blick hatte etwas Vorwurfsvolles, »kann es auch einmal länger dauern. Also, willst du da stehen bleiben und dich von den Moskitos stechen lassen, während du auf deine Koffer wartest, oder kommst du mit zum Haus?« Misi Juliette marschierte los, ohne auf eine Antwort zu warten.
    Misi Gesine raffte ihren Rock und folgte ihr mit trotziger Miene. Karini nahm Misi Gesines Handgepäck und versuchte gar nicht erst, das Lächeln zu unterdrücken.
    Karini war glücklich, als sie abends in ihrer Hängematte in der Hütte ihrer Eltern lag. Zu ihrer Überraschung war auch ihr Vater Dany gerade auf der Plantage und sie hatte sich sehr gefreut, ihn zu treffen. Nach einer überschwänglichen Begrüßung hatten sie noch lange zusammengesessen. Es war doch schön, nach Hause zu kommen! Nachdenklich ließ sie ihre Hand zu dem Jaguarzahn wandern, der jetzt an einer Kette an ihrem Hals hing. Ihr Vater hatte ihn ihr eben geschenkt. »Er wird dich beschützen«, hatte er feierlich gesagt und liebevoll gelächelt.
    »Du kannst mich natürlich jederzeit besuchen kommen«, hatte er hinzugefügt und ihr zärtlich über die Wange gestrichen. Karini vermisste ihn sehr, wusste aber, dass sie in den nächsten Wochen nicht die Zeit dazu finden würde. Sie würde mit Misi Gesine genug zu tun haben.
    Karini lauschte auf den ruhigen Atem ihres Vaters. Auch die Geräusche der Nacht, das Zirpen der Insekten und das Rascheln des Windes in den Bäumen rings um das Dorf drangen leise zu ihr hin. Das Feuer im Kochbereich der Hütte knisterte noch, und der Rauch, der langsam durch die Hütte waberte, um die Stechmücken fernzuhalten, hüllte sie ein.
    Ihre Gedanken wanderten zu Masra Henry und Masra Martin. Misi Juliette hatte Masra Martin sehr ungern in Paramaribo zurückgelassen, gerade weil sein Vater verkündet hatte, ihn des Öfteren sehen zu wollen. Sie hatte sogar angeboten, Paul Rust noch einmal als Hauslehrer auf die Plantage zu holen, aber Jean hatte abgewunken. Masra Martin hatte sich sichtlich über die Entscheidung gefreut und nur genervt mit den Augen gerollt, als Misi Juliette ihn mehrfach gebeten hatte, auf sich achtzugeben. Ob sie wirklich Angst hatte, dass sein Vater ihm etwas antun würde?
    Karini hatte eine positive Veränderung an Masra Martin ausgemacht. Er war nicht mehr ganz so mürrisch wie in den Monaten, bevor sein Vater eingetroffen war, und er war auch zu ihr wieder viel netter. Sogar ein bisschen mehr als nur nett, sie hatte oft darüber nachgedacht.
    Dass zwischen ihnen etwas mehr war als nur die seit Kindertagen bestehenden Bande, spürte sie schon länger. Allerdings hatte sie dies auch bei Masra Henry gefühlt, auch er behandelte sie jetzt anders und sah sie mit anderen Blicken an. Das bereitete ihr Sorge. Sie hatte beide Jungen immer gemocht, sie waren wie Brüder für sie gewesen. Dass sich jetzt in Gegenwart beider in ihrem Bauch ein Flattern einstellte, beunruhigte sie, obwohl das Gefühl an sich eigentlich schön war.
    Sie waren keine Kinder mehr. Manchmal, wenn niemand in der Nähe war, betrachtete Karini sich heimlich im Spiegel. Sie war nochmals gewachsen, ihr Busen und ihre Hüften hatten sich gerundet. Ihr Haar war etwas glatter geworden

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