Die Blume von Surinam
kurz darauf trat Dany mit der zappelnden und heulenden Inika am Arm hinter einer Hütte hervor.
Karini spürte, wie die Erleichterung sie wie eine Welle durchflutete. Sie hatte Inika gefunden, und es ging ihr augenscheinlich gut! »Inika … Inika, so beruhige dich doch. Es ist alles gut«, sagte sie so sanft wie möglich.
»Nichts ist gut! Ihr seid gekommen, um mich zurückzubringen!«, heulte Inika, wehrte sich aber nicht mehr gegen Danys Griff.
»Ja, aber lass uns …«
»Lassen Sie sofort das Mädchen los!«, ertönte eine Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
Dany zuckte zusammen und gab Inika sofort frei.
Als die Missionsschwestern die Gruppe erreichten, versteckte Inika sich Schutz suchend hinter Schwester Daria. Die andere Schwester trat warnend auf Dany zu. Inzwischen waren auch andere Bewohner der Plantage auf das Geschehen aufmerksam geworden und kamen neugierig herbeigelaufen.
»Ich denke, wir sollten das in Ruhe besprechen.« SchwesterDaria drehte sich um und legte Inika den Arm um die Schultern. Dann gab sie Karini ein Zeichen, ihnen zu folgen.
Auf der Veranda des großen Gebäudes wies die Schwester die Mädchen schließlich an, sich auf die Hocker zu setzen. Inika schluchzte leise vor sich hin und wischte sich mit einem Zipfel ihres Kleides immer wieder über die Wange.
»So, du erzählst uns jetzt, was auf eurer Plantage vorgefallen ist«, sagte Schwester Daria bestimmt.
Karini schluckte. Aber so unangenehm es ihr auch war und sosehr sie diesen Moment auch gefürchtet hatte – die Wahrheit war unumgänglich. Und so begann sie zu erzählen.
Die Schwestern bekreuzigten sich immer wieder und stöhnten erschreckt auf, als Karini vom Streit zwischen Baramadir und Inikas Vater berichtete. Inika schrie auf.
»Mein Vater ist tot?«
Karina sah den Schmerz in den Augen des Mädchens. Wie gerne hätte sie ihr diese Wahrheit erspart. »Ja, Inika, es tut mir leid«, sagte sie traurig.
»Bei Shiva … meine Mutter … ich muss sofort zurück zur Plantage!« Inika sprang von der Veranda und wandte sich in Richtung Fluss.
Karini war vollkommen überrascht. Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Ein Blick auf die Schwestern zeigte ihr, dass diese ähnlich empfanden.
»Aber, Kind, nun warte doch erst einmal …«, rief Schwester Daria beruhigend.
Inika blieb tatsächlich stehen, sah aber Karini mit flehendem Blick an. »Bitte! Es ist wirklich dringend, wir müssen sofort zurück! Meine Mutter …«
»Inika, deiner Mutter droht keine Gefahr. Baramadir ist weg, und selbst wenn er zurückkäme, würde er es doch wohl kaum wagen …«
»Es geht doch gar nicht um Baramadir!« Das Mädchen hob flehend die Arme gen Himmel. »Karini, es eilt! Sie werden … meine Mutter muss … wir müssen ihr helfen.«
Karini verstand immer noch nicht, aber jetzt weinte Inika wieder heftig und ließ sich zudem plötzlich auf die Knie fallen. »Vielleicht … vielleicht ist es auch schon zu spät«, stieß sie hervor.
»Zu spät? Wofür zu spät? Was ist denn los?« Karini hielt es jetzt nicht mehr auf ihrem Hocker, sie lief zu Inika und hockte sich neben sie auf den staubigen Boden. Das Mädchen bebte am ganzen Körper, und als Karini jetzt ihren Arm um sie legte, spürte sie, dass sie zitterte. »Inika, ich verstehe nicht. Wofür ist es zu spät?«
»Meine Mutter … weil mein Vater … sie werden sie mit ihm … verbrennen.«
Kapitel 24
S ie kommen!« Henry lief aufgeregt zum Fluss, als er in der Ferne das Boot entdeckte.
Julie blieb mit Helena auf der vorderen Veranda stehen. Sie blinzelte und versuchte, im Schein der hochstehenden Sonne zu erkennen, ob Inika mit im Boot war. Kurze Zeit später sah sie vom Ufer mehrere Personen den Weg heraufeilen, allen voran zwei Mädchen. Erleichtert atmete Julie auf. Doch während Karini in den Weg zum Plantagenhaus einbog, rannte Inika schnurstracks, ohne ein Wort, gefolgt von Dany und Henry, am Plantagenhaus vorbei. Julie blickte ihnen verwundert hinterher.
Karini erreichte indes atemlos die Veranda. Sie deutete kurz einen Knicks an, während die Worte schon aus ihr heraussprudelten. »Misi, Inika ist wieder da, aber … ihre Mutter … hat man den Vater schon bestattet?« Ihre Augen waren angstvoll geweitet.
Die Frage des Mädchens verwirrte Julie. »Ich weiß nicht. Warum? Gut, dass du Inika gefunden hast …«
Julie kam gar nicht dazu, das Mädchen zu loben, denn Karini machte auf dem Absatz kehrt und lief um das Haus herum.
»Was um
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