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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Griff.
    »Martin, nun scher dich mal nicht so um das Mädchen. Sie ist widerborstig, das war ihre Mutter früher auch schon.« Er lachte auf. »Hast du eigentlich Spaß gehabt mit dem kleinen Ding? Ihr müsstet doch gut zusammenpassen. Ihre Mutter habe ich mir damals schnell gefügig gemacht.«
    Henry brauchte einen Augenblick, um das Gesagte zu verstehen, dann wurde ihm übel. Er zwang sich mit aller Kraft, diesem Gefühl nicht nachzugeben.
    »Was hast du ihr angetan?« Martin fand die Sprache als Erster wieder. Sein Gesicht war blass und angespannt, und nun bäumte er sich auf in dem Versuch, sich von seinem Vater loszureißen. Pieter jedoch hielt ihn weiter fest, und Henry war versucht, Martin zu Hilfe zu eilen, als Pieter erneut sprach.
    »Ja, Martin, deine Kleine ist wohl auch mein Fleisch und Blut. Und darum kann ich sie auch erziehen, wie ich möchte. Und … genau genommen gehört sie mir.« Mit diesen Worten stieß er Martin von sich.
    Martin sah seinen Vater entsetzt an.
    Henry vermochte nicht zu glauben, was er da gerade gehört hatte. Karini? Gezeugt von Pieter?
    Pieter schien die Situation voll auszukosten, auf seinem Gesicht lag ein süffisantes Lächeln. Plötzlich war aus dem Flur ein Poltern zu hören, schnelle Schritte kamen näher. Gleich darauf trat Jean mit dem Gewehr in der Hand ins Esszimmer, gefolgt von Juliette.
    Pieter verzog das Gesicht. »Wie nett, jetzt ist die ganze Familie ja vereint.«
    »Halt den Mund, Pieter, halt einfach den Mund«, zischte Juliette ihn an. »Wo ist Thijs Marwijk?«
    Julie lief nach draußen, um zu sehen, wo das Boot blieb. Sie hatte keine Ahnung, was im Esszimmer geschehen war, aber Henry und Martin wirkten sehr verstört. Sie würde sich später darumkümmern, jetzt war es zunächst wichtig, dass den Kranken geholfen wurde. Martin hatte sie schweigend zu Thijs Marwijk geführt. Es stand nicht gut um den Mann.
    Die Ruderer hatten sich mächtig ins Zeug gelegt. Julie sah, wie Bogo im Boot ungeduldig zwischen den rudernden Männern in den Bug des kleinen Zeltbootes stieg und das Tau in die Hand nahm, mit der das Boot gleich festmachen würde. Julie war froh darüber, dass Inika nicht allein kam. Wenn es um ihre Mutter ähnlich stand wie um Thijs, dann …
    Julie lief ihnen auf dem Steg entgegen, und Bogo warf ihr das Tau zu. Mit einem Sprung war er auf dem Steg und zog mit ihr das Boot in Position. Inika half Aniga auf, die Reise in dem kleinen Boot war für die alte Frau vermutlich beschwerlich gewesen. Mit wackeligen Schritten erklomm sie den Steg, dann kletterte Inika hinauf.
    »Misi, wo ist meine Mutter?« Ihr stand die Sorge im Gesicht geschrieben.
    »Im Gästehaus, in der unteren Etage, gleich neben dem Eingang.« Julie hatte kaum geendet, da stob das Mädchen davon. Julie wandte sich an Aniga: »Wir gehen zuerst zu Thijs Marwijk. Es geht ihm nicht gut.« Julie fasste die schwarze Heilerin am Arm und führte sie zum Plantagenhaus.
    Im Schlafzimmer trat Aniga an das Bett des Kranken, murmelte etwas Unverständliches, fasste an das dünne Laken, mit dem Marwijk zugedeckt war, und zog es mit einem Ruck fort. Behutsam schob sie das Oberteil seines Nachtgewandes ein kleines Stück hoch, sodass sie einen Blick auf den Brustkorb des Kranken werfen konnte.
    »Grundgütiger.« Julie hatte es geahnt. Marwijks Körper war mit tiefroten Flecken übersät.
    Als sich ihre Blicke trafen, nickte Aniga und sprach: »Misi wissen noch, wo wir so etwas gesehen haben … oder, Misi?«
    Julie nickte und hielt sich vor Entsetzen die Hand vor denMund. Pieter... »Kannst du ihm helfen, Aniga?«, fragte sie schließlich, auch wenn sie sich vor der Antwort fürchtete.
    Die schwarze Frau wiegte den Kopf einmal hin und her, dann nickte sie. »Macht einen Waschzuber, kaltes Wasser rein, sehr kalt … müssen Fieber fortjagen.«
    Julie eilte nach unten und aus dem Haus, um die Waschzuber zu suchen. Sie fand sie am Küchengebäude, aber sie waren zu schwer, als dass sie diese hätte allein tragen können. Sie lief zum Gästehaus und fand Bogo in Sarinas Zimmer.
    Inika saß mit betroffener Miene auf der Bettkante ihrer Mutter und hielt deren Hand. Julie fuhr der Schreck in die Glieder. Sarina wirkte, so das überhaupt möglich war, noch kränker als Marwijk. Sie würde Aniga gleich hierherschicken. Atemlos bedeutete sie Bogo, ihr zu folgen. Gemeinsam schleppten sie einen Zuber zur Schwengelpumpe im Hof, und Bogo begann sogleich, ihn zu befüllen.
    Kurz darauf kamen Martin und Jean mit Thijs

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