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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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in der sie die Spinne gerade noch halten konnte, versteckte sie hinter dem Rücken. Es war eindeutig besser, wenn die Misi das Tier jetzt nicht sah.
    »Alles in Ordnung, Misi Gesine, das Tier ist nun fort.«
    Misi Gesine lugte vorsichtig im Schein des Öllämpchens in den Raum. »Bist du sicher?«
    »Ja, Misi.«
    »Würdest du vielleicht«, die Misi zögerte, die Worte schienen ihr nicht leichtzufallen, »ich fühle mich nicht ganz wohl so allein hier in diesem Haus. Könntest du heute Nacht hierbleiben?«
    »Ja, Misi Gesine, gerne, ich gehe nur schnell und schließe die Tür. Bitte nehmen Sie die Lampe mit, ich komme gleich.«
    Karini übergab Misi Gesine die Lampe und lief schnell zur Eingangstür des Gästehauses. Sie setzte die Spinne auf den Boden und das Insekt sputete sich unter einen Busch in Sicherheit.
    Karini lief zurück zu Misi Gesines Zimmer, holte sich eineDecke aus dem Schrank und legte sich auf den angenehm kühlen Holzboden, von dem ein leichter Orangenduft ausströmte.
    »Alles in Ordnung, Misi Gesine. Sie können jetzt beruhigt schlafen, ich bin da.«

Kapitel 7
    W im saß auf der Veranda des Plantagenhauses auf Watervreede und versuchte, sich im Licht der Öllampe ein paar Notizen zum Tag zu machen. Leider zitterte seine Hand dabei so, dass er kaum schreiben konnte.
    Er hatte in den letzten Stunden körperlich so hart gearbeitet wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er war erschöpft bis ins Mark, fühlte sich aber sehr glücklich. Er legte Papier und Feder beiseite, lehnte sich zurück und betrachtete den Fluss.
    Nach der bewegenden Begrüßung durch Hestia hatten sie sich auf den Weg zum Haus gemacht. Auf den ersten Blick hatte alles hoffnungslos ausgesehen, überall war dichtes Grün. Selbst das Plantagenhaus war von allen Seiten mit Kletterpflanzen bewachsen. Kleine Affen waren erschrocken davongestoben, als sie auf dem kleinen Trampelpfad um das Haus herumgingen. Vögel waren nervös umhergeflattert, und Wim hatte gar nicht so genau wissen wollen, was am Boden alles herumraschelte. Er war froh gewesen, hohe, feste Stiefel zu tragen, denn die Gefahr, gebissen zu werden, schien erheblich.
    Hestia hatte versucht sich zu entschuldigen: »Masra Thijs, ich habe es versucht, so gut ich konnte, aber seit mein Mann gestorben ist …«
    »Ist schon gut«, hatte Thijs die alte Frau beruhigt. »Ich habe nicht erwartet, dass hier überhaupt noch irgendetwas steht. Und dafür«, er blickte sich um, »sieht es doch gar nicht so schlimm aus.«
    Und dann hatten sie das Haus betreten. Wim hatte erleichtertfestgestellt, dass es von innen besser aussah als von außen. Thijs hatte jedes Möbelstück, das noch darin stand, vorsichtig berührt, während Wim und Sarina sich zaghaft umgeschaut hatten.
    »Meine Eltern haben damals alles, was sich nicht verkaufen ließ, einfach hiergelassen. Es wundert mich, dass noch so viel davon da ist.«
    »Oh, Masra Thijs, Achill hat immer gut aufgepasst und alle fortgejagt, die etwas stehlen wollten.«
    »Wann … seit wann ist dein Mann …«, hatte Thijs leise gefragt.
    Hestia hatte den Blick gesenkt und mit ihrem Gehstock auf dem Boden gekratzt. »Fünf Jahre ist es jetzt her.«
    »Und seitdem bist du hier ganz allein?« Thijs Stimme hatte überrascht geklungen.
    Auch Wim hatte es kaum glauben können. Wie konnte die alte, gebrechliche Frau hier seit Jahren allein zurechtkommen?
    »Hestia, würdest du Sarina bitte den Kochbereich zeigen? Ich hoffe, in der Küche ist noch etwas Inventar, wir haben Vorräte mitgebracht. Sarina, könntest du Hestia bitte unterstützen?«
    Die Inderin hatte lediglich genickt und Hestia helfend unter den Arm gegriffen, als diese sich, auf den Stock gestützt, auf den Weg gemacht hatte.
    Nachdem die beiden Frauen im hinteren Teil des Hauses verschwunden waren, hatte Thijs Wim auffordernd angesehen. »Wollen mir mal nachsehen, wie es oben aussieht?«
    Wim hatte nur zu gerne zugestimmt und war ihm zur Treppe gefolgt. Im oberen Stockwerk hatte er sich staunend umgesehen. Die Zimmer sahen aus, als wären die Bewohner erst gestern fortgegangen. In den Räumen befanden sich noch die Betten, abgedeckt mit weißen Laken. Und sogar Waschschüsseln standen noch auf den kleinen Anrichten. Nur an den Fenstern hatten sich die allgegenwärtigen Kletterpflanzen ihren Weg durch die gazebespannten Rahmen gesucht. Man sah an einigen dickeren Ästen,dass diese zuweilen abgeschlagen worden waren, jetzt aber zogen sich meterlange dünne Sprösslinge an den Wänden

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