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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Niederlande reisen! Sie freute sich unbändig über das Lob der Misi Gesine und würde sich anstrengen, alles richtig zu machen. Dann kam ihr ihre Mutter in den Sinn. Sie hatte nicht einmal mehr die Möglichkeit, sich von ihr zu verabschieden, und für einen Moment erwog Karini, ihre Entscheidung zurückzunehmen. Aber nein, ihr Leben stand vor einer entscheidenden Wendung, das war die Möglichkeit, die sie sich immer erhofft hatte. Und außerdem hatte Masra Wim recht, sie würde in diesem Land keine ruhige Minute mehr haben, Masra Pieter würde alles dransetzen, dass sie schwieg.
    Masra Wim riss sie aus ihren Gedanken. »Gesine, ich danke dir für dein Angebot. Karini ist in Europa sicher aufgehoben, und sollte sich die Geschichte um Pieter bewahrheiten, wird man ihn zur Rechenschaft ziehen … aber bis dahin ist es noch ein weiterWeg. Wenn Karini zurückmöchte … ich könnte dem Kontor Bescheid geben.«
    Misi Gesine winkte ab. »Ist schon gut, ich brauche deine Hilfe nicht. Ich werde mich um Karini kümmern, sie ist bei mir in den besten Händen. Und wenn sie eines Tages doch zurückwill, werde ich alles in die Wege leiten.«
    Misi Gesine bedachte sie mit einem langen Blick, der Karini noch fröhlicher stimmte. »Na, dann kann doch eigentlich nichts mehr passieren. Wir besteigen morgen früh zusammen das Schiff. Alles wird gut.«
    Die Sonne durchbrach den grauen Himmel am frühen Morgen des 2. November, als würde sie den Reisenden eine gute Fahrt wünschen wollen. Die Zonsopgang war ein großer Segler, der aus Brasilien kam und nun von Surinam nach Rotterdam fahren sollte.
    »Oh, das Schiff sieht viel besser aus als der Kahn, mit dem wir hergekommen sind.«
    Karini sah, wie Misi Gesine Masra Wim von der Seite einen langen Blick zuwarf. Karini stand neben ihnen und Misi Erika am Hafen und umklammerte ihren kleinen Gepäcksack. Sie war sehr nervös. Gleich würde sie dieses große Schiff besteigen. War es richtig, was sie tat? Und was würde ihre Mutter sagen?
    »Misi Erika?«, flüsterte Karini und zupfte diese am Ärmel. »Würden Sie meiner Mutter ausrichten, dass … dass es mir leidtut und dass ich mich melde und dass … dass ich sie lieb habe.« Karini schniefte, unterdrückte aber die aufsteigenden Tränen.
    »Natürlich, Karini, sei unbesorgt.«
    »Gesine, ich wünsche euch eine gute Reise. Und alles Gute.« Masra Wim reichte Misi Gesine zum Abschied die Hand.
    Die Misi ergriff sie nur kurz. »Wim, leb wohl.« Misi Erika bedachte sie nur mit einem kalten Blick. »Komm, Karini, wir müssen gehen.«
    »Karini, hier.« Masra Wim gab ihr einen Zettel. »Pass gut darauf auf, auf dem Zettel steht die Adresse meines Kontors. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du dich jederzeit dort melden.«
    Karini nickte dankbar und steckte den Zettel sorgsam in ihr Kleid. Dann folgte sie Misi Gesine zu dem kleinen Zeltboot, das sie zur Zonsopgang bringen sollte.
    »Was werde ich diese kleinen Nussschalen vermissen«, Misi Gesine verzog das Gesicht. »In den Niederlanden haben wir wenigstens Straßen und Kutschen.«
    Das Boot legte ab. Nun gab es kein Zurück mehr.

Kapitel 4
    E s dauerte drei Tage, bis der Posthalter nach Watervreede kam. Er repräsentierte im Hinterland die Vertretung der Obrigkeit: Er stellte Passierscheine aus, nahm Zölle ab und ermittelte auch in polizeilichen sowie in kleineren Angelegenheiten für den Richter. Mord allerdings war keine kleine Angelegenheit, dessen waren sich auf Watervreede alle bewusst.
    Jean hatte vier Arbeiter abkommandiert, etwas außerhalb des Plantagengrundes eine Grube auszuheben und Pieters Leichnam bis zur Ankunft des Posthalters hineinzulegen, so wie man ihn im Kochhaus vorgefunden hatte. Die Grube wurde abgedeckt, sodass sich an dem Leichnam keine Tiere zu schaffen machen konnten.
    Julie hatte am ersten Tag damit gerechnet, dass sich jemand zu der Tat bekennen würde, aber nichts dergleichen geschah. In der Folge betrachtete jeder jeden mit Misstrauen.
    Am zweiten Abend hielt Julie es nicht mehr aus. »Was sollen wir bloß tun? Es könnte jeder von uns gewesen sein, einen Grund hatten wir doch irgendwie alle.«
    Jean runzelte die Stirn. »Ja, du hast recht … ich war es jedenfalls nicht!« Er grinste schief.
    »Ich auch nicht.« Julie hingegen war todernst. »Thijs Marwijk und Sarina lagen krank in ihren Betten. Inika und Bogo waren bei Sarina im Gästehaus. Martin war zuerst lange mit Henry am Fluss und dann im Bett.« Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem Gespräch, das

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