Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
Vom Netzwerk:
immer extra anmelden. Warum ihr Vater Dany aber das Dorf mehrmals im Jahr verlassen und für einige Wochen zu seinem Vater Aiku ins Dorf der Maroons im Regenwald ziehen durfte, ohne dass der Masra Einwände erhob, war Karini ein Rätsel. Ihr Vater war schließlich selbst kein Maroon. Aber er genoss gegenüber den anderen Arbeitern einige Privilegien, und das nicht nur, weil er Vorarbeiter war. Misi Juliette und Masra Jean behandelten Dany und auch Kiri durchaus mit einer gewissen Bevorzugung, auch wenn das niemand zugegeben hätte. Ihr Vater schien das, abgesehen von seinen Besuchen im Regenwald, nicht auszunutzen, aber solange Karini denken konnte, hatte er sie dazu ermahnt, auf ein gutes Verhältnis zu Misi Juliette und Masra Jean zu achten  – die beiden hätten sie schließlich stets wie Familienmitglieder behandelt. Und das stimmte. Je länger Karini jetzt darüber nachdachte, während ihre Mutter im Hintergrund mit Tante Faruga redete, desto seltsamer schien ihr das alles plötzlich.
    Und jetzt war ihr Vater also wieder bei den Maroons. Früher hatte er Karini oft mit zu ihrem Großvater genommen, aber als sie älter wurde und ihre Mutter regelmäßig mit den jungen Masras in die Stadt begleitete, wurden diese Besuche immer seltener.
    »Du musst lernen, in der Stadt und mit den blanken zurechtzukommen. Dein Großvater wird immer dein Großvater bleiben und er liebt dich sehr, aber das Maroondorf ist jetzt kein Ort mehr für dich. Deine Zukunft liegt nicht im Regenwald, sondern hier auf der Plantage«, hatte ihr Vater ihr erklärt.
    Als Karini später zum Plantagenhaus ging, um dort ihrer Mutter und Liv zur Hand zu gehen, traute sie kaum ihren Augen. Auf der hinteren Veranda saßen Masra Henry und Masra Martin neben dem indischen Mädchen auf einer Matte. Beide redeten abwechselnd auf es ein und lachten laut. Als Karini näher trat, hörte sie, dass die Jungen offensichtlich versuchten, dem Mädchen die niederländische Sprache beizubringen. Das Mädchen lächelte verhalten und wandte immer wieder schüchtern das Gesicht ab, was die Masras nur noch mehr anspornte, es zum Nachsprechen der Wörter zu ermutigen.
    Als Masra Henry sie bemerkte, rief er: »Komm zu uns, Karini, wir bringen Inika gerade ein paar neue Wörter bei.«
    Karini spürte Wut in sich aufwallen. Sie hatte überhaupt keine Lust, sich dazuzusetzen. Überhaupt, was bildeten sich die Jungen ein? Vor ein paar Tagen noch, in der Stadt, hatte Masra Martin sie wie Luft behandelt und jetzt saßen sie beide ungerührt neben diesem Inderkind?
    Karini straffte den Rücken und eilte sich, ins Haus zu kommen. »Ich hab jetzt keine Zeit«, murmelte sie im Vorbeigehen. Sie zog es heute vor, ihrer Mutter und Liv zu helfen.
    In den nächsten Tagen wurde es nicht besser. Masra Henry und Masra Martin buhlten regelrecht um Inikas Aufmerksamkeit, die sie auch bekamen. Dafür musste Karini Inikas Aufgaben übernehmen. Weder Liv noch ihre Mutter schien das sonderlich zu beschäftigen. Wenn die beiden jungen Masras wünschten, Zeit mit Inika zu verbringen …
    Ein kleiner Lichtblick für Karini war in diesen Tagen die Rückkehr ihres Vaters. Auch er freute sich sichtlich, seine Tochter und seine Frau zu sehen, und überbrachte Grüße vom Großvater. Dann aber musste er auch schon wieder auf die Felder.
    Karini beschloss, Inika entgegen der Anweisung der Misi Juliette, so gut es ging, zu ignorieren. Das Mädchen schien ihre Unterstützung schließlich nicht zu brauchen … Aber es schmerzte sie sehr zu sehen, wie ihre Freunde sich plötzlich dem anderen Mädchen zuwandten.
    »Warum gehst du nicht auch zu ihnen?«, wollte ihre Mutter wissen, als Karini schmollend den Eimer mit frischem Wasser mit einer barschen Bewegung auf die Veranda stellte. Eben hatte sie gesehen, dass die drei vorne im Garten saßen.
    »Was soll ich denn da? Masra Martin hält mich doch sowieso für … und Masra Henry …«
    »Ist euer Streit immer noch nicht begraben?«
    Karini zuckte mit den Achseln. Eigentlich hatten sie kein Wort mehr über den Vorfall verloren. Sie wollte auch nicht darüber sprechen, schon gar nicht mit den jungen Masras. Insgeheim hatte sie schon gehofft, dass sie sich jetzt auf der Plantage wieder etwas mehr für sie interessieren würden. Aber nun hatten sie ja Inika gefunden.
    Ihre Mutter, die sie sehr genau beobachtete, lachte plötzlich auf. »Bist du gar eifersüchtig?«
    Karini warf ihr einen bösen Blick zu. »Ich?« Aber der kleine, schmerzende Stich, den sie

Weitere Kostenlose Bücher