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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Hier auf der Plantage? Kommt mit, kommt sofort mit zum Haus!«
    Inika wusste nicht, wie ihr geschah. Misi Juliette wirkte äußerst beunruhigt und schob Inika und Karini jetzt energisch vor sich her. Als die beiden jungen Masras zögerten und begierig in den Wald starrten, wo Masra Jean eben verschwunden war, wurde die Misi böse.
    »Ihr auch, sofort!«, herrschte sie die beiden an.
    Auf der Veranda rief Misi Juliette nach Liv und Kiri. Die Unruhe war ihrer Stimme deutlich anzuhören. Beide traten sofort mit besorgtem Blick durch die ehemalige Sklaventür.
    »Misi Juliette, Karini? Was ist passiert?« Karinis Mutter blickte forschend in die Runde.
    Karini flüsterte nur wieder: »tigri!« , woraufhin ihre Mutter die Hand vor den Mund schlug und ein paar klagende Laute von sich gab, bevor sie ihre Tochter in den Arm nahm.
    »Los, alle ins Haus! Solange Jean nicht wieder da ist, will ich niemanden draußen wissen.« Misi Juliettes Stimme war ungewöhnlich streng.
    Tigri  – Jaguar? Inika kannte die Bedeutung dieser Worte nicht, dennoch zeigte ihr das Verhalten der anderen, dass etwas äußerst Gefährliches geschehen war. Nie zuvor hatte sie solche Angst gehabt, und nun bemerkte sie beschämt, dass ein paar dicke Tränen über ihre Wangen rollten. Sie bemühte sich, sie wegzuwischen, trotzdem gelang es ihr nicht, sie vor Misi Juliette zu verbergen.
    »Alles gut, er ist ja weg«, sagte diese mit ruhiger Stimme, während sie Inikas Arm tätschelte. Inika war die Geste peinlich, und schließlich gelang es ihr, den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken. Dennoch beruhigten sie die Worte nicht. Sie spürte, dass die Misi sehr besorgt war. Immer wieder blickte sie durch das Fenster zum Waldrand, und die Angst und die Spannung, die in der Luft lagen, waren unverkennbar.
    Masra Jean kam wenig später zum Haus zurück. Auch er wirkteangespannt und schüttelte den Kopf. »Er ist fort. Ich werde ein paar Männer zur Wache abstellen, sie sollen alle Hunde rauslassen.« Sein Blick fiel auf Karini und Inika.
    »Kommt, ich bringe euch ins Dorf«, sagte er sanft. »Und ich möchte nicht, dass ihr jungen Leute in den nächsten Tagen allein auf der Plantage herumlauft«, fügte er in strengem Tonfall hinzu, während sein Blick auch zu Masra Henry und Masra Martin wanderte.
    Wenig später lief Inika neben Karini hinter Masra Jean her zum Arbeiterdorf. Was war eigentlich geschehen? Hatte der Hund sie beißen wollen? Aber warum hatte der Masra dann gesagt, die Aufseher sollten alle Hunde rauslassen? War das nicht viel gefährlicher?
    Sicher war nur, dass Karini ihr aus einer sehr bedrohlichen Situation geholfen hatte. Zögerlich betrachtete Inika sie von der Seite, und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie seit Karinis Ankunft auf Rozenburg noch nicht mit ihr geredet hatte. Eigentlich hatte sie sogar versucht, alle Schwarzen zu meiden. Andererseits machten auch die meisten Schwarzen keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen die Kontraktarbeiter, die in der Meinung gründete, die Inder würden sich in ihre Bereiche drängen, auf ihre Arbeitsplätze, in ihr Land. Aber vielleicht war Karini ja gar nicht so? Inika gab sich einen Ruck. »Danke«, sagte sie zaghaft.
    Karini war sichtlich überrascht und betrachtete sie einen Moment von der Seite. »Ist schon gut, das war doch selbstverständlich, du konntest ja nicht wissen …«, sagte sie schließlich freundlich.
    Inika bemerkte erleichtert das verständnisvolle Lächeln auf ihren Lippen und setzte zu einer weiteren Frage an. »Was war mit dem Hund vorhin?«, fragte sie leise.
    Wieder wirkte Karini überrascht, und Inika fürchtete schon, die gute Stimmung zwischen ihnen zerstört zu haben, als Kariniplötzlich loslachte. »Mit dem Hund? Du weißt auch gar nichts, kleines indisches Mädchen, oder? Der Hund wollte dich nur beschützen. Dich hat vorhin fast ein Jaguar gefressen! Der saß im Gebüsch hinter dir.«

Kapitel 5
    J ulie. Das Tier ist fort. Mach dir keine Sorgen.«
    Julie stand am Fenster und spähte in die Dämmerung. Jean trat an ihre Seite und legte ihr beruhigend den Arm um die Schultern. Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust, ohne dabei den Blick vom Fenster abzuwenden. Es tat gut, seine Nähe zu spüren. Viel zu selten hatten sie Zeit füreinander. »Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Hund nicht da gewesen wäre«, sagte sie leise.
    Jeans Griff um ihre Schulter wurde für einen Moment fester. »Die Aufseher lassen die Hunde jetzt draußen an den Ketten, und in der

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