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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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entlang.
    Thijs war sichtlich ergriffen gewesen. »Hestia hat sich offensichtlich große Mühe gegeben, das alles zu erhalten. Aber sie hat«, er hatte den dünnen Ausläufer einer Pflanze abgeknickt, »in letzter Zeit wohl den anstrengenden Weg nach hier oben gescheut.«
    »Ich hatte Schlimmeres erwartet.« Wim hatte das Laken des Bettes aufgeschlagen. »Immerhin ist es hier reinlicher als bei diesem Beldur.«
    Sie hatten beschlossen, sich zunächst schnell ein Bild von der Plantage zu machen und dann die Fenster der für die Nacht benötigten Zimmer im ersten Stock noch vor Einbruch der Dunkelheit gegen Mücken abzudichten.
    Hinter dem Haupthaus lag der Wirtschaftshof. Auf der rechten Seite ein kleines Gästehaus, an dessen Dach aber deutlich der Zahn der Zeit genagt hatte, auf der linken ein Küchengebäude, aus dem ein leises Klappern verraten hatte, dass Sarina und Hestia dort arbeiteten. Das Küchenhaus sah auch noch recht ordentlich aus und trug ein festes Dach aus Palmwedeln. Einige Gebrauchsgegenstände lagen vor dem Häuschen und ließen darauf schließen, dass Hestia sich dort häuslich eingerichtet hatte.
    In der Mitte des Wirtschaftshofes hatte offensichtlich einst der Küchengarten gelegen, die Büsche und Bäume trugen zwar noch Früchte, waren aber alle nicht gestutzt und hatten sich ausgebreitet. Hinter dem Wirtschaftshof zog sich ein langes Gebäude, in dem mittig ein großer Torbogen lag.
    »Das waren früher die Ställe, und dahinter ging es zum Sklavendorf.« Thijs war langsam in Richtung Torbogen gegangen. Von dort musste früher ein breiter Weg weitergeführt haben, er war nun von niederem Bewuchs bedeckt. Ein schmaler Trampelpfad führte vom Wirtschaftshof fort.
    Im ehemaligen Sklavendorf war der Verfall offensichtlich. DieHütten waren eingestürzt, nur wenige Wände standen noch aufrecht, und überall herrschte undurchdringliches Grün.
    Wim hatte sich besorgt umgesehen. Wenn die Arbeiter kamen, würden sie hier wohnen müssen, aber das war so nicht möglich. »Die Arbeiter werden erst einmal hier etwas tun müssen, bevor wir woanders beginnen können«, hatte er beunruhigt angemerkt.
    »Ja, aber die Hütten sind von recht einfacher Bauweise, sie lassen sich schnell erneuern.« Thijs hatte an einem Pfosten gerüttelt, der einst einen Hütteneingang gesäumt hatte.
    Wims Blick war wieder auf den Trampelpfad gefallen, der in das Grün hineinführte. Beidseitig waren noch viele weitere Hütten zu erkennen. »Wie viele Menschen haben hier früher gelebt?«
    »Wir hatten zu guten Zeiten bis zu dreihundert Sklaven auf der Plantage.« Wim hatte gemeint, Wehmut in der Stimme seines Freundes zu hören, doch er hatte die Achseln gezuckt: »So viele werden wir ja erst einmal nicht brauchen. Aber um die fünfzig werden wir hier irgendwie unterbringen müssen.«
    Sie waren schweigend zurück in Richtung Haupthaus gegangen und neben der Kochhütte auf Sarina getroffen, die einen Tisch und zwei Bänke zurechtgestellt hatte. Solange das Plantagenhaus noch nicht wieder voll nutzbar war, würde dieser Platz als Esszimmer dienen.
    »Masra Thijs, Masra Wim, es gibt gleich Essen.«
    Wim schmunzelte bei dem Gedanken daran, wie froh er in dem Moment gewesen war, endlich eine richtige Mahlzeit zu sich zu nehmen. Der Proviant, den Kiri ihnen für die Fahrt bereitet hatte, war seit Stunden aufgezehrt gewesen. Wims Magen hatte sogar laut geknurrt, als Sarina einen Topf mit dampfender Suppe auf den Tisch gestellt hatte.
    Jetzt hielt Wim einen Moment inne und ließ das Papier auf seinen Schoß sinken. Er dachte an den Moment zurück, als Sarina und Hestia sich mit ihren Schüsseln neben den Eingang des Kochhauses gehockt hatten. Wim war darüber sehr irritiert gewesen und hatte gar nicht anders gekonnt, als zu handeln. Einen kurzen Moment hatte er zunächst gezögert, dann aber mit der Hand auf die hölzerne Bank neben sich geklopft. »Nun setzt euch schon zu uns. Gerade du, Hestia, du solltest dich nicht mehr auf den Boden setzen.«
    Er war jetzt noch froh, die Einladung ausgesprochen zu haben, auch wenn er damit die scheinbar unumstößliche Etikette in diesem Land gebrochen hatte. Thijs hatte ihn sichtlich überrascht angesehen, dann aber genickt. Woraufhin die beiden Frauen am Tisch Platz genommen hatten, wenn auch etwas zögerlich.
    »Hestia, was ist mit deinen Kindern? Besuchen sie dich manchmal?«, hatte Thijs schließlich gefragt.
    Über das Gesicht der ehemaligen Sklavin war ein Lächeln gehuscht, und ihre

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