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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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das für dich kein leichter Schritt war. Umso mehr ehrt es mich, dass du ihn für mich gegangen bist.« Lange ruhte der Blick der Misi auf ihr.
    »Sag, habt ihr auch Hanni benachrichtigt?« Misi Erika setzte sich aufrecht im Bett hin. Die Anstrengung, die dazu nötig war, stand ihr im Gesicht geschrieben.
    »Ja, Misi, Misi Minou hat eine Nachricht geschickt, aber leider hat sich Misi Hanni bis zu unserer Abfahrt noch nicht gemeldet. Es war ja auch wenig Zeit.«
    »Minou wird ihr sicherlich Bescheid geben, dass ich nicht mehr in der Stadt bin.« Misi Erika ließ sich erschöpft in die Kissen zurückgleiten. Beide schwiegen eine Weile, dann sprach Misi Erika ein Thema an, das Inika lieber vermieden hätte.
    »Juliette hat mir erzählt, was du und Bogo gemacht habt, bevor ihr hierhergekommen seid.« Wieder ruhte ihr Blick lange auf Inika. »Denkst du … das war eine gute Idee? Ich meine, liebst du Bogo wirklich?«
    Inikas Magen krampfte sich zusammen. Das war die Frage, diesie gefürchtet hatte. Jetzt musste sie lügen! »Ja, Misi, machen Sie sich keine Sorgen.« Es gelang ihr nicht, dem Blick der Misi standzuhalten.
    Misi Erika nickte nur zögerlich, ihr prüfender Blick schien auf Inikas Haut zu brennen. Inika hätte am liebsten fluchtartig das Zimmer verlassen, riss sich aber zusammen. Erleichtert bemerkte sie, dass die Augen der Misi jetzt zufielen, sie schien sehr erschöpft zu sein.
    »Ich gehe jetzt besser. Gute Besserung«, brachte sie noch hervor, dann eilte sie aus dem Zimmer.

Kapitel 14
    W im hatte nicht mehr damit gerechnet, dass sie die Plantage noch am selben Tag erreichen würden. Aber kurz bevor die Sonne hinter den Bäumen unterging, lagen die Zuckerfelder von Rozenburg vor ihnen. Wim ließ seinen Blick über die Felder schweifen. Er stand zum ersten Mal auf einer richtigen Zuckerrohrplantage und fühlte sich im ersten Moment eingeschüchtert.
    Das Zuckerrohr stand weit hoch über ihren Köpfen, und das allgegenwärtige Rascheln verschluckte jedes andere Geräusch. Thijs schritt schwungvoll voran, er genoss es sichtlich, sich nicht mehr mühsam den Weg mit dem Schlagmesser bahnen zu müssen. Wim schloss zu ihm auf, und gemeinsam liefen sie den breiten Gang zwischen den Feldern entlang. Diese wurden von Gräben unterschiedlicher Breite begrenzt, im Abstand von jeweils mehreren Hundert Metern passierten sie etwas breitere Kreeke, die von hölzernen Brücken überspannt waren.
    Der Weg selbst war zerfurcht von den Spuren der Ochsenkarren, und am Wegesrand war ein offensichtlich häufig genutzter Trampelpfad zu erkennen. Wim hatte plötzlich das Gefühl, dass aus dem Zuckerrohr die unzähligen Generationen von Sklaven zu ihm flüsterten. Wie viele wohl in den letzten Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten hier auf diesen Feldern gearbeitet hatten?
    »So wird es eines Tages auch bei uns aussehen«, bemerkte Thijs. Wim war beeindruckt von dem geordneten Grün um sich herum, trotzdem sehnte er sich danach, anzukommen.
    »Wie lange dauert es noch, bis wir beim Haus sind?« fragteWim, ihm taten die Füße weh, und er spürte unzählige Blasen an seinen Sohlen. Trotz der harten Arbeit der letzten Wochen – solche Fußmärsche war er nicht gewohnt.
    »Das dauert noch«, Thijs schien fast amüsiert über die Frage, »kannst du dich erinnern, dass die Plantage auf der Karte ziemlich groß war?« Er sah prüfend zum Himmel und in die Richtung, wo die Sonne nur noch schemenhaft hinter dem Regenwald zu erahnen war. »Dann wird es dunkel sein. Hoffentlich schießen sie nicht auf uns.«
    Wim fuhr der Schreck durch die Glieder. »Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Das würden sie doch niemals tun!« Thijs zuckte die Achseln. »Wer weiß.«
    Als sie im Dunkel der Nacht endlich das letzte Zuckerrohrfeld hinter sich ließen und die Brücke zum Arbeiterdorf überquerten, war es kein Gewehr, das sich ihnen entgegenstellte, sondern ein großer, knurrender Hund an der Kette. Wim und Thijs schraken zurück.
    »Wer ist da?«, fragte eine barsche Stimme, ohne dass Wim im Dunkeln jemanden erkennen konnte.
    »Thijs Marwijk von der Plantage Watervreede und Wim Vandenberg. Wir wollen zu Juliette und Jean Riard, wir … wir werden erwartet.«
    Wim hoffte, dass Thijs Worte den Mann überzeugen würden, den Hund an der Kette zu lassen.
    »Watervreede, sagen Sie?« Die Stimme klang jetzt weniger barsch.
    »Ja.«
    Wim erschrak heftig, als plötzlich ein hochgewachsener Mulatte direkt vor ihm auftauchte.
    Der Aufseher musterte ihn von

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