Die Blume von Surinam
lag im Bett, und seine Augen glänzten fiebrig. »Ein Tee. Ich glaube, ein Tee wäre ganz gut, Karini, danke. Ist … ist Sarina auch noch …?«
»Sarina ist auch krank«, antwortete Karini ehrlich.
»Sag bitte Pieter, er möge doch bitte einmal zu mir heraufkommen.«
»Ja, mache ich, und dann bringe ich Ihnen Ihren Tee.«
»Masra Thijs wünscht Sie zu sprechen.« Weisungsgemäß richtete Karini im Esszimmer aus, was Masra Thijs ihr aufgetragen hatte. Masra Pieter nickte nur kurz.
»Vater?« Martin sah Masra Pieter vorwurfsvoll an.
»Was denn? Kann man in diesem Haus nicht mal seinen Kaffee in Ruhe trinken?« Masra Pieter verzog ungehalten das Gesicht.
»Vater! Thijs ist krank, Sarina ist krank … und du bist Arzt.«
»Ich gehe ja gleich zu Thijs! Martin, ein bisschen Fieber ist ja wohl nichts Ungewöhnliches in diesem Land, das weißt du selbst.«
Misi Gesine, die bisher geschwiegen hatte, mokierte sich jetzt über Sarinas Abwesenheit. »Wie lange wird das denn wohl dauern, Pieter? Wenn Sarina fehlt, muss Karini ja alles ganz allein machen. Zudem – ich muss doch packen. Ich muss noch in die Stadt wegen dieser Papiere.«
Masra Pieter winkte ab. »Ach, sie fängt sich auch schnell wieder, keine Sorge, meine Liebe. Das Negermädchen wird dir beim Packen helfen, und deine Scheidung in der Stadt wird schnell erledigt sein.«
Karini war wütend. Misi Gesine würde sich jetzt also von Masra Wim scheiden lassen – und ihre einzige Sorge war, dass sie ihre Sachen gepackt bekam. Karinis Sorgen hingegen galten den Kranken, aber die schienen hier niemanden außer ihr selbst und Martin zu interessieren.
Kapitel 20
W im war seine Entscheidung nicht leichtgefallen. Natürlich war er froh, den Schritt gewagt zu haben. Die unglückliche Beziehung zu Gesine hatte an seiner Seele genagt und dort deutliche Spuren hinterlassen. Trotzdem verspürte er gegenüber Gesine doch eine gewisse Verantwortung.
»Sie kommt auf Watervreede schon zurecht, mach dir keine Sorgen.« Erika hatte versucht, ihn zu beruhigen. Und sie hatte recht, schließlich waren Thijs, Sarina, Martin, Karini und Pieter Brick auch noch da. Letzterer hatte sich in den vergangenen Monaten ja geradezu aufopfernd um Gesine gekümmert. Normalerweise wäre ein Ehemann wohl äußerst eifersüchtig gewesen, Wim hingegen hatte Bricks Bemühungen mit Gleichmut, ja fast schon mit Erleichterung beobachtet. Gesine war durchaus gereift in der Zeit, in der sie jetzt in Surinam verweilten. Sie würde die Trennung verkraften, und sie würde auch, so sie dies überhaupt wollte, den Weg zurück nach Europa finden.
Was ihn selbst betraf, war Wim sich diesbezüglich nicht sicher. Noch zog ihn nichts in die Heimat. Ihn erwarteten dort das kalte und triste Amsterdam und ein Handelskontor, das unter der Leitung seines Prokuristen auch hervorragende Geschäfte machte. Er brauchte sich nicht zu eilen. Im Moment war er geneigt, in Surinam zu bleiben. Natürlich hatte ihm die Arbeit auf der Plantage viel bedeutet, sie war heilsam gewesen und hatte ihn nicht nur körperlich gestärkt und verändert. Doch so wohl er sich auf Watervreede gefühlt hatte, irgendwann hatte er sich eingestehen müssen, dass seine Zukunft nicht in der Plantagenwirtschaft lag.Er hatte gespürt, dass es Zeit war, neue Wege zu gehen, auch wenn er keine Ahnung hatte, wohin diese ihn führen würden. Trotzdem hatte er entschieden, den nächsten Schritt zu machen. Und der beinhaltete, Gesine und auch Watervreede hinter sich zu lassen, auch wenn Letzteres ihn schmerzte. Er hatte Thijs aber versprochen, dass sie sich auf Rozenburg wiedersehen würden. Denn auf Rozenburg, das wusste er, würden ihm und Erika immer die Türen offen stehen.
Erika hatte versprochen, ihm zu helfen. Wim wollte nichts als schreiben und hoffte, sich damit etablieren zu können. Natürlich musste er dies nun ohne seinen Schwiegervater schaffen, aber auch in Surinam waren gute Berichterstatter gefragt. Erika wollte versuchen, die nötigen Kontakte zu knüpfen.
»Du wirst dich aber eher mit Ameisenplagen auf Plantagen und Erläuterungen zum Ackerbau abgeben müssen«, hatte sie ihn lachend gewarnt. Doch das war Wim egal.
Er war unendlich dankbar, Erika kennengelernt zu haben. Diese Frau beeindruckte ihn jeden Tag aufs Neue. Nach und nach hatten sie sich besser kennengelernt, hatten Vertrauen zueinander gefasst, und daraus war eine tiefe Freundschaft entstanden. Er hätte sich nicht einmal träumen lassen, dass ihm dies mit einer
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