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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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versprach, den Kontakt zu Vandenberg zu halten. Er hoffte insgeheim natürlich auf das Gegenteil, damit Marwijk sich zukünftig allein auf Pieter als Ratgeber berufen musste. Und er hoffte, dass Vandenbergs Bestreben, dass seine Berichte in Europa Anklang fanden, sich erfüllte, denn dann hätte dieser anderes im Kopf, als sich um Watervreede zu scheren. Und früher oder später würde Vandenberg sich auch wieder um sein Kontor in Amsterdam kümmern müssen.
    Pieters Geduld wurde aber auf eine harte Probe gestellt. Thijs Marwijk zeigte sich nämlich in den folgenden Wochen, trotz Wims Abreise, wenig umgänglich, sein Interesse an den Arbeitsabläufen rund um die Zuckerrohrmühle schien zu neuem Leben erweckt. Er schlich um die Mühle herum und sprach mit den Arbeitern. Pieter fühlte sich beobachtet. Auch im Büro erwischte er ihn, wie er die ersten angelegten Bücher kontrollierte. Was bildete dieser Grünschnabel sich ein?
    »Mijnheer Brick, hier muss aber noch einmal etwas verbessert werden … Mijnheer Brick, die Arbeiter brauchen regelmäßigePausen …« Mijnheer Brick . In Pieter kochte unterschwellig die Wut. Jetzt hatte er sich monatelang aufgeopfert, dass alles zum Besten lief, und nun kritisierte Marwijk plötzlich sein Werk.
    In Pieter wuchs der Wunsch, sich dieses Problems zu entledigen.

Kapitel 18
    M asra Henry? Darf ich noch etwas zu trinken bringen?«
    Henry saß mit einem Buch auf der Veranda. Inika kam, in der ihr eigenen Art, aus dem Haus. Man hörte dieses Mädchen nie laufen, gerade so, als schwebe sie. Nur das leise Rascheln ihres Kleides und das glockenzarte Klingen ihres Schmuckes verrieten, dass sie sich näherte.
    »Ja gerne. Einen Saft bitte.«
    Inika schwebte wieder davon. Henry blickte ihr nachdenklich hinterher. Sie war zwar nun schon lange hier auf Rozenburg, aber trotzdem umgab sie immer ein Hauch von Geheimnis und Fremde. Ihre Bewegungen waren immer geschmeidig, und sie sprach auf eine melodische, wohlklingende Art, schaute ihm aber selten direkt in die Augen, sondern hielt meist den Blick gesenkt. Und eigentlich, das musste Henry sich eingestehen, war sie auch kein kleines Mädchen mehr. Wie alt sie jetzt wohl war? Fünfzehn vielleicht? Nein, sie wirkte ein bisschen älter. Was hatte sie nicht schon alles erleben müssen! Mit Schaudern dachte er an den aufgebrachten Mob, der sie damals dem Feuer übergeben wollte. Und dann die Geschichte mit diesem Baramadir, der sie in den Wald entführt hatte und … Details hatte seine Mutter ihm verschwiegen, was aber im Grunde Aussage genug war.
    Inika trat wieder auf die Veranda und brachte ihm ein Glas und eine Karaffe mit Saft.
    »Danke. Komm – setz dich doch einen Moment zu mir.«
    Sie zögerte kurz, setzte sich dann aber mit einer sanften Bewegung auf den Holzboden der Veranda.
    Henry fragte sie ein paar belanglose Dinge, um ihre Schüchternheit zu verscheuchen. Er genoss den Klang ihrer Stimme und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Früher, als Kind, hatte sie oft mit ihm, Martin und manchmal auch Karini zusammengesessen. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sie ihr die ersten Worte Niederländisch beigebracht hatten. Henry wünschte einmal mehr die alten Zeiten zurück. Er fühlte sich einsam auf Rozenburg. Die Abende, an denen er einst mit Karini und Martin unter dem großen Mangobaum gesessen hatte, verbrachte er dort nun allein. Er war immer noch wütend auf sie, sie hätten ihm von ihren Plänen erzählen müssen! Karini hatte in den letzten Monaten nicht einmal angedeutet, dass sie nach Watervreede zurückwollte. Daraus schloss Henry, dass sie es in aller Heimlichkeit besprochen hatten, und das kränkte ihn. Insgeheim hatte er sich doch seine Zukunft hier auf der Plantage mit Karini ausgemalt! Sie war seine beste Freundin und, wenn er ehrlich zu sich war, konnte er sich auch kein anderes Mädchen an seiner Seite vorstellen. Aber jetzt hatte er sie an Martin verloren. Hätte er doch nur den Mut gehabt, ihr seine Gefühle zu offenbaren! Damals in der Stadt, als dieser trunkene Bursche sich an ihr vergreifen wollte, da war die Eifersucht in ihm hochgekocht. Aber mehr als eine vage Andeutung, in der Hoffnung, sie würde diese richtig deuten, war ihm nicht über die Lippen gekommen. Martin hatte wahrscheinlich nicht lange gefackelt. Das hatte er jetzt davon. Er war ein Feigling.
    »Soll ich lieber gehen, Masra Henry?«
    Henry schüttelte die Gedanken ab. Er musste eine ganze Weile schweigend zum Fluss gestarrt haben. »Nein, nein,

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