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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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abschätzenden Blick musterte, und Inika mühte sich dann, besonders fleißig zu arbeiten, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Inika wollte Martin eigentlich erst von dem Kind erzählen, wenn dieser eine Entscheidung bezüglich seiner Zukunft gefällt hatte. Aber bald würde selbst ihr weitestes Kleid ihren Bauch nicht mehr verbergen können. Die Zeit drängte. Inika hoffte immer noch darauf, dass Martin auf sein Erbe bezüglich der Plantage Rozenburg pochen würde. Sehr zu ihrem Ärger schien er jedoch nichts dergleichen zu beabsichtigen. Sie wollte ihn nicht bedrängen, überlegte aber, wie sie ihm einen weiteren Impuls in diese Richtung geben konnte. Sie grübelte viel darüber nach, bis ein ganz anderes Problem zurück auf die Plantage kam: der Posthalter, mit dem Wunsch nach einer neuerlichen Befragung. Als er sie eines Nachmittags rufen ließ, konnte sie ihr nervöses Zittern nur mit äußerster Anstrengung unterdrücken.
    Martin hatte bereits mit dem Beamten gesprochen und fing sie auf dem Weg in den Salon ab.
    »Inika, ich glaube, sie tappen immer noch im Dunkeln. Aber mach dir keine Sorgen, erzähl einfach das Gleiche wie beim letzten Mal. Ich denke, wir haben nichts zu befürchten.« Inika sah, dass er sich mühte, sie zu beruhigen, doch ihr entging nicht, dass Martins Mienenspiel seinen Worten widersprach.
    Inikas Nervosität stieg. Was, wenn der Posthalter etwas Neuesherausgefunden hatte, wenn er einen Verdacht hegte? Wenn dieser sich gar auf sie bezog? Die Gedanken rasten in ihrem Kopf. Sie war die Situation sicher hundertmal in Gedanken durchgegangen: Offiziell war sie die ganze Nacht bei ihrer Mutter gewesen, die sich ja Gott sei Dank an nichts anderes erinnerte. Könnte sie jemand anderes, abgesehen von Bogo, in dieser Nacht gesehen oder gehört haben? Sie selbst hatte niemanden bemerkt. Was aber, wenn jemand dem Posthalter nun einen Tipp gegeben hatte? Vielleicht wusste Martin ja schon mehr.
    Sie zwang sich zur Ruhe und hob dann den Blick. »Martin, was ist los? Hat der Mann irgendetwas gesagt, das ich wissen sollte?« Sie bemühte sich um einen möglichst belanglosen Ton, hörte aber selbst, dass ihr das nur bedingt gelang.
    Martin beugte sich vor. »Er war schon auf Rozenburg, da hat er im Grunde aber auch nichts Neues erfahren«, sagte er flüsternd. »Aber … Henry und Karini sind seit Wochen in Europa, und es gibt keine Nachricht von ihnen. Karini scheint der Beamte nicht zu verdächtigen, aber«, er schluckte, »Henry … seine Reise zum jetzigen Zeitpunkt wirft kein gutes Licht auf ihn.«
    Inika fiel eine zentnerschwere Last von den Schultern. Henry also … Und wenn sie nun diese Information für sich verwenden könnte? Sofort begann es in ihrem Kopf fieberhaft zu arbeiten. Äußerlich jedoch mühte sie sich um einen entsetzten Gesichtsausdruck, zumal Martins offensichtliche Betroffenheit sie wirklich anregte. »Der Arme … und er weiß nicht einmal etwas davon.« In Inikas Kopf reifte eine Idee.
    »Nun geh, lass den Posthalter nicht zu lange warten. Er scheint die Sache schnell hinter sich bringen zu wollen.« Martin schob Inika in Richtung Salontür.
    Inika holte tief Luft und betrat den Raum. Der Posthalter sah sie mit einem geringschätzigen Blick an.
    »Das indische Dienstmädchen … dann habe ich ja fast alle befragt. Setz dich.«
    Inika hockte sich vor dem Mann auf den blanken Holzboden. Wie immer ärgerte sie sich über diese niedere Position und über die herablassende Anrede. Irgendwann, so dachte sie wütend, würde sie in Gesellschaft von Weißen nicht mehr auf blanken Böden und Holzdielen sitzen müssen. Nein, nicht irgendwann, sondern bald, korrigierte sie sich. Wenn das Kind erst geboren war, würde sich alles ändern. Diese Chance würde sie sich nicht nehmen lassen. Inika faltete die Hände in ihrem Schoß und setzte ein liebliches Lächeln auf. Dann hob sie den Blick.
    »So, dann erkläre mir doch bitte noch einmal, was du gemacht hast in dieser Nacht«, sagte der Posthalter, in einem Tonfall, der fast schon gelangweilt klang. Das würde sich gleich ändern.
    Inika wiegte den Kopf, als müsse sie angestrengt überlegen. »Ich habe mich um meine kranke Mutter gekümmert. Ich war die ganze Nacht in der Kammer im Gästehaus, mit meiner Mutter und mit meinem Mann Bogo.« Inika wusste, dass diese Aussage riskant war. Ihre Mutter hatte nichts gesehen oder gehört, und Inika konnte sich sicher sein, dass sie das auch so ausgesagt hatte. Was Bogo betraf, konnte sie sich

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