Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
Vom Netzwerk:
aber ich kann dich nicht mehr mit durchfüttern.« Sie zuckte entschuldigend mit den Achseln. »Wenn du also noch länger hierbleiben möchtest, dann musst du etwas Kostgeld abliefern. Ich bekomme sonst auch Ärger mit Onkel Alvers.« Sie machte eine umfassende Geste. »Ihm gehört die Hütte hier schließlich.«
    Karini senkte betrübt den Kopf. Sie hatte es kommen sehen und war den Tränen nahe. »Aber wo soll ich denn hin? Ich kennedoch niemanden hier, der mir helfen würde. Und ich habe überhaupt kein Geld!«
    »Na, nun wein mal nicht, Mädchen. Vielleicht finden wir ja einen Weg. Du könntest dir ja ein paar Gulden verdienen, aber …«
    Karini hob den Kopf. Das klang, als hätte Tante Dela eine Idee für eine Stelle. Und wenn sie erst ihr eigenes Geld verdiente, könnte sie hier wohnen bleiben und Tante Dela einen Teilbetrag für Kost und Logis überlassen, ansonsten sparsam leben und den Rest für eine Fahrkarte nach Surinam sparen. Ihre Hoffnung wurde aber sogleich zerstört, als sie den Ausdruck in Tante Delas Gesicht sah. »Ich weiß ja nicht, ob dir das liegt … aber du musst ja nicht gleich mit den Männern Umgang haben.«
    Karini wurde stocksteif auf ihrem Stuhl. Nein! Mit Männern würde sie nicht das tun, was die anderen Mädchen taten. Nicht für alles Geld der Welt! Sie hatte ja bisher nicht einmal überhaupt mit einem Mann …
    »Sagtest du nicht, du kannst tanzen? Vielleicht wäre das ja eine Möglichkeit.« Tante Dela warf ihr einen aufmunternden Blick zu.
    In Karinis Kopf rasten die Gedanken. Natürlich konnte sie tanzen, sie liebte es, sich im Rhythmus der Trommeln zu bewegen, allein auf die Musik zu hören und sich fallen zu lassen. Wie ihre Mutter … wie gerne hatten sie zusammen getanzt. Karini zwang sich, die Erinnerung an ihre Mutter beiseitezudrängen. Sie war unsicher, ob Tante Dela diese Art von Tanz meinte, vielleicht ging es eher um eine Vorführung wie bei Misi Gesine. Allein der Gedanke an die Demütigung ließ sie vor Wut kochen. Andererseits … sie hatte es nicht schlecht gemacht, und dieses Mal würde sie Geld dafür bekommen, anstatt wie ein Äffchen belächelt zu werden.
    »Ja, tanzen könnte ich vielleicht«, sagte sie schließlich leise.
    Tante Dela klatschte in die Hände und freute sich sichtlich. »Das ist doch fein, Mädchen, damit haben wir das Problem schongelöst. Dann bringe ich dich heute Abend zu Onkel Alvers, und wir schauen mal, ob er mit dir etwas anfangen kann.«
    »Tanzen?« Onkel Alvers war ein kleiner, dicker, rotgesichtiger Mann mit einer mächtigen Nase im Gesicht und wenig Haaren auf dem Kopf. Karini mochte ihn auf Anhieb nicht. Tante Dela hatte Karini bei Einbruch der Dunkelheit durch ein paar dunkle und windige Gassen geführt, bis zu einem Haus, aus dem nur wenig Licht, dafür aber umso lautere Musik drang. Durch eine Seitentür waren sie eingetreten, und in einer Art kleinem Büro hatte Tante Dela Karini Onkel Alvers vorgestellt. Er beschaute Karini wie einen Sonntagsbraten beim Fleischhändler auf dem Markt.
    »Na ja, eine nette Hautfarbe hat sie schon und auch genug …«, er deutete auf Karinis Busen. Sie wurde rot.
    »Und etwas genierlich, das ist nett, das mögen die Kerle.« Er quetschte sich hinter seinem Schreibtisch hervor und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
    »Du kannst heute Abend dann mit Johanne nach Hause kommen«, sagte ihr Tante Dela noch, dann musste Karini sich auch schon eilen, Onkel Alvers zu folgen. Er führte sie durch einen engen Flur, an dessen Ende zwei Türen lagen, öffnete die linke einen Spalt breit und schob Karini vor, damit sie gucken konnte. Aus dem Raum, der in schummeriges Licht getaucht war, drang Musik und Gelächter. Karini sah Tische, an denen Männer saßen, und frivol gekleidete Mädchen, die zwischen den Tischen umherschwirrten wie bunte Schmetterlinge.
    »Das ist der Gastraum. Lass dich von den Kerlen nicht anfassen, das kostet extra. Wenn einer Ärger macht, sag Bescheid.« Onkel Alvers zog die Tür zu und öffnete die andere. »Hier kannst du dich umziehen.« Er trat in den Raum. Dort saßen mehrere Mädchen vor kleinen Spiegeln und schminkten sich. Es roch nach Parfüm. »Jette? Jette!«, rief Onkel Alvers ungeduldig, woraufhin eine vollbusige Frau mit einer üppigen blonden Lockenmähneherbeieilte. »Gib dem Mädchen etwas zum Anziehen. Bitte etwas Passendes … Exotisches … sie soll nachher tanzen.«
    Jette musterte Karini kurz und nickte Onkel Alvers zu, dann zog sie Karini am Arm mit sich.

Weitere Kostenlose Bücher