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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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hier leichter als in den Niederlanden. Diese Ehe hatte keinen Sinn.

Kapitel 13
    I nika hatte Bogo gegenüber ein schlechtes Gewissen. Aber was hätte sie denn tun sollen? Sie hatte so große Angst um Misi Erika gehabt und eine schnelle Lösung finden müssen, um gefahrlos auf die Plantage reisen zu können.
    Der Plan hatte langsam Gestalt angenommen, trotzdem hatte sie zunächst gezögert, dann aber keine andere Möglichkeit gesehen. Sie hatte Bogo mit ihrer Entscheidung einfach überrascht. «Wir heiraten«, hatte sie ihm gesagt. Er schien nicht einmal erschrocken, hatte sie nur fragend aus seinen warmen braunen Augen angesehen. «Bogo, ich kann nur als verheiratete Frau auf die Plantage zurückkehren. Und du … du bist der Einzige …«, hatte sie ihm erklärt. Sie glaubte, in dem Moment sogar ein kleines freudiges Leuchten in seinen Augen gesehen zu haben. Er hatte ihre Hand genommen und genickt.
    Genau genommen hatten sie nicht wirklich geheiratet, es gab keinen Priester, der die Zeremonie durchführte, und auch keine große Feier. Inika hatte Bogo am späten Abend einfach zur offenen Feuerstelle im Hinterhof des Kinderhauses geführt, wo sonst die schwarze Haushälterin für die Kinder kochte. Im Schein der Glut hatte sie ihre Hand unter einem Tuch in Bogos Hand gelegt und das Tuch fest darumgewickelt, dann hatte sie ihn siebenmal um das Feuer herumgeführt. Bogo hatte zögerlich und mit fragendem Blick das kleine Töpfchen roter Farbe entgegengenommen, das sie bereitgestellt hatte.
    »Ja, ich will es wirklich, nun mach schon«, hatte sie geflüstert. Bogo hatte ihr dann vorsichtig, ja fast zärtlich, den Scheitel eingefärbt und ihr mit dem kleinen Finger den bindi auf die Stirn getupft. Dann hatte er ihr einen Kuss auf den Schopf gehaucht und sie liebevoll angesehen.
    Inika hoffte inständig, dass diese Verbindung vor den Göttern Bestand haben würde, sie wollte sie trotz allem nicht vergrämen. Und sie hoffte, dass Bogo sich der Zweckmäßigkeit dieser Hochzeit bewusst war und vor allem wusste, dass sie ihn nicht aus Liebe heiratete. Sie hatte es ihm mehrmals erklärt und immer wieder gefragt, ob er das verstanden habe. Er hatte stets genickt.
    Trotzdem war es jetzt für Inika ungewohnt, offiziell als Ehefrau mit Bogo zusammenzuleben, auch wenn Bogo es ihr leicht machte. Abends in der Hütte legte er sich in seine Hängematte und Inika in die ihre. Als letzten Gruß hob er am Abend immer die Hand und begrüßte sie am Morgen mit einem strahlenden Lächeln. Aber ob ihm das auf lange Sicht reichen würde?
    Die indischen Arbeiter auf der Plantage mieden Inika. Mit ihrer neuerlichen Hochzeit war ihre Ehre zwar wiederhergestellt und die Auflage, ihrem Mann in den Tod zu folgen, hinfällig. Aber die Schmach der Flucht lastete noch auf ihren Schultern. In Indien gab es nur die Möglichkeit, direkt nach dem Tod des Ehemannes eine neue Ehe einzugehen. Inika wusste, dass diese Hochzeiten allesamt arrangiert waren und den Frauen die Wahl des Mannes angesichts des drohenden Feuertodes egal war. Inikas Vorgehen, sich nach ihrer Flucht und nach eigenem Gutdünken selbst einen Mann zu suchen, das missfiel den anderen Indern.
    Den Misis würde sie auch nicht erklären, dass die Hochzeit mit Bogo zu ihrem Plan gehörte. Obwohl Misi Juliette sehr misstrauisch geschaut hatte, als Inika ihr davon erzählt hatte. Inika war nicht ganz wohl bei dem Gedanken daran, was Misi Erika wohl sagen würde. Sie würde ihr einfach erklären, dass Bogo und sie diesen Schritt schon länger geplant, aber nichts gesagt hätten, um das Waisenhaus nicht in Verruf zu bringen. Damit hoffte sie, die überstürzte Hochzeit, angesichts Misi Erikas Krankheitund der Not, auf die Plantage fahren zu müssen, rechtfertigen zu können. Aber es stand alles auf sehr wackeligen Füßen. Wie sie das eines Tages ihrer Mutter erklären sollte, daran mochte sie gar nicht denken. Und was würde sie tun, wenn sie diese Ehe eines Tages nicht mehr brauchte … Ihr eigentlicher Plan war es schließlich gewesen, für sich und ihre Mutter ein besseres Leben anzustreben. Nun, da sie wieder mit einem Inder verheiratet war, rückte dieses Ziel zunächst in weite Ferne. Seufzend setzte sie sich an die kleine Feuerstelle in der Hütte und beobachtete die Glut. Trotzdem würde alles gut werden, sie musste nur fest genug daran glauben.
    Am Abend besuchte Inika Misi Erika. Der Misi ging es sichtlich besser.
    »Danke, dass ihr mich hierhergebracht habt, Inika. Ich weiß, dass

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