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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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diesen Moment in Gedanken durchgespielt, in allen möglichen Szenarien. Nun aber schwieg Henry. Lange sprach niemand ein Wort.
    Dann fragte er schließlich leise: »Willst du … kommst du wieder mit nach Hause, Karini?«
    Karini fiel ein Stein vom Herzen. Diese Frage bedeutete ihr viel: Henry stieß sie nicht von sich, sondern wollte immer noch, dass sie mit ihm zurück nach Surinam ging! Trotzdem … gab es noch zwei Probleme. Das Kind und … »Henry, ich weiß nicht … ich habe Angst, dass Masra Pieter …«
    »Pieter ist tot!« Henry spie die Worte förmlich aus.
    Karini traute ihren Ohren nicht. Masra Pieter war tot? Sollte sie etwa von seiner Seite nichts mehr zu befürchten haben? Aber wie konnte das sein? Das letzte Mal hatte er doch noch äußerst lebendig gewirkt … Hatte er etwa an einer schweren Krankheit gelitten? Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Was, wenn jemand … »Was ist denn passiert?«
    Henry erzählte Karini von den Geschehnissen. Angefangen bei seinem eiligen Ritt nach Watervreede und dem anschließenden Streit mit Masra Pieter und Martin, nachdem er Karini gefunden hatte, bis hin zu dem Moment, als Masra Jean nach Rozenburg gekommen war, um ihm zu berichten, dass Masra Pieter tot war. Er zögerte kurz. »Pieter hat gesagt, er hätte … Martin ist also …?«
    »Ich weiß es, meine Mutter hat es mir erzählt.«
    Henry schien diese Antwort zu erleichtern. Er nahm Karinis Hand und drückte sie kurz, bevor er berichtete, wie er Kiri wochenlang bedrängt hatte, ihm Karinis Aufenthaltsort zu verraten. Karini durchfuhr eine Welle der Zärtlichkeit. Sie war stolz auf ihre Mutter und ihr dankbar, dass sie geschwiegen hatte. Dann wanderten ihre Gedanken wieder zu Masra Pieter.
    »Aber wer zum Teufel hat ihn denn umgebracht?«
    »Ich weiß es nicht.« Henry zuckte die Achseln. »Es ist mir auch egal, ich hoffe, Pieter schmort in der Hölle.«
    Wieder schwiegen beide eine lange Zeit. Karini wusste nur zu gut, dass viele einen Grund hatten, Pieter zu töten. Ob es aber tatsächlich jemand von den Plantagen gewesen war? Karini schauderte. So ganz mochte sie den Gedanken nicht zu Ende denken. Onkel Alvers klappte derweil die Stühle auf die Tische.
    »Wir müssen gehen. Onkel Alvers schließt gleich.«
    Sie verließen den Gastraum und traten Hand in Hand in die laue Frühlingsnacht.
    »Ich … ich würde dir gerne anbieten, mit zu mir zu kommen, ich habe ein Zimmer gemietet … aber … die Herbergsmutter, sie ist ein Drachen.«
    Karini musste lachen. »Ist schon gut, mir ist heute sowieso nicht mehr nach Schlaf.«
    Hand in Hand wanderten sie durch die Straßen von Amsterdam. Sie kamen zum Hafen, wo die ersten Fischer im fahlen Morgengrauen bereits ihre Schiffe klarmachten und die Möwen noch verschlafen auf den hohen Pollern saßen. Sie setzten sich auf eine Kaimauer und starrten auf das Wasser.
    »Fast ein bisschen wie zu Hause.« Henry wandte ihr den Kopf zu, auf seinem Gesicht lag ein Lächeln. »Karini, ich finde es nicht schlimm, dass du … nun ja … du musstest ja Geld verdienen.«
    Karini war ihm unendlich dankbar für diesen Satz. Wie viel Angst hatte sie doch vor seiner Reaktion gehabt – und auch, wenn sie ihn recht gut kannte, so hatte sie nicht zu hoffen gewagt, dass er das akzeptieren würde. Sie empfand so viel Dankbarkeit, so viel Zärtlichkeit für diesen Mann, dass es sie fast physisch schmerzte, ihm jetzt die Hand zu entziehen. Denn da war noch etwas. Und das würde er vermutlich nicht so leicht hinnehmen können.
    »Da ist noch etwas, was ich dir sagen muss.« Es gelang ihr nicht, seinem Blick standzuhalten, und sie senkte beschämt den Blick. Sie atmete tief durch, sie hatte sich geschworen, ihm die Wahrheit zu sagen, und dies war der richtige Augenblick. »Ich … ich erwarte ein Kind.« Nun war es heraus. Ängstlich betrachtete sie ihn aus den Augenwinkeln. Und es war, wie sie befürchtet hatte. Er sackte zusammen und ließ den Kopf hängen.
    »Heißt das … dass du einen anderen Mann hast?«, hörte sie ihn fragen.
    »Nein!« Karini verspürte ob dieser Frage ein Verlangen zu lachen. »Es ist einfach so, dass das leider passieren kann, wenn man … so sein Geld verdient.« Sie schluckte schwer. »Aber das Kind kann schließlich nichts dafür, dass ich so dumm war, nicht genug aufzupassen …« Karini wagte nicht, Henry anzuschauen. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken.
    Und plötzlich, nach einer langen Weile, spürte sie, wie Henry ihre Hand wieder in

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