Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
Vom Netzwerk:
bleib noch. Es tut mir leid.«
    »Ist alles in Ordnung, Masra Henry?«
    »Ach Inika – hör doch mit diesem Masra auf, bitte.« Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.
    »Henry …« Sie lächelte zaghaft.
    In den kommenden Wochen trafen sie sich immer öfter am Abend auf der Veranda und sogar unter dem Mangobaum am Fluss. Henry gefiel es, jemanden zum Reden zu haben, und Inika war eine geduldige Zuhörerin. Selbst sprach sie nicht viel. Henry lockte sie mit kleinen Fragen, etwas mehr von sich preiszugeben, aber sie blieb verschlossen und zurückhaltend. Henry empfand ihr Schweigen aber nicht als unangenehm. Karini war nie auf den Mund gefallen gewesen und hatte immer mitreden wollen. Karini … Nach und nach fand er sich damit ab, dass er sie verloren hatte.

Kapitel 19
    K arini hatte nicht geahnt, zu welch dramatischen Wendungen es auf Watervreede kommen würde. Die Trennung von Masra Wim war für Misi Gesine eine Katastrophe. Zumindest stellte die Misi es zunächst so dar. Karini befand allerdings, dass ihre Trauer doch etwas zu schnell verflog. Nach einigen durchweinten Nächten, die auch Karini den Schlaf geraubt hatten, da Misi Gesine auch in der Nacht zahlreiche Wünsche geäußert hatte, schien die Trauer eines Morgens plötzlich verflogen. Und nach Masra Wims Abreise zu Misi Erika in die Stadt besserte sich Misi Gesines Laune schlagartig. Der Alltag kehrte auf der Plantage ein, doch die Ruhe täuschte und war nur von kurzer Dauer. Masra Pieter war nun immer häufiger in Gegenwart von Misi Gesine anzutreffen, und Karini bemerkte mit Schrecken, dass er die Frau regelrecht umgarnte. Auch Martin schnitt immer eine unwillige Grimasse, wenn Karini ihm erzählte, dass Misi Gesine und Masra Pieter wieder gemeinsam im Salon saßen.
    Mit Martin entwickelte es sich auch nicht so, wie Karini es erhofft hatte. Sie war nach wie vor das Dienstmädchen im Haus, und Martin hatte seit ihrer Entscheidung, auf Watervreede zu bleiben, zudem keine neuerlichen Andeutungen bezüglich ihrer gemeinsamen Zukunft gemacht. Allerdings hatte er ihr recht bald angeboten, ihn allein mit seinem Vornamen anzureden, was sie zunächst als gutes Zeichen gewertet hatte. Seither aber war nichts weiter passiert. Hatte sie sich am Ende zu große Hoffnungen gemacht? Hatte sie sich vielleicht zu sehr in romantischen Vorstellungen verloren? Und sich dafür mit ihrer Mutter und Misi Juliette überworfen? Hatten die Frauen vielleicht doch recht gehabt? Hätte sie nicht hierbleiben sollen? Diese Gedanken kreisten ständig in ihrem Kopf.
    Es war inzwischen Oktober. Karini stand in dem kleinen Kochhaus von Watervreede und bereitete das Essen vor. Draußen ergossen sich Sturzbäche, ein mächtiges Gewitter hatte sich aufgebaut. Ungewohnt in der Trockenzeit, aber nicht außergewöhnlich. Eigentlich hieß Karini eine solche Abkühlung willkommen, aber heute erschwerte sie ihre Aufgabe ungemein. Vom Himmel herab und vor dem Eingang der Küche bildete der Regen einen dichten Vorhang. Das Wetter passte zu Karinis betrübter Laune.
    Plötzlich tauchte durch die Regenwand eine Gestalt auf, kurz darauf betrat Martin völlig durchnässt das Küchenhaus. Wasser lief aus seinem Haar, tropfte auf seine Schultern, und zu seinen Füßen bildeten sich kleine Pfützen.
    Karini war überrascht, ihn hier zu sehen. »Warum kommst du bei diesem Wetter her?« Sie reichte ihm ein Tuch, mit dem er sich sogleich nachlässig abtrocknete. Dann setzte er sich auf die Bank am alten Tisch. Seine hängenden Schultern verhießen nichts Gutes.
    »Er will sie heiraten«, sagte er leise und schüttelte den Kopf.
    »Wer will wen heiraten?« Karini wusste nicht, wovon er sprach.
    »Na, mein Vater … ich … ich habe gerade gehört, wie er Gesine angeboten hat, sie zu heiraten.«
    Oh nein! Karini wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Martin stützte die Ellenbogen auf die Knie und fuhr sich vornübergebeugt mit den Händen durch die Haare. »Ich glaube das einfach nicht. Was … was will er denn mit dieser Frau?«
    Karini setzte sich neben Martin auf die Bank. Seit Masra Wim mit Misi Gesine aufgetaucht war, hatte sie Misi Gesine eher als belustigendes Mitbringsel angesehen. Diese Frau, die sich ständigumzog, dreimal täglich ihre Frisur wechselte und sich benahm, als wäre der König persönlich zu Gast … Karini hatte es gefallen, für sie zu arbeiten. Dass Misi Gesine aber nun einen festen Platz in ihrer Mitte einnehmen wollte, das erschreckte sie. Plötzlich kam ihr ein

Weitere Kostenlose Bücher