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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Posthalter hereinbrachte, als Jean den Namen ihrer Tochter erwähnte.
    »Aha, soso, überstürzt …«
    Julie ballte die Hände zu Fäusten. Wegemakers’ zweideutige Anmerkungen trafen sie wie kleine Nadelstiche. »Karini hat mit Pieter Bricks Tod nichts zu tun. Sie war in der besagten Nacht gar nicht auf Watervreede.«
    »Ist das wirklich ganz auszuschließen, Mevrouw Riard?«
    Juliette blickte ihm fest ins Gesicht. »Das Mädchen war verletzt und erschöpft. Es war die ganze Nacht bei seiner Mutter hier auf Rozenburg.« Sie hatte jetzt wirklich genug.
    »Und Ihr Sohn, der ja in der besagten Nacht die Plantage Watervreede irgendwann verlassen hat … gibt es Zeugen dafür, dass er hier auf Rozenburg war?«
    Juliette sah aus dem Augenwinkel, wie auch Jean seine Hände auf dem Schoß zu Fäusten ballte. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er innerlich sehr aufgewühlt war. »Ja natürlich, unsere Haushälterinnen können beide bezeugen, dass er hier war.«
    Der Mann blätterte wieder raschelnd in seinen Papieren. »Die beiden Frauen haben ausgesagt, dass Henry Leevken nachmittags auf Rozenburg ankam. Wenn man davon ausgeht, dass man zu Pferd gut sechs Stunden unterwegs ist … war er also zur Tatzeit noch auf der Plantage Watervreede.« Er hob den Blick und schaute Julie direkt ins Gesicht. »Erlauben Sie mir die Anmerkung, Mevrouw Riard, aber der Umstand, dass Ihr Sohn jetzt in Europa weilt, erleichtert das Ganze nicht gerade. Zudem … es lässt eher Fragen aufkommen.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Julie fixierte ihn. Sie konnte nur noch schwer an sich halten, nicht auf ihn loszugehen.
    »Es sieht ja fast so aus, als wolle sich Ihr Sohn weiteren Befragungen entziehen.«
    Julie prustete empört. »Na hören Sie mal, erst melden Sie sich wochenlang nicht und jetzt verlangen Sie, dass … dass …«
    Posthalter Wegemakers erhob sich, seine Miene war ernst. »Mevrouw Riard, solch eine Untersuchung dauert nun einmal seine Zeit, und es ist doch eher unüblich, dass, solange eine Untersuchung nicht abgeschlossen ist, einer der Verdächtigen das Land verlässt.«
    »Verdächtigen? Sie glauben doch nicht, dass mein Sohn …?«
    »Mevrouw Riard, so wie ich das sehe, sind momentan nochalle verdächtig, die in besagter Nacht auf der Plantage waren. Ihr Sohn hat ohne Anmeldung und Erlaubnis das Land verlassen. Das wird Konsequenzen haben.«
    »Er kommt doch wieder.« Jean war ebenfalls aufgestanden.
    »Ja? Und wann?«
    »Das kann ich Ihnen nicht genau sagen.«
    »Sehen Sie …« Der Posthalter klaubte seine Unterlagen zusammen und schickte sich an zu gehen. »Mevrouw Riard, Mijnheer Riard, meine Arbeit hier ist so weit abgeschlossen. Ich denke, es wird dazu in einigen Wochen in der Stadt eine Anhörung geben. Bis Sie vom Gericht hören, sollten Sie allerdings darauf achten, dass nicht noch mehr Verdächtige das Land verlassen.« Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ das Haus.
    Julie ging zu Jean und schmiegte sich an ihn. »Das kann er doch nicht ernst meinen! Denkst du, er verdächtigt Henry?«
    Jean drückte sie an sich. »Ich weiß nicht, was er denkt. Ich glaube nicht, dass Henry … aber seine Abreise zum jetzigen Zeitpunkt war vielleicht wirklich etwas unglücklich. Wir müssen abwarten.«
    Julie umarmte ihn fester. »Ich hoffe, die beiden kommen wohlbehalten wieder zurück«, murmelte sie in seine Schulter. Lange standen sie so und hielten sich aneinander fest.

Kapitel 20
    A msterdam mit seinen vielen Grachten erinnerte Henry ein wenig an Paramaribo. Die Stadt kam ihm riesig vor. Sofort nach der Ankunft verabschiedete sich Schrievenberg von Henry. Henry hatte ihm einen Teil der Fahrtkosten übergeben, und der Mann hatte wohlwollend genickt. »Junger Mann, es war mir eine Ehre, vielleicht trifft man sich eines Tages wieder. Und nun viel Glück bei der Suche nach dem Mädchen.«
    Henry hatte etwas unschlüssig auf der Straße gestanden und nicht gewusst, was er als Erstes tun sollte. Kalter Nieselregen fiel vom Himmel herab, und Henry fragte sich zum wiederholten Male, ob es in diesem Land wohl immer und ewig regnete. Fröstelnd schlug er seinen Kragen hoch. Er beschloss, zunächst das Kontor von Wim Vandenberg aufzusuchen. Leider hatte er in Calais versäumt, den Brief, den Wim ihm gegeben hatte, aufzugeben. Jetzt würde er also direkt persönlich vorsprechen. Vielleicht hatte man dort bereits etwas von Karini gehört.
    Das Kontor der Vandenbergs lag im Handelsviertel nahe des Hafens.

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