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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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bemerkte sie: »Was ist los, bedrückt dich etwas?«
    Julie war Erika dankbar für ihre Frage. Sofort begann sie, von Martin und Karini zu erzählen. Das komplizierte Verwandtschaftsverhältnis ließ sie jedoch aus, davon wussten nur Jean, Martin, Kiri und Dany, und so sollte es auch bleiben. Schließlich lag die Blutsverwandtschaft zwei Generationen zurück. Martins Großmutter Felice, Karls erste Ehefrau, hatte ein Verhältnis mit Aiku, dem Leibsklaven ihres Mannes, gehabt. Aus dieser Verbindung war schließlich Dany entstanden, aber diese Beziehung war zu prekär, als dass man sie zu irgendeiner Zeit hätte öffentlich machen können.
    Julie äußerte schließlich ihre Hoffnung auf den Tag, an dem Herkunft und Hautfarbe keine Rolle mehr spielten in diesem Land.
    Erika verstand sofort, was Julie meinte.
    »Martin und Karini … das wäre keine unproblematische Beziehung, oder?«
    »Ach Erika. Gibt es überhaupt einfache Beziehungen in diesem Land?«, Julie seufzte und drückte ihrer Freundin den Arm. Sie hoffte für die Kinder einfach nur das Beste.
    Schweigend gingen sie durch den Garten bis zum Fluss. Die Sonne stand hoch, und an den Ufern hatten sich unzählige Papageien auf den Bäumen niedergelassen, um zu ruhen. Es war nicht nur die wärmste Tageszeit um die Mittagsstunden, es war auch die stillste in diesem Land.
    »Juliette«, Erika brach das Schweigen. »Es tut mir ja fast ein bisschen leid, dich damit jetzt auch noch belasten zu müssen, aber du sollst es als Erste erfahren.« Sie holte tief Luft und schien sich sammeln zu müssen.
    »Dein Cousin Wim wird seine Frau verlassen.«
    »Verlassen?« Julie überraschte die Nachricht nicht wirklich. Es nun aber aus dem Mund von Erika zu erfahren, weckte in ihr einen leisen Verdacht.
    »Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber … zwischen dir und Wim … ihr versteht euch ja doch recht gut, wie ich sehe.«
    Erika schüttelte den Kopf, dann schaute sie sich um, als hätte sie Angst, belauscht zu werden.
    »Es ist jetzt nicht so, wie du denkst. Ich … ich werde mich wohl nie wieder mit einem Mann einlassen können. Nach dem … was ich erlebt habe.« Ihre Stimme brach und sie schluckte. »Und Wim, ja, wir verstehen uns sehr gut, als Freunde«, fuhr sie schließlich fort, »nicht als Mann und Frau, wie man vielleicht denken mag. Wim … die Ehe mit seiner Frau war nur von seinem Vater gewollt. Und Wim hat auch sein Päckchen zu tragen. Ich magnur so viel sagen: Er ist Frauen eigentlich nicht so zugetan, wie es Männer im Allgemeinen sind. Daher … wir werden sozusagen eher eine Zweckgemeinschaft bilden als …«, sie blickte Julie in die Augen, »du verstehst.«
    Julie nickte, aber die Gedanken rasten in ihrem Kopf.
    Sie hatte also mit ihrer Vermutung, dass Wims Ehe mit Gesine von ihrem Onkel als Mittel zum Zweck herbeigeführt worden war, richtiggelegen. Der arme Wim, dachte sie bei sich. Sie konnte gut nachvollziehen, wie er sich fühlte. Dass er allerdings nichts mit Frauen … Sie hatte zwar gehört, dass es Männer gab, die etwas aus der Art schlugen, aber … Sie schüttelte den Kopf, um diese Gedanken zu verscheuchen, und konzentrierte sich wieder auf Erika.
    »Erika, für dich und Wim … Na ja, es freut mich natürlich. Wie immer ihr auch zusammenleben werdet … Aber Gesine, das wird kein Spaß.«
    »Ich weiß Juliette, ich weiß. Deshalb wollte ich dich vorbereiten.«
    Julie war inständig froh, als sie am Nachmittag wieder das Boot besteigen konnte, um nach Rozenburg zurückzukehren. Der wütende Blick von Kiri ließ allerdings keinen Zweifel daran, dass es daheim noch einiges zu besprechen gab.
    Henry und Jean waren den Heimweg bereits etwas früher zu Pferd angegangen. Henry hatte keinen Hehl daraus gemacht, Watervreede schnell verlassen zu wollen, er wirkte traurig. Julie hatte ihn gefragt, was ihn bedrückte, er aber hatte nur abgewinkt und sein Pferd bestiegen. Nahm es denn an diesem Tag gar kein Ende mit den Unstimmigkeiten?
    Julie betrachtete ihre kleine Tochter, die im Heck des Bootes auf Inikas Schoß saß und mit der Halskette des indischen Mädchens spielte. Ach, meine Kleine, dachte sie bei sich, hoffentlich werden wir nicht so viele Probleme haben, wenn du einmal großbist. Julies Blick wanderte zu Inika. Das Mädchen machte einen zufriedenen Eindruck. Julie hoffte, dass der Besuch bei seiner Mutter dem Mädchen wieder etwas Last von der Seele genommen hatte. So sorglos es sich im Alltag auch zeigte, Julie konnte nicht

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