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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Jettes üppigem Busen landete.
    »Was willst du von Karini?« Jette baute sich vor ihm auf, dass ihm der Blick in den Raum verwehrt blieb.
    »Ich muss sie sprechen … ich suche sie schon sehr lange.«
    »Henry?« Hinter Jette tauchte Karinis ungläubiges Gesicht auf.
    »Oh Gott, Karini, endlich!« Henry sprang um Jette herum und umarmte Karini stürmisch und lange. Karini stand zunächst reglos da, dann erwiderte sie seine Umarmung. Um sie herum kicherten einige der Mädchen.
    Karini hatte zunächst ihren Augen nicht getraut. Als Onkel Alvers Besuch für Karini gerufen hatte, hatte sie mit einer Verwechslung gerechnet – wer sollte sie hier schon besuchen? Sie kannte niemanden und schon gar niemanden, der sich in dieses Etablissement verirren würde. Als dann aber eine Stimme hinter Jettes Rücken zu sprechen begonnen hatte, war sie zusammengezuckt – die Stimme hatte durchaus vertraut geklungen, auch wenn sie den Bruchteil einer Sekunde gebraucht hatte, sie ihrem Eigentümer zuzuordnen. Konnte er wirklich hier sein, hier in Amsterdam?
    »Henry?« Als ihr klar wurde, dass er tatsächlich vor ihr stand, und er sie stürmisch umarmte, blieb ihr fast die Luft weg. Dann aber schmiegte sie sich an ihn und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf, es waren Tränen der Freude. Henry war da, und mit ihm strömten schlagartig all die verdrängten Erinnerungen an Surinam durch ihren Kopf. Sie hatte sich in den letzten Wochen regelrecht gezwungen, nicht an ihre Heimat zu denken, zu schmerzlich waren die Erinnerungen, zu schmerzhaft der Gedanke, in absehbarer Zeit nicht dorthin zurückkehren zu können. Karini war Henry dankbar, dass er sie gewähren ließ. Sie spürte seine Nähe, sein Verständnis, seine Hand, die weich und warm über ihren Rücken strich. Karini schluchzte laut auf.
    Henry löste sich vorsichtig aus der Umarmung und schob ihren Kopf von seiner Schulter. Dann umfasste er sanft mit beiden Händen ihr Gesicht und strich ihr mit den Daumen die Tränen von den Wangen. »Karini, ich habe dich fast ein halbes Jahr lang gesucht, ich bin nach Europa gereist und quer durch Amsterdam gelaufen, Tag für Tag. Jetzt habe ich dich gefunden«, sagte er leise, sein Blick war voller Zärtlichkeit, und Karini hatte das Gefühl, in seinen Augen zu versinken. »Karini, ich liebe dich. Und ich wünschte, ich hätte schon vor langer Zeit den Mut gehabt, es dir zu sagen«, er schluckte, »ich liebe dich, und ich möchte, dass du wieder mit mir nach Hause kommst.«
    Karini spürte, wie eine Welle der Liebe und Zärtlichkeit sie durchspülte. Unwillkürlich musste sie lachen, während ihr immer noch Tränen über die Wangen liefen. Sie sah in Henrys blaue Augen und strich ihm zärtlich, ganz vorsichtig, als könne er sich in Luft auflösen und sich alles als ein Traum entpuppen, über die Wange.
    »Ich … ich liebe dich auch, Henry«, sagte sie, bevor ihre Stimme brach.
    Leise Seufzer brachten die beiden zurück in die Wirklichkeit. Um sie herum standen die anderen Mädchen und sahen sie mit verzückten Gesichtern an.
    Jette setzte dem verzauberten Augenblick ein Ende, indem sie laut in die Hände klatschte. »Jaja, los jetzt. Karini hat ihren Prinzen, und wir anderen müssen weiterarbeiten. Beke – du übernimmst die nächste Tanznummer. Ich denke«, sie zwinkerte Karini zu, »Karini setzt eine Runde aus. Los, los, raus jetzt, Mädchen.« Sie scheuchte die jungen Frauen aus dem Raum und schloss energisch die Tür von außen.
    Karini war außer sich vor Glück. Henry hatte sie gesucht, und er hatte sie gefunden. Mit beidem hatte sie nicht gerechnet, und sie freute sich unbändig darüber. Sie war froh über seine Worte,wollte nichts lieber, als mit ihm zusammen sein, zusammen zurückkehren nach Surinam, aber nun würde sie um eine ausführliche Erklärung nicht herumkommen. Wie musste es in seinen Augen wirken, sie ausgerechnet hier zu finden? Verlegen trat sie einen Schritt zurück.
    »Henry, es tut mir leid«, begann sie zögerlich.
    Er unterbrach sie energisch: »Karini, du musst dich doch nicht entschuldigen!« Er bedachte sie mit einem langen Blick. »Ich habe mir große Sorgen um dich gemacht, nach allem, was geschehen ist. Und jetzt bin ich einfach nur froh, dich gefunden zu haben, wenn auch ein bisschen überraschend.« Er sah sich im Raum um. »Aber wie kommst du hierher, Karini?«
    Die Gedanken rasten in Karinis Kopf. Die Situation war ihr entsetzlich peinlich, und eigentlich

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