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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Besserung. Sarina und Masra Thijs lagen seit Tagen im Fieber und wurden immer schwächer, obwohl Masra Pieter behauptete, sich um die beiden zu kümmern. Misi Gesine war in die Stadt gefahren, sie hatte nur ihre Scheidung im Kopf.
    »Aber Vater sagt doch …« Martin schaute sie betrübt an.
    »Ja, dein Vater sagt, das geht vorbei. Aber schau dir die beiden doch an! Sarina ist bereits zu schwach, um die Augen zu öffnen, und Masra Thijs geht es genauso, er liegt nur noch im Fieberwahn.«
    »Aber was sollen wir denn machen?« Martin schien ratlos.
    »Meiner Meinung nach sollte jemand nach Rozenburg fahren und Hilfe holen. Misi Juliette oder … am besten Tante Aniga.«
    »Die Negerin?«
    Karini schnaubte wütend. »Diese Negerin hat schon vielen Menschen geholfen. Und hier gibt es unter den Arbeitern keinen Heiler.«
    Martin schien skeptisch, und Karini meinte sogar, Angst in seinem Blick zu erkennen. »Ich weiß nicht … Vater wäre sicherlich nicht erfreut, wenn wir uns da einmischen.«
    »Meine Güte! Die beiden sterben womöglich, wenn wir jetzt nicht schnell etwas unternehmen.«
    »Aber so ein bisschen Fieber …«
    Karini rang verzweifelt die Hände. »Martin!« Warum tat er sich so schwer einzusehen, dass hier wirklich Gefahr drohte? Karinihatte schon oft genug Kranke mit Fieber gesehen und auch bei deren Versorgung geholfen. Aber irgendwie war das hier anders, das war kein normales Tropenfieber. »Bitte, fahr nach Rozenburg und hol Hilfe.«
    Als Martin sich am Nachmittag immer noch nicht gerührt hatte, packte Karini ihn wütend am Ärmel und zog ihn mit in die obere Etage. »Karini, was soll das? Bist du verrückt?«
    »Nein! Du kommst jetzt sofort mit, ich will, dass du das selber siehst.« Sie zog ihn durch den ganzen Flur und öffnete dann leise die Tür zu Masra Thijs’ Zimmer. Die zugezogenen Vorhänge ließen nur wenig Licht in den Raum, aber der schlechte Zustand des Kranken war unübersehbar, und die dumpfe, vom Fieber geschwängerte Luft im Zimmer ließ keine Fragen offen.
    »Da. Guck ihn dir an, er hat seit zwei Tagen die Augen nicht mehr aufgemacht. Genau wie Sarina.« Karini trat leise an das Bett von Masra Thijs, nahm einen feuchten Lappen aus der Schale auf dem Nachttisch und tupfte ihm vorsichtig die Stirn ab. Dann drehte sie sich zu Martin um, der mit blassem Gesicht im Türrahmen stand. »Martin, die beiden sind schwer krank und ich … ich gebe mir ja Mühe, aber ich bin keine Krankenschwester und weiß auch nicht mehr, was ich tun soll. Dein Vater kommt einmal am Tag, guckt, fühlt den Puls und geht wieder. Was soll ich denn machen? Sie sterben mir unter den Händen weg, wenn wir nichts unternehmen.« Karini kullerte eine dicke Träne über die Wange. Angst und Erschöpfung forderten allmählich ihren Tribut. Erst hatte sie überlegt, Hestia um Hilfe zu bitten, aber die alte Frau konnte kaum noch laufen und sah sehr schlecht, man konnte sie also kaum mit der Pflege zweier Kranker betrauen. Karini hatte für das Haus und die Küche eine der Arbeiterfrauen abkommandiert, aber sie allein schaffte die Versorgung der beiden Schwerkranken nicht länger.
    »Wenn es morgen nicht besser ist, werde ich mit Vater reden«,versprach Martin. Karini seufzte. Das war nicht viel, aber immerhin etwas.
    Weit nach Mitternacht tappte Karini im Dunkel der Nacht über den Wirtschaftshof. Sie war bei Sarina gewesen, es ging ihr unverändert schlecht.
    Als sie zurück zu ihrer Hütte wollte, sah sie eine Bewegung an der hinteren Veranda des Plantagenhauses. Sie hielt inne und lauschte. Spielte ihr müder Geist ihr nun schon Streiche? Karini wollte gerade weitergehen, als erneut ein Geräusch zu hören war. Sie erstarrte vor Schreck. Dann brach der Mond für einen kurzen Moment durch die Wolken, und Karini sah eindeutig jemanden auf das Gästehaus zugehen. Karini hörte ein leises Knarren. Die Tür vom Gästehaus! Langsam, bedacht, im Schatten der Bäume zu bleiben, schlich Karini zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war. Vorsichtig tastete sie sich an der Hauswand entlang bis an das Fenster von Sarinas Kammer heran. An Sarinas Bett stand eine Gestalt. Wieder erhellte ein Mondstreif kurz die Nacht. Es war Masra Pieter. Er zog eine kleine Flasche aus seiner Jackentasche, packte mit einer Hand Sarinas Kinn, tröpfelte ihr etwas aus der Flasche in den Mund und steckte sie wieder weg. Dann schickte er sich an zu gehen. Karini duckte sich und krabbelte rückwärts unter einen Busch. Dornen zerstachen ihr

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