Die Blume von Surinam
Gedanke.
»Sie würde dann deine Stiefmutter!« Die Bemerkung rutschte aus ihr heraus, gleich schlug sie sich die Hand vor den Mund.
Martin blickte sie mit gequälter Miene an. »Ja. Schöne Aussichten, oder?«
Eine ganze Weile sprach niemand ein Wort. Karini bereitete das Essen vor, während Martin schweigend auf der Bank vor sich hinstarrte. Schließlich deckte sie die Schalen ordentlich ab, damit der Regen nicht hineinschlug, und eilte sich, das Essen ins Haus zu bringen. Martin blieb im Kochhaus sitzen. Er schien nicht besonders erpicht auf die Gesellschaft seines Vaters und Misi Gesines beim Essen.
Karini stöhnte. Sarina war nicht da, um zu helfen. Sie ließ es sich sonst nie nehmen, dem Haushalt vorzustehen, aber heute war sie nicht zur Arbeit erschienen. Karini war daraufhin noch am Morgen zu Sarinas Zimmer gegangen. Wenn niemand auf der Plantage zu Besuch war, bewohnte sie im unteren Stockwerk des Gästehauses eine kleine Kammer.
»Geh fort, mir geht es nicht gut«, hatte Sarina gesagt.
»Soll ich dir etwas bringen?«
»Nein, Karini … geh … kümmere dich um die Küche.«
Karini tat, wie Sarina es ihr aufgetragen hatte. Als sie jetzt das Essen ins Plantagenhaus brachte, fiel ihr auf, dass auch Masra Thijs nicht am Tisch saß. Masra Pieter und Misi Gesine hingegen waren bester Laune.
Zurück in der Küche füllte sie Essen auf einen Teller und reichte ihn Martin, der ihn dankbar entgegennahm. Er deutete auf den Stuhl am Tisch, und Karini setzte sich zu ihm.
»Weißt du, was mit Masra Thijs ist? Er war nicht bei Tisch.«
Martin zuckte kauend die Achseln. »Heute Morgen fühlte er sich nicht wohl …«
»Komisch …« Karini stocherte nachdenklich in ihrem Essen herum. »Sarina geht es auch nicht gut heute.«
Martin sah sich kurz um, als fiele ihm jetzt erst auf, dass Sarina in der Küche fehlte.
»Vielleicht das Wetter, es ist ja auch schrecklich draußen. Schlimmer als in der Regenzeit.« Er deutete auf den kleinen Wasserfall, der sich vor der Tür vom Dach zum Boden ergoss.
»Ja, vielleicht …« Karini konnte nicht behaupten, dass das Argument sie überzeugte.
Auch am nächsten Tag erschien Sarina morgens nicht wie gewohnt in der Küche. Karini machte sich inzwischen ernsthaft Sorgen. Als sie vorsichtig an Sarinas Kammer klopfte, kam keine Reaktion. Karini klopfte nochmals, etwas energischer. »Sarina?«
Keine Antwort. Vorsichtig öffnete Karini die Tür. In der Kammer war es heiß und stickig. Sarina lag in dem schmalen Bett und rührte sich nicht, ihre Augen waren geschlossen, ihre Haut aschfahl. Karini trat vorsichtig an das Bett heran. »Sarina?« Sie legte der indischen Haushälterin zaghaft die Hand auf die Schulter, sie wollte sie nicht erschrecken. Sarina jedoch zeigte keine Regung. Dafür spürte Karini durch den Stoff von Sarinas Nachtgewand, dass die Frau regelrecht glühte. Sie hatte unverkennbar hohes Fieber.
Eilig rannte Karini zum Plantagenhaus. Im Flur traf sie auf Masra Pieter. Ausgerechnet Masra Pieter.
»Hey, was ist los? Warum rennst du hier so rum? Wo bleibt das Frühstück?« Er sah sie böse an. Karini fiel in diesem Moment auf, dass Masra Pieter sie eigentlich noch nie bei ihrem Namen genannte hatte. Für ihn war sie immer nur Hey du oder Negermädchen .
»Entschuldigung, Masra. Ich … ich suche Masra Thijs.«
»Da wirst du kein Glück haben. Er fühlt sich nicht gut und ist auf seinem Zimmer geblieben. Bring uns jetzt den Kaffee rein.«
Karini war verwundert über die Gleichgültigkeit, die Masra Pieter an den Tag legte. Sie eilte sich, den Kaffee aus der Küche zu holen, um ihn nicht noch mehr zu verärgern. Als sie mit der Kanne wieder im Haus ankam, traf sie auf Martin. Dieser kam soeben die Treppe herunter und knöpfte sich noch den letzten Knopf seines Hemdes zu.
»Karini? Guten Morgen. Ist Sarina immer noch unpässlich?«
»Ja«, sagte Karini leise und blickte sich wachsam um. Sie wollte nicht, dass Masra Pieter sie sah oder hörte. »Und Masra Thijs liegt auch krank danieder.«
»Wirklich? Was ist denn nur los?«
Karini eilte sich, die Karaffe mit Kaffee in das Esszimmer zu bringen. Masra Pieter schenkte ihr einen ungehaltenen Blick, enthielt sich aber eines Kommentars.
Dann lief sie schnell nach oben zum Schlafzimmer von Masra Thijs und klopfte.
»Ja?«
Seine Stimme klang belegt und schwach. Das war kein gutes Zeichen. Karini öffnete die Tür. »Ich bin es, Masra. Ich wollte fragen, ob ich Ihnen irgendetwas bringen soll.«
Der Masra
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