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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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ärgerte sie umso mehr. Obwohl … in ihrem Hinterkopf regte sich eine schwache Erinnerung. Hochzeit … indische Arbeiter … Dorf. Plötzlich traf es sie wie ein Schlag. Genau das war damals doch der Grund gewesen, warum sie überhaupt losgeritten war, um Jean zu suchen! Aufgeregt sprang sie vom Stuhl auf der Veranda auf, dass dieser fast umkippte. »Jean, wer heiratet? Hast du das erlaubt?«
    Jean zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht, reg dich doch nicht auf! Was hast du denn?«
    Julie jedoch schwante Böses. »Wer hat dich gefragt?«
    »Kadir vor ein paar Wochen, warum?«
    »Und du hast es erlaubt?« Für einen kurzen Moment hoffte sie, dass er die Worte nicht aussprechen würde, von denen sie wusste, dass sie jetzt kommen würden.
    »Ja, natürlich …«
    Julie hatte für einen winzigen Moment das Gefühl, dass die Welt stillstand, nur um sich dann mit rasanter Geschwindigkeit weiterzudrehen. »Oh Jean … sie verheiraten Inika!«
    Jean wurde kreidebleich und starrte sie an. »Julie, das Mädchen ist doch noch viel zu …«
    »Eben darum, ich wollte es dir damals sagen, als ich zu dir geritten bin, ich hatte es nur … der Sturz …« Julie raffte ihren Rock und eilte los.
    Jean folgte ihr auf den Fersen. »Nun warte doch.«
    Als Julie atemlos das Dorf erreichte, sah sie Inika umringt von den anderen auf dem kleinen, geschmückten Platz vor den Hütten stehen. Trotz des üppigen Schmucks wirkte das Mädchen wie ein Häufchen Elend. Ihr leerer Blick sprach Bände.
    Julie war empört. Es zerriss ihr das Herz, das so stille, aber doch lebensfrohe Mädchen so verschüchtert zu sehen. Wütend marschierte sie mitten in die offensichtlich gerade beendete Zeremonie und stellte sich neben Inika. Sie widerstand dem Drang, Baramadir vor die Füße zu spucken, und mühte sich stattdessen um ein forsches Auftreten. »Ich kann das nicht erlauben«, sagte sie laut und deutlich.
    Baramadir, der Inika soeben mit roter Farbe bemalt hatte, sah Julie kurz verwundert an. Dann rief er nach Kadir.
    Kadir trat neben Julie. Er richtete nicht, wie sonst, den Blick unterwürfig zu Boden, sondern reckte Julie das Kinn entgegen.
    »Misi, der Masra hat die Hochzeit erlaubt«, sagte er mit fester Stimme. Jean trat hinzu und fasste Julie am Arm.
    »Julie«, sagte er leise und beschwörend. »Komm mit, es ist nicht gut, was du hier gerade machst.«
    Julie traute ihren Ohren nicht. Anstatt Inika zu Hilfe zu eilen, versuchte er, seine eigene Frau zu maßregeln! Verstand er denn gar nicht, was diese Hochzeit bedeutete?
    »Lass mich los Jean, sie können das Kind doch nicht einfach …«
    Sie hörte, dass Kadir sich räusperte, und wandte ihm den Blick zu. Mit einem triumphierenden Blick auf Inika sagte er: »Misi, die Hochzeit ist gerade beendet.«
    Julie fixierte Kadir mit wütendem Blick. In der Luft lag plötzlich eine bedrohliche Stimmung, und die indischen Männer um sie herum traten ein paar Schritte näher. Julie blickte kurz zu Inika, die wie eine hölzerne Puppe dastand und sie mit großen, angstvoll geweiteten Augen anschaute. Julie bemerkte, dass Jean den Griff um ihren Arm verstärkte, und versuchte, sie aus der Runde der Inder zu ziehen.
    »Julie, komm bitte, das hat keinen Zweck.«
    Julie wusste, dass er recht hatte, sie waren zu spät gekommen! Eine Welle der Hilflosigkeit strömte durch ihren Körper und machte sie nur noch wütender. Sie sah Kadir und Baramadir, der jetzt lässig grinsend den Arm um Inika gelegt hatte, wutschnaubend an. »Ich warne euch: Kommt mir auf meiner Plantage zu Ohren, dass dem Mädchen irgendetwas passiert …«, sagte sie drohend.
    »Julie!« Jean zog sie aus der Menge und fort vom Festplatz. »Was soll das, bist du nicht bei Sinnen? Du kannst doch den Arbeitern gegenüber nicht so auftreten. Fast hättest du einen Aufstand ausgelöst. Sie hätten uns angreifen können.« In Jeans Stimme schwang ein vorwurfsvoller Ton, aber auch Sorge mit.
    »Nicht so auftreten? Jean, sie haben gerade ein vierzehnjähriges Mädchen mit einem alten Mann verheiratet. So etwas dürfen wir doch auf unserer Plantage nicht dulden!« Sie riss sich von Jean los. »Und du hast das auch noch erlaubt!«, schnaubte sie wütend. Sie war frustriert und fühlte sich das erste Mal von ihrem Mannim Stich gelassen. Jean hielt doch sonst seine Hand über alles, was auf der Plantage geschah. Warum duldete er dieses Verhalten der Arbeiter?
    »Julie, ich wusste doch nicht, dass sie das Mädchen verheiraten, ich dachte, es ging um

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