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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Fleisch verkaufen.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Ja, aber recht hat er.« Beke zog sich gerade eine lange rote Perücke vom Kopf, die ihr langes blondes Haar allabendlich verdeckte. Dann drehte sie sich zu Karini und Jette um. »Bei deiner Hautfarbe würdest du im Vergleich zu uns fast das Doppelte einbringen. Guck dich doch mal um … ich muss mir sogar dieses Ding hier auf den Kopf ziehen, weil Rot besser ankommt als Blond.« Sie wedelte mit dem roten Haarschopf.
    Karini überlegte. Fast das ganze Geld, das sie durch das Tanzen verdiente, ging an Tante Dela für Kost und Logis. Karini hatte eigentlich gehofft, etwas mehr davon für ihre Heimreise nach Surinam sparen zu können. Aber eine Schiffspassage war sicherlichteuer, und mit dem wenigen Geld, das übrig blieb, würde sie ewig brauchen, bis sie die Summe beisammen hatte. Sie hatte bereits hin und her überlegt, wie sie an mehr Geld kommen könnte. Selbst wenn sie das Kontor von Masra Wim fand, würde man ihr wohl kaum das Geld für die Überfahrt zur Verfügung stellen. Zumal sie keine Zeit für die Suche fand. Die ganze Nacht über hatte sie Auftritte auf der Bühne von Onkel Alvers, tagsüber schlief sie erschöpft, und wenn sie am Nachmittag erwachte, wurde es draußen bereits wieder dunkel. Die Tage waren fürchterlich kurz in diesem Land, umso länger die Nächte.
    Sie hatte inzwischen mitbekommen, dass alle anderen Mädchen in Onkel Alvers Herberge sich im Schankraum um die Männer kümmerten und dass zwischendurch immer mal eine mit einem Gast die Stiege nach oben ging, wo die Zimmer lagen. Was dort passierte, konnte sie sich denken. Da es aber alle Mädchen taten …
    »Was bringt es denn ein, wenn man … mit einem Mann … nach oben geht?«, fragte sie Jette leise.
    Jette seufzte. »Du willst doch nicht wirklich, oder?«Als Karini nicht antwortete, fuhr sie fort. »Na ja, wir bekommen meist einen rijksdaalder . Du vielleicht sogar zwei.«
    »Zweieinhalb Gulden?« Karini erschien das nicht viel für diese Dienste. Andererseits bekam sie für das Tanzen wesentlich weniger.
    Unterdessen grinste Beke über das ganze Gesicht. »Vielleicht biste ja noch Jungfrau, dann bestimmt sogar drei.«
    Karini sah sie fragend an.
    »Oh nein …« Jette fasste Karini am Arm und drehte sie zu sich um. »Sag jetzt nicht, du bist noch …«
    Karinis Blick schien sie zu verraten.
    Beke lachte. »Ach schau an, ein kuiken!«
    »Das ist nicht lustig, Beke.« Jette schien ernsthaft besorgt. »Lass das bloß nicht Onkel Alvers wissen, der verscherbelt sie dann …«
    »Wer ist noch ein kuiken? « Es war zu spät. Onkel Alvers stand hinter den Mädchen in der Tür. »Du, Karini? Na bravo … ich hatte gerade wieder eine Anfrage. Sagen wir drei rijksdaalder und dann halbe-halbe, und wir kommen ins Geschäft. Mädchen, das ist doch leicht verdientes Geld! Überleg’s dir.« Onkel Alvers klatschte in die Hände und verließ den Umkleideraum der Mädchen.
    Karini hatte keine genaue Vorstellung von dem, was die anderen meinten, verstand aber, dass es in Bezug auf das Geld eine einmalige Chance zu sein schien. Und so schwer konnte es doch nicht sein! Wenn sie auf einen Schlag so viel Geld verdienen konnte, dann war das doch eine gute Möglichkeit. »Ist es … ich meine, ist es schwer mit diesen Männer zu …?« Karini fehlte der richtige Ausdruck. Ihr erstes Mal hatte sie sich anders ausgemalt.
    Jette stemmte die Hände in die Hüften. »Du willst das wirklich tun?«
    »Ich will irgendwann wieder nach Hause. Wenn es mir genügend Geld einbringt … ja.«
    Jette schüttelte immer noch den Kopf. »Na, dann komm, ich erzähle dir, was du machen musst. Wenn du es dann immer noch willst, wird Onkel Alvers sich freuen.« Ihr Lachen klang spöttisch.
    Etwas später hatte Jette Karini haargenau erklärt, was die Mädchen auf den Zimmern mit den Männern machten. Karini war der Kern der Erzählungen nicht fremd, auch wenn sie nie selber Teil der Handlungen gewesen war. Aber daran würde sie sich schon gewöhnen. Karini war nicht prüde. Daheim in Surinam und gerade bei den Schwarzen ging man mit diesem Thema recht offen um. Zumal sich in den kleinen Hütten Zwischenmenschliches kaum verbergen ließ. Und letztendlich klang die Arbeit aus Jettes Mund auch weder besonders schwer noch gefährlich. Sie wusste, dass Onkel Alvers aufpasste, dass die Kunden seiner Herberge keinen Ärger machten. Die Huren in Paramaribo hatteKarini zwar als verlumpte und abgerissene Gestalten in

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