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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Niederlanden, noch dazu bei Gesine, für Karini sicher wäre!« Er fühlte sich, als würde er bald explodieren. Wie sollte es Karini in der Gegenwart von Gesine gut gehen, dazu noch mit der fremden Kultur und in dem fremden Land, in dem sie sich befand? Sie, die kaum über die Grenzen Paramaribos hinweggekommen war? »Ich werde sie suchen«, sagte er entschlossen. Er war selbst erstaunt, die Worte aus seinem Mund zu hören, doch in dem Moment, wo er sie aussprach, war er sich sicher, dass sein Entschluss richtig war.
    Er blickte sich um und sah geradewegs in die Augen seiner Mutter, in deren Blick sich Entgeisterung spiegelte.
    »In vier Wochen geht ein Schiff«, hörte er Erika in diesem Moment leise sagen.
    »In vier Wochen erst?« Diese Antwort gefiel ihm ganz und gar nicht. Aber er hatte keine andere Wahl. »Egal. Ich muss sie finden. Sie muss wissen, was passiert ist.«

Kapitel 9
    D ie Droschke rumpelte viele Stunden über die harten Wege Richtung Amsterdam. Karinis Körper schmerzte. Anstatt weicher Muschelsandwege gab es hier nur hart gepflasterte Straßen oder löcherige und matschige Landwege. Immer, wenn sie aus dem Fenster sah, bot sich ihr das gleiche Bild: Weites Land in einheitlichem Wintergrau, Bäume ohne Blätter und Tiere, die auf den Koppeln eng zusammengedrängt standen. Die Sonne brach nur selten durch die tief hängenden dunklen Wolken und wenn, spendete sie keine Wärme. Dieses Land schien Karini unendlich farb- und trostlos, und ihre Stimmung wurde mehr und mehr getrübt. Außerdem schmerzten ihre Knochen und vor allem ihre Füße. Misi Gesine hatte die Droschke in Rotterdam kurz nach der Abfahrt einmal anhalten lassen, um in einem Geschäft für Karini Schuhe zu kaufen. Der ältere Verkäufer hatte auf Karinis schwielige, nackte Füße geschaut, den Kopf geschüttelt und anschließend ein paar klobige schwarze Holzschuhe unter seinem Tresen hervorgezogen. Karini hatte sie auf Geheiß von Misi Gesine angezogen und sich sofort gefühlt, als hätte sie zwei Eimer an den Füßen. Sie konnte kaum laufen und war unbeholfen hinter Misi Gesine her wieder zur Droschke gestolpert.
    »Du wirst dich schon daran gewöhnen. Und irgendwann kannst du dann auch schöne Schuhe tragen.« Misi Gesine warf einen selbstverliebten Blick auf ihre eigenen zarten und eleganten Damenschuhe.
    Dann kauften sie noch ein neues Kleid für Karini. Es war sehr schwer und lang und aus einem dicken, kratzigen Wollstoff undes war, wie könnte es anders sein, grau. Karini fror zwar nun nicht mehr so stark, musste sich aber ständig kratzen.
    Und dann war es endlich so weit: Die Droschke erreichte Amsterdam. Die Stadt begrüßte sie mit anhaltendem Regen. Misi Gesine erklärte Karini, dass sie zu ihren Eltern fahren würden, und so hoffte Karini auf ein baldiges Ende des Gerumpels. Die Straßen wurden enger und die Häuser höher. Wenn Karini aus dem Fenster blickte, sah sie nur braungraue Fassaden, die sich an ihnen vorbeischoben. Kaum ein Baum oder ein Strauch war zu sehen, und auch die Dächer lagen hoch über ihren Köpfen. Karini fragte sich immer wieder, ob dies wirklich das Land von den Bildern im Flur des Stadthauses war. Auf denen hatte es freundlicher und bunter gewirkt.
    »Gleich sind wir da!« Misi Gesine durchbrach Karinis Gedanken. Sie rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her.
    Die Droschke hielt vor einem mächtigen Steinbau, vor dem es keine Auffahrt und nicht einmal eine Veranda gab. Lediglich drei Steinstufen führten zu einer wuchtigen Holztür, die nun von einem hageren weißen Mann in Livree geöffnet wurde. Und zum ersten Mal seit Beginn ihrer Reise sah Karini etwas, das ihr Herz erfreute. Hier dienten also wirklich die Weißen den Weißen. Sie hatte so viel davon gehört, aber es nun mit eigenen Augen zu sehen, das war schon etwas Besonderes.
    Der Mann trat trotz des schlechten Wetters an die Droschke heran und öffnete Misi Gesine die Tür. »Mevrouw Vandenberg, herzlich willkommen. Ihr Vater wird sich sicherlich sehr freuen.«
    Karini fiel erstaunt auf, dass er dabei keine Miene verzog. Noch erstaunter aber war sie über das Verhalten von Misi Gesine.
    Die Misi stürmte geradezu über die drei Stufen in das Haus und rief in der Eingangshalle laut: »Vater? Vater!«, während sie sich den Schal von den Schultern zog. Karini folgte ihr zögerlichund konzentrierte sich vor allem darauf, in den klobigen Schuhen nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten.
    »Gesine?« Mit einem überraschten Gesichtsausdruck

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