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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Dienstmädchen in die Niederlande gekommen«, erklärte Tante Dela mit gewichtigem Unterton, während sie den Kaffee eingoss.
    »Wirklich?« Jetzt schien auch Karlas und Johannes Interesse geweckt. Karla beugte sich vor und begutachtete Karini genauer. »Sag, wo liegt dieses Surinam?«
    Karini zuckte die Achseln. »In Südamerika.«
    »Stimmt es, dass es da Menschen gibt, die auf Bäumen leben?«, fragte Johanne.
    »Nein, wir … ich meine, ich weiß nicht, wie es woanders ist, aber wir leben ganz normal.«
    »Und warum sprichst du Niederländisch?« Beke schlürfte an ihrem heißen Kaffee.
    »Surinam gehört zu den Niederlanden.«
    »Ach was …« Karla schüttelte den Kopf. »Die Niederlande sind doch hier.«
    Karini war sprachlos. In Surinam hörte vermutlich jedes Kind, egal welcher Hautfarbe, etwas über die Niederlande. Hier hingegen schien Surinam gänzlich unbekannt.
    Karla sah Karini an, als ob sie ihr nicht glauben würde. »Seid ihr da alle Neger?«
    »Nein, es gibt auch Weiße. Niederländer halt.«
    »Also bist du doch keine Niederländerin.«
    »Doch.«
    »Ach Mädchen, nun hört mal auf.« Tante Dela ging dazwischen. »Ist doch egal, ob schwarz, braun oder weiß …!«
    Johanne sah Tante Dela mit einem geringschätzigen Blick an. »Na, Onkel Alvers wird es nicht egal sein.« Sie deutete auf Karini. »So braun, wie die ist, wird sie ihm ein hübsches Sümmchen einbringen.«
    »Einbringen?« Karini sah Tante Dela verwundert an. Danndämmerte ihr, was Johanne meinte. Um Gottes willen, Tante Dela wollte doch nicht etwa, dass sie … auf gar keinen Fall!
    Tante Dela schien ihre Gedanken zu erraten. »Nein, Kindchen, hab keine Angst, du musst nicht …«, sagte sie in ruhigem Ton. »Allerdings … wenn du länger hierbleiben willst, ich meine … Kost und Logis kann ich dir nicht frei geben.« Sie schien ehrlich bestürzt.
    Karini schüttelte den Kopf. Tante Dela war nett zu ihr, aber Karini hatte nicht vor, länger hierzubleiben. Abgesehen davon, dass sie kein Geld hatte, um Kost und Logis zu bezahlen. Und verdingen würde sie sich dafür ganz sicher nicht. Außerdem wollte sie ja nicht bleiben, sie war auf der Reise. Zurück nach Surinam. Dort fühlte sie sich zu Hause, dort kam sie mit dem Klima zurecht, dort wusste sie, wie sie sich zu verhalten hatte, und, so wurde ihr jetzt wieder wehmütig klar, dort hatte sie Menschen um sich, die sich um sie kümmerten, denen ihr Wohl am Herzen lag und die ihr etwas bedeuteten. Ja, sie würde zurückgehen. Aber dafür musste sie erst das Kontor von Masra Wim finden. »Nein, vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich habe kein Geld, und ich muss schnellstmöglich dieses Kontor finden, dort wird man mir schon helfen. Ich muss zurück nach Surinam.«
    »Ja, das weiß ich doch. Aber hier in den Niederlanden, Kindchen, da geht nichts ohne Geld. Du wirst dir etwas verdienen müssen.« Tante Dela legte ihr vertrauensvoll den Arm um die Schultern.
    Karla kicherte. »Mit Kokosnüssen kannst du hier nicht bezahlen, außer …«, sie fasste sich an ihren üppigen Busen und wippte damit herum.

Kapitel 17
    D ie Fahrt von Calais über den Landweg nach Rotterdam entpuppte sich als ebenso schaukelig wie eine Schiffspassage. Die Straßen waren vom vielen Regen aufgeweicht und schlammig. Die Pferde vor dem Wagen mussten sich des Öfteren kräftig in die Geschirre legen, um den Wagen voranzuziehen, und mehr als einmal schlingerte das Gefährt so stark, dass Henry angst und bange wurde. Schrievenberg war wenig redselig und döste die meiste Zeit vor sich hin. Ihn schienen die Zustände der Straßen und Wege wenig zu kümmern. Mehrmals sah er Henry mit einem müden Grinsen an. »Junger Mann, das wird schon.«
    Die ersten Meilen führte sie der Weg parallel zur Küstenlinie. Der scharfe Seewind rüttelte an der Droschke. Sie machten Rast in kleinen Fischerdörfern, die Pferde brauchten häufiger eine Pause. Bereits am ersten Abend sprach der Kutscher sie an, er müsse den Fahrpreis erhöhen, da der Futterbedarf der Pferde durch das schlechte Wetter und die damit verbundene Anstrengung steige. Schrievenberg nickte nur und gab dem Kutscher ein kleines Geldsäckchen. Henry hatte mit ihm in Calais abgesprochen, die Fahrtkosten zu teilen, bisher aber hatte Schrievenberg alles bezahlt. Henry war dies furchtbar unangenehm, aber seine Mittel waren begrenzt, und als er jetzt hörte, dass die Kutschfahrt teurer wurde als gedacht, war er seinem Reisebegleiter dankbar, dass dieser ohne ein Wort die

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