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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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»Nein, Misi. Als wir kamen, hat Aran gefragt, was ich hier will. Ich habe ihm gesagt, dass ich mit Misi Erika und meinem Mann gekommen bin.«
    Aran, dass wusste Julie, hatte unter den indischen Arbeitern die Stellung von Kadir eingenommen und war so etwas wie der Sprecher der Gemeinschaft.
    »Und das hat gereicht? Es ist wirklich kein Problem, dass du wieder da bist?« Julie konnte sich nicht vorstellen, dass es so unproblematisch war, wie Inika ihr zu vermitteln versuchte.
    »Nein, Misi, durch meine Heirat mit Bogo ist meine Ehre wiederhergestellt. Niemand kann etwas dagegen unternehmen.«
    Julie beruhigte das nicht. Sie dachte an Baramadir. Niemand wusste etwas über seinen Verbleib, sein Leichnam war nie gefunden worden. Was, wenn er doch lebte und plötzlich hier auftauchte? Wäre er dann noch Inikas rechtmäßiger Ehemann? Und,viel wichtiger, was würde er dann mit Inika und Bogo machen? Wenn sie die Situation richtig gedeutet hatte, war er schon in der Ehe gewalttätig gewesen. Sie wagte nicht, sich auszumalen, was geschehen würde, wenn er der Frau gegenüberstand, die ihm diese Schmach zugefügt hatte und die jetzt zudem einen neuen Mann an ihrer Seite hatte.
    »Hm … ich hoffe es, Inika. Und … und du hast diesen jungen Mann wirklich geheiratet?«
    »Ja, Misi.«
    Inika schien die Befragung unangenehm zu sein. Julie beließ es dabei, wurde aber das Gefühl nicht los, dass es bei dieser Hochzeit nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Sie war sich zudem sicher, dass Erika sie davon benachrichtigt hätte. Es sei denn, Inika hatte den Bund der Ehe mit Bogo erst vor Kurzem geschlossen und Erika war aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr dazu gekommen. Julie beschloss, Erika danach zu fragen, sobald es ihrer Freundin besser ging.
    Im Plantagenhaus wurde Julie von einer mürrischen Gesine erwartet.
    »Was ist hier eigentlich los? Ich habe gestern mehrmals nach Karini gerufen, sie kam einfach nicht, und heute Morgen war sie auch nicht sehr zuverlässig.«
    Julie stöhnte innerlich auf, es fiel ihr zunehmend schwerer, den klagenden Tonfall zu ertragen. Außerdem dachte diese Person ständig nur an sich, und das war auf einer Plantage nun einmal keine geeignete Denkweise. Und ihr selbst weitgehend fremd. Sie zwang sich, ihre Stimme ruhig zu halten. »Ach Gesine, wir hatten einen Notfall. Erika Bergmann … erinnerst du dich? Sie kam gestern mit dem Boot, und sie ist schwer krank, da mussten wir …«
    Doch Julie kam gar nicht dazu, ihre Erklärung bis zu Ende zu führen. »Das ist hoffentlich nicht ansteckend?« Gesines Stimmewar jetzt schrill, und Julie sah mit Schrecken, dass Gesines linker Handrücken Richtung Stirn wanderte.
    »Nein, Gesine, keine Sorge. Sie leidet an ganz gewöhnlichem Tropenfieber«, beeilte sich Julie zu erklären.
    Gesine schien das Leiden der Frau nicht im Geringsten zu kümmern. »Na, ich hoffe, Karini steht mir dann morgen wieder voll zur Verfügung.«
    Julie bedachte sie mit einem langen Blick. »Ja, das wird sie«, stieß sie hervor, konnte sich eine spitze Bemerkung dann aber doch nicht verkneifen. »Vielleicht kannst du dich ja auch mal ein wenig allein beschäftigen. In den Niederlanden hattest du ja auch keine Leibsklavin. «
    »In den Niederlanden musste ich ja auch nicht so spartanisch leben«, konterte Gesine, gab einen schnaubenden Laut von sich und entschwand in die obere Etage.
    Julie blickte ihr entnervt nach.
    Auf der Treppe stieß Gesine fast mit Jean zusammen, der ihr mit überraschtem Gesichtsausdruck hinterherschaute und Julie dann fragend ansah. »Ist sie etwa verärgert?«, fragte er mit einem Augenzwinkern.
    Julie hob die Arme und ließ sie wieder sinken. »Scheint mal wieder so … und im Übrigen finde ich, sie benimmt sich ziemlich kindisch.«
    Jean schlenderte grinsend die letzten Stufen herunter. »Hast du ihr das etwa so gesagt?«
    Julie wusste, worauf er anspielte. Es war ihr in der Vergangenheit nicht immer gelungen, den richtigen Ton zu treffen. Aber es gab wenig, was sie so in Rage brachte wie Selbstgefälligkeit, und trotzdem hatte sie manchmal das Gefühl, ständig auf Menschen mit gerade diesem Charakterzug zu treffen. Und nun war das Fass einfach übergelaufen. »Nein«, sie hörte selbst, dass ihre Stimme sehr energisch klang, »aber wir sind hier nun einmal auf einer Plantage und nicht in einem Hotel, und sie muss lernen, dassKarini nicht zu ihrer alleinigen Verfügung bereitsteht, zumal wir mit Erika …«
    Augenblicklich huschte ein Schatten

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