Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
Vom Netzwerk:
Fell nun wirklich nicht aus, eher wie ein überdimensionierter, europäischer Hase mit kurzen Ohren. Plötzlich ertönte aus dem Wald ein Knacken, und das Tier tauchte ab.
    »Komm, wir machen hier Rast.«
    Wim stellte dankbar den Gepäcksack ab und setzte sich auf einen Baumstamm am Rande der kleinen Lichtung. Thijs reichte im die Kalebasse mit Wasser und einen der Teigfladen, die Sarina ihnen als Proviant mitgegeben hatte. Eine Weile saßen sie schweigend und kauten. Wim spürte, dass die Pause ihm guttat. Er lehnte sich leicht zurück, schloss die Augen und sog die Geräusche in sich auf.
    »Wirst du trotzdem wieder mitkommen nach Watervreede?«, fragte Thijs plötzlich.
    Wim öffnete verwundert die Augen. Er sah, dass Thijs auf den Fluss starrte, sein Körper wirkte angespannt. Sie hatten schon einige Male darüber geredet, aber Thijs schien offensichtlich an Wims Entscheidung zu zweifeln. Sein Tonfall ließ Wim überdies vermuten, dass er die Antwort insgeheim fürchtete.
    »Warum sollte ich nicht?«
    Thijs hielt seinen Blick auf den Fluss gerichtet. »Na ja«, sagte er leise, »wenn du erst einmal das gediegene Leben auf einer funktionstüchtigen Plantage kennengelernt hast, wird dir das Leben auf Watervreede vielleicht nicht mehr genügen.« Seine Stimme klang traurig. Diese plötzliche Melancholie überraschte Wim, Thijs war doch sonst immer so zuversichtlich.
    »Doch, natürlich komme ich wieder mit«, versuchte er seinen Freund zu beruhigen. »Ich will doch mitbekommen, wie du aus Watervreede wieder eine blühende Plantage machst«, fügte er mit einem aufmunternden Lächeln hinzu.
    »Das freut mich … weißt du .. ich muss gestehen, so ganz allein hätte ich das auch alles nicht geschafft bisher und … es würde mich wirklich freuen, wenn wir das zusammen weitermachen. Ich … ich habe sonst ja niemanden in Surinam.«
    Thijs wandte sich ihm jetzt zu und fügte leise hinzu: »Du willst also nicht bei deiner Frau auf Rozenburg bleiben?«
    Wim hätte fast aufgelacht. Nein! Alles, nur das nicht … Aber das konnte er schlecht laut sagen. Er hatte mit Thijs kaum über Gesine gesprochen und wenn, dann nur oberflächlich. Er zwang sich zu einem kurzen Schulterzucken, auch wenn er den Wunsch verspürte, laut über den Fluss zu schreien: Nein! Ich werde mein Leben nicht weiter mit dieser Frau verbringen!
    Thijs jedoch schien ihn zu durchschauen. »Du vermisst deine Frau nicht sonderlich, oder?«
    Wim sperrte sich dagegen, auf das Thema einzugehen, er hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen. Und auch wenn die letzten Wochen sie sehr verbunden hatten, hatten sie kaum je Privates besprochen. Er versuchte auszuweichen. »Nun, man könnte sagen, dass Gesine und ich nicht unbedingt gut zusammenpassen.«
    Thijs schien überrascht. »Aber hast du das nicht schon bemerkt, bevor du sie geheiratet hast?«
    Wim schluckte. Thijs schien ihn wirklich gut lesen zu können, und Wim wusste nicht, wie er sich erklären sollte. Er konnte Thijs schließlich nicht gestehen, dass er sich wenig zu Frauen hingezogen fühlte. Er entschied sich für einen Teil der Wahrheit. »Es fällt mir nicht leicht, das zuzugeben, aber … ihr Vater und mein Vater waren die treibenden Kräfte bei dieser Eheschließung.«
    »Du meinst … eure Ehe wurde arrangiert?«
    »So würde ich es nennen, ja.«
    »Oh, ich dachte …«, Thijs war sichtlich verlegen, »also, wenn ich einmal heirate, dann nur eine Frau, die ich auch ehrlich liebe.«
    »Soll das ein Vorwurf sein?« Wim fühlte sich angegriffen.
    »Nein. So meinte ich das nicht. Aber ich glaube einfach, dass man sonst nicht glücklich ist.« Thijs schlug Wim versöhnlich aufs Knie und stand dann auf. »Komm, lass uns aufbrechen.«
    Wim schulterte den Gepäcksack und begab sich nachdenklich auf Thijs’ Spur. Er musste Thijs im Stillen recht geben. In dieser Ehe würden weder er noch Gesine langfristig glücklich werden. Blieb das Ziel, das er mit der Heirat vor Augen gehabt hatte. Als Korrespondent würde er gerne arbeiten, vielleicht fanden seine Berichte aus Surinam ja Anklang. Aber das lag im Moment noch in weiter Ferne und vor allem in den Händen seines Schwiegervaters und so rechnete er sich keine guten Chancen aus. Wenn er Gesine verließ, würde er auf die Unterstützung des Verlegers verzichten müssen. Außerdem hatte er sich ja eigentlich um das Kontor zu kümmern. Die Probleme waren also nach wie vor groß. Trotzdem: Er würde mit Gesine reden müssen, vielleicht fiel ihm das

Weitere Kostenlose Bücher